Brackenheimer Motorrad-Youngster mit 46 PS am Start
Der 14-jährige Julius Coenen nimmt beim Junior Cup in Österreich teil. Bereits mit sieben Jahren saß der Brackenheimer das erste Mal auf einem Pocketbike.

Wäre sein Vater nie hobbymäßig Motorrad gefahren und hätte seine große Schwester nie die Motivationskeule geschwungen, wäre Julius Coenen wohl nie im Rennsport gelandet. Aber wie heißt es so schön: Nichts im Leben passiert ohne Grund. Und so saß der Brackenheimer bereits mit sieben Jahren das erste Mal auf einem Pocketbike. Zuvor hatte sein Vater Sascha Eisenblätter recherchiert und war im Zuge dessen auf den AMC Ettlingen, einen Auto- und Motorsportclub bei Karlsruhe, gestoßen.
Mit Schnupperkursen nahm alles seinen Anfang. Es dauerte gar nicht lange, da folgten die ersten Trainings und Rennen und das Pocketbike wurde gegen das 8,6 PS starke Mini Bike, die Honda NSF100 in der Einsteigerklasse, getauscht. "Wir sind die Kartbahnen Deutschlands abgefahren", erinnert sich Sascha Eisenblätter, der seinen Sohn bei seinem Hobby unterstützt, wo er nur kann. Mit Tochter Helena und deren Freund Max begleiten sie Julius auf die Rennstrecken dieser Welt, schrauben an seiner Maschine und stehen hinter ihm.
Ein tolles Familien-Team
"Wir sind ein tolles Team." Trainings und Rennen in Ländern wie Österreich, Tschechien, Belgien und Frankreich standen schon auf dem Programm. 2018 wurde der 14-Jährige, der zur Zeit die achte Klasse des Zabergäu Gymnasiums in Brackenheim besucht, im ADAC Mini Bike Cup Achter.
Kurze Zeit später ging es hoch in die Nachwuchsklasse, wo er den neunten Gesamtrang belegte. Ende Mai wird er beim neuen Austrian Junior Cup in Österreich auf einer KTM RC4R-Rennmaschine an den Start gehen. In konkreten Zahlen ausgedrückt heißt das mit 46 PS Leistung und einer Spitzengeschwindigkeit von bis zu 200 Stundenkilometer. "Ich muss ehrlich sagen, am Anfang war ich sehr nervös. Der Sport ist nicht ganz ungefährlich", gibt Sascha Eisenblätter zu. Den ein oder anderen Unfall habe er bereits von der Fahrbahn aus mitbekommen.

Sturz beim Nothern Talent Cup am Hockenheimring
Auch seinen Sohn habe er vergangenes Jahr beim Nothern Talent Cup am Hockenheimring per Highsider ein paar Meter über die Rennbahn fliegen sehen. "Und das Motorrad hinterher. Das war ein Schock." Ein Highsider ist ein Motorradunfall, bei dem das Hinterrad wegrutscht, wenn der Fahrer in der Kurve zu schnell beschleunigt. Aber Julius Coenen hatte Glück im Unglück und kam mit dem Schrecken davon. Der 14-Jährige gibt zu: "Danach hatte ich Respekt wieder aufs Motorrad zu steigen und die gleiche Strecke zu fahren. Man weiß, was passieren könnte."
Bei allem Risiko steht für das Vater-Sohn-Gespann aber vor allem eins im Fokus: Der Spaß. "Am Ende des Tages überwiegt die Freude. Wir haben immer ein Lächeln im Gesicht", sagt Sascha Eisenblätter, der das Hobby seines Sohns aus eigener Tasche heraus finanziert. Bis auf die Schutzkleidung, die werde gesponsert.
25 000 Euro für eine Saison
"Für eine Saison muss man rund 25 000 Euro in die Hand nehmen", erklärt er. Aber: "Es ist nur eine Zahl für mich. Solange wir sie finanzieren können, solange ziehen wir das durch." Ihm sei bewusst, dass es ein Privileg sei, dieses Hobby seinem Sohn zu ermöglichen. Viele könnten das allein aus finanzieller Sicht gar nicht stemmen. Julius Coenen ist dankbar: "Es ist aufregend." In der Schule lernt er französisch, damit er sich hoffentlich bald über die deutschen Grenzen hinweg mit seinen Mitstreitern unterhalten kann.
Mit Krafttraining, Dehnübungen und Balanceeinheiten bereitet er sich für den Austrian Junior Cup in Österreich Ende Mai vor. Der Motorsport habe ihn selbstbewusster gemacht, erzählt er. Und wer weiß, vielleicht wird er irgendwann in die Fußstapfen seines 30-jährigen Vorbilds Danilo Petrucci, einem italienischer Motorradrennfahrer, treten. "Er hat einen coolen Fahrstil und einen lustigen Charakter", sagt der 14-Jährige. Sein Ziel für dieses Jahr? "Im Austrian Junior Cup will ich unter die Top Fünf kommen und irgendwann in den nächsten Jahren nochmal beim Nothern Talent Cup mitmachen." Dann aber ohne Highsider, versteht sich.



Stimme.de
Kommentare