Heilbronner SV steigt als Meister in die 2. Bundesliga auf
Im vierten Oberliga-Jahr gelingt dem Heilbronner Schachverein - auch dank viel Lokalkolorit im Team - der Sprung nach oben. In der Süd-Staffel kommt es in der nächsten Saison zum Derby mit dem SC Eppingen.

Die große Aufstiegsfeier ist zwar erst im Juli geplant, doch die Spieler des Heilbronner SV zelebrierten ihren Titelgewinn auch am Tag des größten Erfolgs der Vereinsgeschichte standesgemäß: Im Biergarten auf der Stuttgarter Karlshöhe wurde angestoßen. Auf den Titel des württembergischen Mannschaftsmeisters, vor allem aber auf den Aufstieg in die 2. Bundesliga Süd, den die Heilbronner am finalen Oberliga-Spieltag besiegelt hatten.
Die Ausgangslage war bereits vor der Fahrt nach Stuttgart günstig gewesen, vor Ort verbesserte sie sich dann unverhofft noch einmal: Der HSchV war als Liga-Spitzenreiter mit einem Punkt Vorsprung auf Verfolger SK Bebenhausen und die Schachfreunde Deizisau II zur zentralen Meisterschaftsendrunde in die Landeshauptstadt gereist. Da sich die beiden Verfolger dort im direkten Duell gegenüberstanden, mussten die Heilbronner ihre Hausaufgaben gegen Schmiden/Cannstatt selbst erledigen und konnten nicht auf Schützenhilfe hoffen.
3:0-Führung, ehe die erste Figur bewegt worden ist
Weil der Schachklub aus Fellbach allerdings nur fünf der acht Bretter besetzen konnte, war der Heilbronner SV bereits mit 3:0 Brettpunkten auf der Siegerstraße, noch bevor die erste weiße Figur überhaupt über das Brett bewegt worden war. Am Ende stand ein 6:2-Erfolg und damit der Titelgewinn. "Wir wollten vor der Saison aufsteigen und wussten auch, dass wir eigentlich die Favoriten sein müssten. Aber wir können es jetzt trotzdem noch immer nicht ganz glauben", berichtet Julian Bissbort, Erster Vorsitzender des HSchV.
Doch so reibungslos wie zum Schluss, war es in den übrigen Runden für die SV-Spieler nicht immer. Zum Saisonstart setzte man sich im DGB-Jugendheim an der Gartenstraße nur knapp mit 4,5:3,5 gegen die Schachfreunde Deizisau II durch. "Im Nachhinein hatte das schon etwas Vorentscheidendes, weil wir einen direkten Konkurrenten geschlagen hatten", blickt Bissbort zurück.
Vollsperrung des Engelbergtunnels begünstigt einzige Saison-Niederlage
Danach wurden die SV-Erfolge deutlicher, ehe bei der Anreise zum vorletzten Spiel gegen Bebenhausen eine Vollsperrung des Engelbergtunnels den Heilbronnern einen Strich durch ihre Siegesserie machte: Zwar kam das Gros der Heilbronner gerade noch innerhalb der Karenzzeit in Tübingen an, doch ein Brett blieb gezwungenermaßen unbesetzt. Das daraus resultierende 0:1 konnte der Schachverein in der Folge nicht mehr aufholen. Es folgte die einzige Saisonniederlage (3,5:4,5), die den vorzeitigen Titelgewinn verhinderte, am Ende dann aber verschmerzbar blieb.
Der größte Erfolg des 1951 gegründeten Vereins bekommt durch die Verbundenheit vieler Spieler zur Region und die hohe Zahl der Eigengewächse eine ganz besondere Note. Mit dem jüngsten Kader der Liga war der HSchV in die Saison gestartet. Der Aufstieg sei daher auch ein Verdienst der sehr breiten Jugendarbeit, sagt Julian Bissbort. "Unsere Jugendtrainer machen mehr, als eigentlich normal ist", sagt der Vereinsvorsitzende anerkennend. Schulkooperationen und die auf Bundesebene erfolgreichen Jugendmannschaften sind ein zentraler Punkt des Erfolgs.
Vorstand Bissbort: "Was wir bieten können, ist ein gutes Brett"
Daneben gilt: Im Erwachsenenbereich haben Neuzugänge immer auch eine Verbindung zum Verein oder zu einem seiner Spieler. "Wir wollen niemanden mit Geldern oder Prämien locken und irgendwo abwerben", erklärt Julian Bissbort - auch in der zweiten Liga wird es dabei bleiben. "Was wir bieten können, ist ein gutes Brett" - also eine hohe Spielklasse mit guten Gegnern. "Sollten wir uns nicht in der Liga halten können, ist das nicht schlimm. Die zweite Liga ist vor allem eine Belohnung für Diejenigen, die sie erspielt haben." Die nächste Saison dürfte daher für das gesamte Team ein Abenteuer werden.
Während der Feierlichkeiten in Stuttgart war daran aber freilich noch nicht zu denken. Die roten Aufstiegsshirts mit dem blonden Käthchen und dem Slogan "Blitz und Donner, die Heilbronner" sind nicht nur ein echter Hingucker, sondern passen auch zur regionalen Verbundenheit des Vereins. Und dass Kapitän Enis Zuferi die Shirts bereits vor dem vorletzten Spieltag und der Niederlage gegen Bebenhausen in Auftrag gegeben hatte, ist auch Indiz dafür, dass man beim Heilbronner SV eine solide Portion Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten besitzt.
Von einem Mittelfeld- zu einem Spitzen-Team
Der Heilbronner SV ist in der dritthöchsten Spielklasse schrittweise von einem Mittelfeld- zu einem Spitzen-Team geworden. Nach der Vize-Meisterschaft 2019 gelang nun, im vierten Oberliga-Jahr, der Sprung nach oben. Dort, in der Süd-Staffel der 2. Bundesliga, wird man sich in der nächsten Spielzeit im Derby mit dem SC Eppingen messen.