Kuhlmann übernimmt erneut das Amt des Rugby-Bundestrainers
Der Heilbronner Mark Kuhlmann kehrt überraschend auf den Posten des Rugby-Bundestrainers zurück. Interimsweise hatte der ehemalige Neckarsulmer Bundesligatrainer das Amt vor einem Jahr schon ausgeübt.

Erst im Januar hatte der Deutsche Rugby-Verband (DRV) mit Melvine Smith und Byron Schmidt ein neues Trainerteam für die 15er-Rugby-Nationalmannschaft vorgestellt. Unter dem Duo gab es im Februar eine bittere 20:33-Niederlage gegen die Schweiz. Die weiteren Partien im Rahmen der Rugby Europe Trophy wurden coronabedingt erst einmal verschoben.
Am Donnerstag verkündete der DRV, dass ab sofort wieder Mark Kuhlmann die Schwarzen Adler als Bundestrainer übernimmt. Der 51-jährige Böckinger hatte das Amt vergangenes Jahr bereits interimsweise ausgeführt. Unser Redakteur Stephan Sonntag hat am Telefon mit Kuhlmann gesprochen.
Herr Kuhlmann, die Nachricht, dass Sie ins Amt des Bundestrainers zurückkehren kam heute überraschend. Für Sie wahrscheinlich eher nicht.
Mark Kuhlmann: Nein, ich habe in den vergangenen Monaten viele Gespräche mit den DRV-Verantwortlichen geführt, nachdem meine Nachfolger signalisiert hatten, dass sie aufgrund von beruflichen Veränderungen das Amt wohl nicht länger ausüben können.
Nach den beiden Länderspielen im vergangenen Jahr hatten Sie den Job noch abgelehnt.
Kuhlmann: Das war eine andere Situation, weil ich da neben meinem regulären Job als Finanzberater auch noch als Vereinstrainer beim TSV Handschuhsheim tätig war. Man macht sich unglaubwürdig, wenn man auf allen Hochzeiten tanzen will. Mein Engagement in der Bundesliga hat sich ja inzwischen erledigt und ich war stattdessen viel Fahrradfahren. Das werde ich auch weiter tun, aber so wollte ich auch nicht abtreten. Insofern bin ich froh, dass ich diese Möglichkeit jetzt noch einmal erhalte.
Die Nationalspieler sollen sich deutlich für Sie als Bundestrainer ausgesprochen haben.
Kuhlmann: Das ist natürlich ein schönes Feedback. Wobei die Spieler, die ich vergangenes Jahr nicht nominiert habe, wahrscheinlich nicht so begeistert sind.
Vielleicht war für das Votum auch ausschlaggebend, dass man bei Ihnen nicht so viel trainieren muss?
Kuhlmann: Das kann natürlich auch sein (lacht). Wobei die Spieler ja überwiegend in ihren Vereinen trainieren müssen, das Rugbyspielen lernen sie bei mir nicht. Ich hoffe eher, dass die Mannschaft gesehen hat, dass ich etwas davon verstehe, auf internationalem Niveau zu spielen und wir fruchtbar zusammenarbeiten können. Mit einem Lehrgang vom 8. bis 11. Oktober in Heidelberg werden wir gemeinsam starten.
Wie sieht denn ihr Alltag künftig aus?
Kuhlmann: Viel Videostudium, ein reger Austausch mit den Vereinstrainern, meinem Co-Trainer Lars Eckert und natürlich auch den Bundestrainern im Siebener-Bereich.
Klingt ein bisschen nach Rentenjob.
Kuhlmann: Ja. Ich will nicht ewig Rugbytrainer sein und habe schon oft genug die Rolle rückwärts gewagt. Danach noch einmal in einen Verein zurückzukehren, kann ich mir nicht vorstellen.
Was sagt Ihre Frau zum neuen/alten Amt?
Kuhlmann: Sie ist stolz und freut sich. Ich bin ja jetzt seit einem halben Jahr durchgängig im Homeoffice und von daher hocken wir ja schon viel aufeinander. Insofern ist es ja vielleicht ganz gut, wenn ich künftig auch wieder meiner Rugby-Leidenschaft nachgehen kann.