Wisla (dpa)
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Höhenflug trotz Höhenangst: Raimund glänzt auf der Schanze

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Philipp Raimund ist im noch jungen Olympia-Winter das Trumpf-Ass der deutschen Skispringer. Der erste Weltcupsieg soll nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Von Eric Dobias, dpa
Neuer Hoffnungsträger der deutschen Skispringer: Philipp Raimund (l).
Neuer Hoffnungsträger der deutschen Skispringer: Philipp Raimund (l).  Foto: Grzegorz Momot/PAP/dpa

Auch die zweite Siegerehrung innerhalb von 24 Stunden zauberte Philipp Raimund ein breites Grinsen ins Gesicht. «Es fühlt sich sehr gut an und ist ein geiles Gefühl, vorn mitmischen zu können. Das hätte ich vor dem Sommer nicht erwartet», sagte Deutschlands neue Skisprung-Hoffnung.

Nach Platz zwei am Samstag sprang Raimund beim zweiten Weltcup im polnischen Wisla als Dritter erneut auf das Podium und weckte Hoffnungen auf einen erfolgreichen im Olympia-Winter. Entsprechend groß waren die Emotionen beim Oberstdorfer. «Das macht mich stolz. Ich bin sehr zufrieden», sagte der 25-Jährige. 

Mit 131,5 und 129 Metern musste Raimund nur Vortagessieger Domen Prevc aus Slowenien und dem Japaner Ryoyu Kobayashi den Vortritt lassen. Zum ersten Weltcupsieg der Karriere fehlten dieses Mal 5,5 Punkte, am Vortag waren es 6,8 Zähler gewesen. «Ich werde probieren, weiter an der Landung zu arbeiten. Da ist noch Luft nach oben», sagte Raimund und räumte ein: «Heute war es nicht ganz so locker.»

Horngacher rechnet bald mit erstem Raimund-Sieg

Mit seinen starken Auftritten unterstrich der Saison-Aufsteiger seinen Qualitätssprung, der sich bereits mit Top-Fünf-Platzierungen bei der WM in Trondheim angedeutet hatte. Spätestens der Gesamtsieg im Sommer-Grand-Prix brachte ihm die Gewissheit, ganz vorn mitmischen zu können. Raimunds Erfolgsformel: «Ich habe es geschafft, mein Grundniveau anzuheben, mehr Stabilität, Ruhe und Harmonie in meine Sprünge zu bekommen.» 

Bundestrainer Stefan Horngacher rechnet daher damit, dass der Premierensieg seines Schützlings im Weltcup nicht mehr lange auf sich warten lässt. Die Chance dazu bot sich bereits am Samstag, als Raimund nur von Prevc übertrumpft wurde. 

«Ich hatte gehofft, dass er heute gewinnt, denn er hat einen tollen Sprung gezeigt im zweiten Durchgang. Aber Domen ist auch weit geflogen, das müssen wir akzeptieren», sagte Horngacher und prophezeite: «Irgendwann wird er sicher gewinnen. Das ist nur eine Frage der Zeit.»

Mentaltraining gegen die Höhenangst 

Raimund selbst wollte nicht hadern. «Domen hat einen Super-Job gemacht und das Ding sauber heruntergezogen», zollte er dem Sieger die verdiente Anerkennung. 

Jahrelang schienen Podestplätze für Raimund, der seit 2019 im Weltcup-Zirkus unterwegs ist, unerreichbar zu sein. Nun werden sie langsam zur Gewohnheit. Was auch an seiner neuen Lockerheit liegt. «Er hat momentan einfach die Ruhe weg und ist im Flow», lobte Zimmerkollege Karl Geiger und fügte hinzu: «Er hat einen unglaublichen Bumms in den Haxen und macht das gerade sehr, sehr gut.»

Während die einstigen Vorzeigespringer Geiger und Andreas Wellinger zwei Monate vor den Olympischen Winterspielen weit von ihrer Bestform entfernt sind, befindet sich Raimund im Höhenflug. Und das, obwohl er teilweise unter Höhenangst leidet. «Ich arbeite viel mit einem Mentaltrainer zusammen und bin da in guten Händen», berichtete Raimund und stellte fest: «Es läuft.»

Routiniers im Formtief

Gut im Griff hat er auch die neuen Anzüge. «Ich habe ein ganz anderes Fluggefühl und wurde gezwungen, selbst mehr zu tun im Flug», nannte er einen weiteren Grund für seine Leistungsexplosion. Die soll ihn möglichst bald auf das oberste Treppchen katapultieren. 

Vielleicht schon am kommenden Wochenende beim Heim-Weltcup in Klingenthal. «Da fahre ich mit einem guten Gefühl hin», sagte Raimund. Ganz im Gegensatz zu den schwächelnden Geiger und Wellinger, die in Wisla ohne Weltcup-Punkte blieben. Möglicherweise verordnet der Bundestrainer den jahrelangen Leistungsträgern sogar eine Wettkampfpause. «Das werden wir in Ruhe mit den Sportlern besprechen und spätestens am Dienstag eine Entscheidung treffen», sagte Horngacher im ZDF.

Trumpfte in Wisla zweimal auf: Philipp Raimund.
Trumpfte in Wisla zweimal auf: Philipp Raimund.  Foto: Czarek Sokolowski/AP/dpa
Nach oben  Nach oben