Es hat nicht sollen sein
Oberstenfeld/Vancouver - Im Sommer hat Michael Layer seine Karriere beendet. Bis dahin war der 31-jährige Oberstenfelder einer der besten deutschen Snowboarder, die sich im Duell Mann gegen Mann die Abfahrtstrecken der Welt hinunterstürzten. Jetzt verfolgt er die Winterspiele vor dem Fernseher.

Snowboard - Der Fernseher geht an, und die Wehmut ist da. Wenn Michael Layer heute Abend um 23 Uhr auf der heimischen Couch in Oberstenfeld Platz nimmt, dann ist da dieses Gefühl: Mensch, da hättest du auch dabei sein können. "Wenn das nicht so wäre, dann hätte ich all die Jahre ja etwas falsch gemacht", sagt Michael Layer.
Im Sommer ist für den 31-Jährigen ein Lebensabschnitt zu Ende gegangen. Bis dahin war Layer einer der besten deutschen Snowboarder, die sich im Duell Mann gegen Mann die Abfahrtstrecken der Welt hinunterstürzten. Schanzen, Kurven. All das bei hohen Geschwindigkeiten. Boardercross ist für viele die spektakulärste Disziplin der Snowboarder.
Jetzt sitzt Layer vor dem Fernseher, während die alten Kameraden um Gold, Silber und Bronze fahren. Vor einigen Monaten hat Layer das Brett in die Ecke gestellt und das Nomadendasein im Weltcup beendet. "Wenn ich 2006 in Turin nicht bei Olympia dabei gewesen wäre, dann hätte ich es durchgezogen", sagt er. 2006, die Winterspiele von Turin. Die Atmosphäre, das Aufeinandertreffen mit den Athleten aus aller Welt. "Olympia ist einfach das Größte, dafür quälst du dich all die Jahre, davon träumst du doch schon als Kind", sagt Layer. Sportlich endeten die Spiele mit einer Enttäuschung. Bei der Premiere reichte es nur zu Rang 27. "Ich war nicht mehr hundertprozentig vom Projekt Vancouver 2010 überzeugt", sagt er heute, vier Jahre später. Zuletzt war er nicht mehr voll bei der Sache. Und jedes Prozent weniger Einsatz lässt sich eben in den Ergebnislisten ablesen. Layer wollte nicht mehr nur noch der Hinterherfahrer sein.
Die Ergebnisse hatten in der vergangenen Saison nicht gestimmt. "Ich war nur einmal 13. Auf der Olympiastrecke in Whistler", sagt er. Dort ist er immer gut gefahren. 2005 wurde er in Kanada sogar Vierter bei den Weltmeisterschaften: "Die Strecke dort ist mir immer entgegen gekommen."
Arbeitsvertrag
Im Sommer stand der gebürtige Heilbronner vor der Wahl: "Entweder ich investiere in neues Material - oder ich nehme dieses Angebot an", erzählt Layer. Das Unternehmen in Freiberg am Neckar, bei dem er seine Studienabschlussarbeit gemacht hat, legte ihm einen Arbeitsvertrag vor. "Jetzt bin ich in der Solarbranche", sagt Layer, der ein Studium der regenerativen Energien an der FH Kempten absolviert hat. Auch ohne Snowboard steht er auf der Sonnenseite des Lebens.
Michael hat ihn nie jemand genannt. Layer war immer der Perego. Den Namen eines Hotels am Silfserjoch in Bormio trägt Layer, seit er als 17-Jähriger den Treffpunkt des ersten Trainingslagers vergessen hatte und sich kurz entschlossen im Hotel Perego einmietete. Was bleibt, ist der Platz im Geschichtsbuch. "Ich bin immer noch der einzige deutsche Weltcup-Sieger", sagt Layer. 2004 in Saas Fee ließ er die Konkurrenz hinter sich.
Der Stress im Berufsleben ist nun ein anderer als jener des Studenten und Sportsoldaten. Plötzlich fehlt die Zeit für Bewegung. "Das war die größte Umstellung. Ich hab ja nie die Füße hochgelegt", sagt er. Das wird er nun heute Abend vor dem Fernseher erledigen - und seinen beiden ehemaligen Mannschaftskameraden David Speiser und Konstantin Schad die Daumen Drücken. "Vielleicht klappt es ja mit einem Platz unter den ersten Zehn", sagt Layer.
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