Ein Traum geht in Erfüllung
DIe Kundradfahrer Serafin Schefold und Max Hanselmann vom RV Öhringen holen sich in Dormbirn den WM-Titel im Zweier.

Schon die erste Probe sagte Max Hanselmann und Serafin Schefold zu. Im vergangenen Jahr bissen sie bei der Heim-WM in Stuttgart in die Silbermedaille. Sie schmeckte. So sehr, dass sie noch mehr davon wollten.
Dieses Mal wurde der Geschmack sogar noch etwas verfeinert. Bei ihrer zweiten WM-Teilnahme holte sich der Kunstrad-Zweier des RV Öhringen am Samstagabend im österreichischen Dornbirn den Weltmeistertitel. Und das mit einer wahrhaft weltmeisterlichen Kür. "Mehr geht nicht", sagte ihr Heimtrainer Jürgen Wieland und lobte: "Das war 100 Prozent Sollerfüllung."
Herausragende Leistung fast ohne Abzüge
164,28 Punkte brachten Serafin Schefold und Max Hanselmann aufs Parkett. Bei eingereichten 164,8 Punkten eine herausragende Leistung. Schließlich wird die eingereichte Punktzahl zu Grunde gelegt und jeder Fehler führt zu einem Abzug. Nur bis zu einem gewissen Grad kann die Wertung durch taktische Übungen wieder erhöht werden. "Der Vorkampf war schon super", sagte Serafin Schefold. "Aber im Finale haben wir noch mal zwei Punkte draufgepackt. Ein Traum geht in Erfüllung."
Im Vorkampf am Samstag hatten die Brüder André und Benedikt Bugner, die Serienweltmeister und Titelverteidiger aus Klein-Winternheim einen kleinen Vorsprung. Auf 162,47 Punkte kamen Schefold/Hanselmann mit einer souveränen und sicheren Leistung. Die Weltrekordhalter Bugner/Bugner kamen auf 163,09. Nicht erst da war klar, dass es ein enges Finale der besten Vier werden würde.
Ein Kunstrad-Krimi in zwei Akten
Österreich und Schweiz legten am Abend solide vor. Danach entwickelte sich ein Kunstrad-Krimi in zwei Akten. Schefold/Hanselmann fuhren extrem konzentriert und sicher, die Übungen passten perfekt. Kaum ein Wackler war zu sehen. Es gab kaum Abwertungen. "Man merkt bei der zweiten Übung normal die Anstrengung", sagte Max Hanselmann. "Aber es war noch so viel Adrenalin in uns, dass wir noch genügend Kraft hatten."
Das Öhringer Paar setzt in seiner Kür auf viel Akrobatik, Handstände und Sprünge. "Das war schon konditionelle Schwerstarbeit", sagte auch Jürgen Wieland. "In den letzten eineinhalb Minuten hat Sea Max die gesamte Zeit auf den Schultern. Das geht in die Beine." Doch die Muskeln hielten. Dabei waren die Beine schon nach dem Vorkampf schwer.
Unter Druck gesetzt
Als das Ergebnis nach den vorgegebenen fünf Minuten Fahrzeit bei 164,28 blieb, war klar: der Titel ist möglich. Schefold/Hanselmann hatten ihre Kontrahenten unter Druck gesetzt. Und dies hinterließ Wirkung. Bugner/Bugner wirkten nervös. Sie wackelten immer wieder, fuhren ihre taktischen Übungen nicht wie gewohnt. Der Ausgangswert von 168 schrumpfte zusehends, nach zwei Minuten standen nur noch 165,85 Punkte, kurz vor dem Ende 164,6. Dann stürzten Bugner/Bugner.
"Aber ich denke, Max und Sea wären auch so ganz knapp vorne gewesen", sagte Jürgen Wieland. Die Brüder Bugner wurden bis auf 153,76 Punkte abgewertet. "Deren Sturz hat auch uns weh getan", sagte Wieland. "Aber Sea und Max haben den Titel geholt, weil sie selbst zwei Mal eine phantastische Leistung auf die Fläche gezaubert haben. Das war unfassbar."
Lange Feier in der Dornbirner Messehalle
Wieder einmal ging ein Plan von Trainer und Sportlern auf. Die WM-Qualifikation fuhren sie solide, bei der deutschen Meisterschaft erhöhten sie den Druck und holten den Titel, machten Bugner/Bugner damit schon nervös. Bei der WM lieferten sie dann eine Glanzleistung ab.
Im Foyer der Dornbirner Messehalle wurde noch lange gefeiert. Schließlich waren etwa 40 Fans aus Öhringen mit nach Vorarlberg gefahren. Um halb drei am Morgen klinkte sich Jürgen Wieland aus. Am Sonntagabend stand noch ein Bankett als Pflichtprogramm an. Heute Abend geht es zurück in die Heimat, dann steht noch am Rathaus ein Empfang für die Weltmeister an.
Stimme.de