Kunstrad-Zweier vom RV Öhringen holt sich den Weltrekord
Serafin Schefold und Max Hanselmann vom RV Öhringen gelingt beim Weltcup in der Schweiz der perfekte Saison-Einstand:168,94 Punkte. In anderen Worten: Weltrekord.

Die gute Laune war Serafin Schefold noch deutlich anzuhören. Zahlreiche Glückwunschnachrichten gingen beim Neuensteiner und seinem Zweier-Partner Max Hanselmann aus Öhringen am Wochenende auf dem Mobiltelefon ein. "Es hat alles gepasst. Es war richtig gut", sagte Schefold. "Es waren keine großen Fehler dabei." Dabei war die Ungewissheit nach 15 Monaten-Wettkampf-Zwangspause durch die Corona-Pandemie bei dem Kunstrad-Zweier groß gewesen. Und doch prangte am Ende ihrer Kür beim Weltcup im schweizerischen Uzwil eine Punktzahl von 168,94 auf der Anzeigetafel. Weltrekord. 0,26 Punkte mehr als die bisherige Bestmarke der Brüder Andre und Benedikt Bugner (Klein-Winternheim), die ihre Karriere 2019 beendeten. Es muss jetzt noch bestätigt werden.
Wir haben uns eine hohe Messlatte für die Saison gesetzt"
"Das sollte aber kein Problem geben. Es war ein internationales Kampfgericht. Wir haben uns jetzt damit selbst zwar eine hohe Messlatte für die Saison gesetzt, aber auch den Druck etwas rausgenommen", sagt Schefold. Denn der Weltrekord gehörte seit zwei, drei Jahren zu ihren großen Zielen. Doch Verletzungen und dann die Corona-Pandemie verzögerten die geplante Aufstockung ihrer Kür.
In der Schweiz ging der Zweier des RV Öhringen auf Nummer sicher. "Wir haben spontan die Kür etwas abgestockt", sagt Schefold. Sie stellten nur 172,50 Punkte auf - knapp einen Punkt mehr als ihre härtesten Konkurrenten Patrick Tisch/Nina Stapf (RKV Denkendorf/RV Pfeil Magstadt), die auf 158,65 Punkte kamen. Dabei würden ihre Übungen deutlich mehr hergeben. Doch nachdem sie seit mehr als einem Jahr keinen Wettkampf mehr bestritten hatten, wollten sie kein Risiko eingehen. "Die Punktzahl stand eigentlich nicht im Vordergrund", sagte Schefold. "Aber es hat gleich gut angefangen." Der Maute-Sprung, eine der Höchstschwierigkeiten klappte sicher. Der Sattel-Lenker-Handstand, ihr neues Element, machte auch keine Probleme.
Nur wenige Wackler
Das gab gleich zu Beginn der fünf Minuten auf der Fahrfläche Sicherheit. Und trotzdem gibt Schefold zu: "Wir haben beide innerlich gezittert. Aber das hat man wohl nicht bemerkt. Es war nur ein innerliches Wackeln." Und so gab es lediglich wenige Abzüge. Sie verzichteten auch auf taktische Übungen, um die Punktzahl während der Fahrt aufzustocken. "Wir waren auch in der Zeit und hatten nur wenige Wackler", sagt Schefold. Und er gab zu: "Normalerweise mache ich das nicht, aber ich habe schon für mich mitgerechnet und überlegt, bei wie vielen Punkten wir sind." Am Ende hat es knapp zum Weltrekord gereicht. Überraschend zu diesem Zeitpunkt, aber nicht weniger schön.
"Es ist noch Luft nach oben", sagt Schefold. "Wir wollen da schon noch mehr rausfahren. Es waren ja knapp vier Punkte mehr drin." Und auch bei ihrem Ausgangswert können sie noch vier Punkte nach oben, wenn die beiden ihr volles Repertoire zeigen.
Training während Corona-Zwangspause hat sich ausgezahlt
"Wir waren schon selbst überrascht", sagt Schefold. Aber die Trainings-Disziplin während der Corona-Zwangspause hat sich ausgezahlt. "Die Atmosphäre beim Weltcup ist immer sehr entspannt", sagt Schefold. "Wir hatten gleich ein gutes Gefühl. Und auch die Bedingungen haben gepasst. Aber, wir konnten selbst noch nicht richtig einschätzen, wo wir wirklich stehen. Wir haben zwar nicht damit gerechnet, dass wir brutal schlecht fahren, aber der eine oder andere größere Wackler hätte schon drin sein können."
Trotz des guten Saisonstarts wollen die beiden nun akribisch weiterarbeiten. "Wir wollen an Kleinigkeiten schleifen", sagt Schefold, "mehr Sicherheit, mehr Routine in die Kür bekommen. Für die WM-Qualifikation müssen wir auch noch an der Ausdauer arbeiten." Denn im Gegensatz zum Weltcup muss die Kür dann zwei Mal an einem Tag gefahren werden. Aber das sollte für die Weltmeister, die nun auch Weltrekord-Halter sind, kein großes Problem sein.

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