Carina Bär rudert diese Saison nur in der zweiten Liga mit
Olympiasiegerin Carina Bär kämpft in dieser Saison nicht um einen Platz im Nationalteam. Trotzdem lässt sie es alles andere als locker angehen: Ihr Saisonziel ist die berühmte Henley-Regatta in Großbritannien.

Sie kennt alle Termine. Ob Trainingslager, Ergometertest oder die Daten zur internen Qualifikation in Hamburg. Doch bei keinem ist Carina Bär, Olympiasiegerin im Doppelvierer von Rio de Janeiro, dabei. Es ist eine bewusste Entscheidung der 29-Jährigen von der Heilbronner Rudergesellschaft Schwaben, in dieser Saison nicht um einen der begehrten Plätze in der Nationalmannschaft mitzukämpfen, auch auf die deutschen Kleinboot-Meisterschaften in Köln vom 12. bis 14. April verzichtet die Frau aus Bad Rappenau-Babstadt.
"Es ist beruflich schwieriger geworden", sagt Carina Bär, die als Assistenzärztin in einem Dortmunder Krankenhaus in der HNO-Abteilung arbeitet, dort auch häufiger 24-Stunden-Dienste absolviert. Darüber hinaus ist die Kommunikation mit Bundestrainer Marcin Witkowski, der seit Ende 2016 für den Frauen-Skull-Bereich zuständig ist, nicht immer perfekt. Also setzt Carina Bär in dieser Saison sportlich andere Schwerpunkte. Statt auf Leistungsüberprüfungen, Weltcups und die WM im österreichischen Ottensheim konzentriert sich die mehrmalige Unterländer Sportlerin des Jahres auf internationale Regatten.
Ihr Saisonhöhepunkt wird mit der Henley-Regatta vom 3. bis 7. Juli eine weltbekannte Traditionsveranstaltung höchster Güteklasse sein. Auf die besonderen Tage in Großbritannien freut sich Carina Bär mächtig - und trainiert täglich konsequent zwei Stunden. Angedacht sind im Vorfeld zudem Starts bei den internationalen Regatten in Gent, Duisburg und im slowenischen Bled.
Trauer über den Tod des Freunds und Kollegen Maximilian Reinelt
Der Tod ihres engen Freundes, Studienkollege und Achter-Olympiasiegers Maximilian Reinelt, der Mitte Februar völlig überraschend im Alter von gerade einmal 30 Jahren beim Langlaufen in St. Moritz verstorben ist, hat die Ruderin sehr traurig und nachdenklich gemacht. "Das war nochmal ein Zeichen, dass man nicht alles verschieben kann", sagt Carina Bär. "Wir haben so viel gemeinsam erlebt, manchmal habe ich schon wie Max gedacht. Wir waren uns schon sehr ähnlich."
Ihre Saisonpläne hat sie mit ihrem Trainer Thomas Affeldt und dem leitenden Bundestrainer Ralf Holtmeyer besprochen. "Sie verstehen es, dass es die Situation derzeit nicht mehr zulässt", sagt Carina Bär - wohl wissend, dass mit der Weltmeisterschaft und den Qualifikationen für die Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio bereits wichtige Weichen gestellt werden. Über die Saison hinaus mag Carina Bär im Moment nicht laut nachdenken, doch Holtmeyer hat signalisiert, er würde sich freuen, wenn das langjährige Mitglied der Nationalmannschaft dabei bliebe.
Die Entscheidung gegen die Nationalmannschaft gibt ihr trotz aller beruflichen Belastungen mehr Freiheiten
Locker geht es Carina Bär trotz des freiwilligen Rückzugs in die zweite Liga in diesem Jahr nicht an. Sie sagt: "Ich schaue schon, dass ich ordentlich fit bin, denn ich möchte bei den Regatten gut drauf sein." Aus diesem Grund hat sie auch bei ihrem Besuch auf dem elterlichen Hof in Babstadt Ende März im Kofferraum ihres Autos das Ergometer verstaut gehabt. So ist die 29-Jährige auch beim Training selbstbestimmter. Die Entscheidung gegen die Nationalmannschaft gibt ihr trotz aller beruflichen Belastungen mehr Freiheiten, auch mal wieder ein altes Hobby, das Reiten, aktiv anzugehen. So hat sich Carina Bär spontan einen Ausritt zu Pferd gegönnt.
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