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Crossfit-Bundesliga zu Gast in Erlenbach: Gesucht wird der kompletteste Athlet

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Acht Teams kämpfen beim "höchst anspruchsvollen Hobbysport" in einer ehemaligen Lagerhalle um ein Ticket für die deutsche Meisterschaft.

Rauf auf die Kiste, runter in den Liegestütz, rauf auf die Kiste, runter in den Liegestütz − immer unter dem gestrengen Blick des Schiedsrichters: Patrick Kurrles Wettkampfprogramm hat es in sich.
Fotos: Andreas Veigel
Rauf auf die Kiste, runter in den Liegestütz, rauf auf die Kiste, runter in den Liegestütz − immer unter dem gestrengen Blick des Schiedsrichters: Patrick Kurrles Wettkampfprogramm hat es in sich. Fotos: Andreas Veigel  Foto: Veigel, Andreas

Die Lautstärke ist ohrenbetäubend. Die Bässe wummern. Die Menge schreit. Sonntagnachmittage in Erlenbach sind nicht immer beschaulich. Zumindest nicht, wenn die Fitness-Bundesliga zu Gast im Weinstädtchen ist. Austragungsort der Wettkämpfe ist eine unscheinbare, frühere Lagerhalle am Ortsrand, in der seit 2019 ein Crossfit-Studio beheimatet ist.

"In dieser Atmosphäre gehst du noch einmal über deine Grenze hinaus", sagt Julia Echeverria. Die Argentinierin aus Abstatt tritt für die Lokalmatadore "Barbell Bros." an, einem gemischten Team aus den Studios in Bietigheim und Erlenbach. Die 32-Jährige hat ihren Workout-Parcours bereits absolviert, feuert jetzt ihre Teamkollegen an.

Wettkämpfe haben es in sich

Gerade ist Marvin Brück gefordert. Der Modellathlet aus dem Bretzfelder Ortsteil Schwabbach arbeitet sich gerade an der 110 Kilogramm schweren Langhantel ab. Neun Mal Kreuzheben, sechs Mal Stand-Umsetzen und drei Mal zur Hochstrecke bringen. Als der 28-Jährige die Hantel fallen lässt, jubeln die Teamkollegen.

Auf der Wettkampffläche gibt es keine Pause. Jetzt ist Patrick Kurrle gefordert. Seilspringen, dann 15 Mal die Zehen an die Klimmzugstange bringen ("Toes to Bar"), abschließend zwölf der gefürchteten Burpees (Liegestütz mitsamt Sprung auf die aufrecht gestellte Box). Ein Schiedsrichter beobachtet genau, ob die Übungen korrekt ausgeführt werden. Nur dann werden sie gewertet. Parallel zu den "Barbell Bros." arbeiten sich drei weitere Bundesligateams an den geforderten Übungen ab. Wer innerhalb des Zeitrahmens von 25 Minuten als erstes fertig ist gewinnt.

"Toes to Bar" − Zehen an die Klimmzugstange heißt die Übung für Luisa Goldhammer. Noch drei Wiederholungen will der Schiedsrichter von ihr sehen.
"Toes to Bar" − Zehen an die Klimmzugstange heißt die Übung für Luisa Goldhammer. Noch drei Wiederholungen will der Schiedsrichter von ihr sehen.  Foto: Veigel, Andreas

Teamgedanke als Besonderheit der Bundesliga

"Das Tolle an der Bundesliga ist der Teamgedanke. Bei vielen anderen Crossfit-Wettkämpfen tritt man alleine an", erklärt Brück, der nach seinem bereits dritten Wettkampf-Workout des Tages noch erstaunlich entspannt wirkt. Während des Gesprächs kommen immer wieder Gratulanten auf ihn zu. "Wir hier im Studio und auch in der gesamten Szene sind wie eine große Familie", sagt Brück.

Crossfit hat er während eines Studienaufenthalts in Singapur für sich entdeckt. "Dort fand ich kein Studio für mein Krafttraining und habe Calisthenics ausprobiert." Geräte für dieses Eigengewichttraining gibt es inzwischen überall. Seitdem hat ihn das Crossfit-Fieber gepackt. "Ich trainiere fünf Mal die Woche jeweils zwei bis drei Stunden. Diese Mischung aus Kraft, Ausdauer und Turnen ist das reizvolle. Man muss alles beherrschen."

Julia Echeverria und Teamkollege Marvin Brück.
Foto: Stephan Sonntag
Julia Echeverria und Teamkollege Marvin Brück. Foto: Stephan Sonntag  Foto: Stephan Sonntag

Freundschaften und Integration: Crossfit verbindet

Teamchef und Studioleiter Philipp Eckardt ordnet ein: "Unsere Bundesliga-Athleten sind die Speerspitze. Das ist schon höchst anspruchsvoller Hobbysport. Bei uns kann aber jeder auf jedem Niveau einsteigen." Nach der Rückkehr aus ihrem dreiwöchigen Heimaturlaub hatte Echeverria das Gefühl einiges von ihrem Leistungsniveau eingebüßt zu haben.

"Nach dem WM-Sieg wurde in Argentinien ja nur gefeiert. Alle waren komplett verrückt", sagt die IT-Spezialistin lachend. Daher fuhr sie ihr Wettkampfprogramm etwas runter. "Über den Sport bin ich in Deutschland angekommen. Wir Argentinier brauchen einfach Menschen um uns. Wir können sonst nicht leben." Ihren Freund hat sie selbstredend beim Crossfit kennengelernt.


Rund um die Fitness-Bundesliga

Die Fitness-Bundesliga wurde 2018 von Nico Bade und Simon Stützer ins Leben gerufen. In Erlenbach fand der zweite von acht Spieltagen statt, gleichzeitig der Regionalentscheid für Baden-Württemberg. Es gewann das Team "Treibstoff" aus Sinsheim, die Lokalmatadoren der "Barbell Bros." landeten auf Rang vier von acht Teams. Die besten 24 Teams qualifizieren sich für die Playoffs um die deutsche Meisterschaft im Mai in Mühlhausen. Jedes Team besteht aus vier Frauen und vier Männern. An jedem Spieltag müssen vier Workouts gemeistert werden. Ein Sportler darf maximal zu drei Workouts antreten.

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