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Kirchardt, Kirchardt und nochmal Kirchardt

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Der Vorjahres-Meister ist nach seinem Aufstiegsverzicht Topfavorit und Buhmann der Kreisliga, dahinter tummeln sich ein paar Herausforderer. Vor allem einem Team wird zugetraut, Kirchardt den Rang abzulaufen.

Nach dem Verzicht auf den Aufstieg ist Vorjahresmeister SG Kirchardt nicht nur Topfavorit, sondern auch Buhmann der Liga. Sportlich muss die SG mit mehr Gegenwehr rechnen.
Nach dem Verzicht auf den Aufstieg ist Vorjahresmeister SG Kirchardt nicht nur Topfavorit, sondern auch Buhmann der Liga. Sportlich muss die SG mit mehr Gegenwehr rechnen.  Foto: Herbert Schmerbeck

Der Wunsch nach Normalität, nach ein bisschen mehr Ruhe ist nirgends im Fußballkreis größer als bei der SG Kirchardt. Der Meister der abgelaufenen Kreisligasaison hat mit seinem Aufstiegsverzicht bei der Konkurrenz und Beobachtern eine Welle der Empörung ausgelöst, deren Wogen längst noch nicht geglättet sind. Zeitweise diskutierten die anderen Kreisligisten gar einen Boykott, wollten in der an diesem Freitag beginnenden Runde nicht gegen die SG antreten.

Zwar ist die Empörung zuletzt ein wenig abgeebbt und auch ein Boykott inzwischen vom Tisch, wirklich gerne gesehen ist die SG Kirchardt in der Kreisliga dennoch bei den allerwenigsten. Kicker non grata oder die Aussätzigen, wie Thomas Hafner es formuliert. Der Spielausschussvorsitzender der SG konstatiert entsprechend: "Normalität ist noch lange nicht eingetreten. Wir sind froh, wenn es ab dem Wochenende wieder um Fußball geht."

Grundproblem liegt erst einmal woanders

Dass es im Sommer anders war, die Causa derart hochkochte, dafür hätte schon die SG selber gesorgt, sagen die anderen. Im Zentrum der Kritik steht gar nicht der Landesliga-Verzicht an sich. "Die Regel gibt es halt, also liegt das Grundproblem erst einmal woanders", springt Martin Schenk, Trainer des TSV Ittlingen, dem Lokalrivalen ein wenig zur zur Seite. "Aber hätte Kirchardt das ganze Thema demütiger kommuniziert, hätte vielleicht keiner ein Problem damit", sagt er.

Vor allem mit ihren Meister-Shirts, auf denen unter anderem auch der Verzicht abgefeiert wurde, zogen die Spieler den Ärger aller auf sich. Viele sehen darin den Gedanken des Wettkampf-sports mit Füßen getreten. "Was alle nicht verstehen: Das ist ironisch gemeint", sagt Hafner. "Das war alles auf uns bezogen, da steht auch was gegen mich drauf." Im Nachhinein hätte man darauf lieber verzichtet, es anders gemacht. Zum Aufstiegsverzicht aber steht die SG. "Wir haben im Sinne des Vereins gehandelt", betont Hafner.

Niemand hatte sich in Kirchardt ernsthaft mit der Landesliga befasst

Im Winter hatte die SG noch acht Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Waibstadt, niemand hatte sich auch nur ansatzweise mit der Landesliga auseinandergesetzt. "Unsere Planungen waren voll auf die Kreisliga ausgerichtet", sagt Thomas Hafner. Hinzu kam, dass bei einem Aufstieg nicht alle Spieler mitgezogen hätten, eine Handvoll wohl gegangen wäre. Das hätte man nicht so leicht kompensieren können. "Auch nicht mit unseren guten Neuzugängen." Also ist man lieber geblieben - und in der Konstellation auch absoluter Topfavorit auf die nächste Meisterschaft.

"Verschlechtert haben wir und sicher nicht", sagt auch der Spielausschussvorsitzende der SG. "Ob wir der Favorit sind, weiß ich aber nicht." Der TSV Kürnbach werde sicher nicht so schlecht sein, genauso wie der zweite Landesliga-Absteiger, der SV Treschklingen. Und der VfL Mühlbach und die SG Waibstadt gehören für Hafner genauso zum Favoritenkreis wie auch seine SG Kirchardt selbst. "Und vielleicht gibt es ja noch eine Überraschung", sagt er.

Gegen die SG wird jeder Gegner 150 Prozent geben

Nach dem großen Sommertheater scheint bei der SG der Wunsch groß, nicht mehr so im Mittelpunkt zu stehen.

Doch da spielt die Konkurrenz nicht mit. Kirchardt ist Topfavorit. Und Buhmann. Und vielleicht ist genau das die Chance auf ein bisschen mehr Spannung als gedacht. "Gegen Kirchardt wird nach der Nummer jeder 150 Prozent geben", sagt Dustin Weissbeck. Der Trainer des SV Adelshofen fühlt sich schon ein bisschen "verarscht", sagt er. "Ich hoffe, dass Kirchardt keine große Rolle spielt. Aufsteigen wollen sie ja eh nicht."

Ohnehin schätzt Weissbeck den VfL Mühlbach stärker ein. "Die sind sehr kompakt, arbeiten unglaublich gut gegen den Ball", sagt er. Kirchardt habe sehr, sehr gute Einzelspieler. "Aber die meisten davon sind offensiv. Da ist Mühlbach ausgeglichener." Beim VfL Mühlbach ist man sich seiner Stärke durchaus bewusst und will auf jeden Fall vorne dabei sein. "Die Messlatte ist allerdings extrem hoch, wir haben schon sehr überzeugend gepunktet letzte Saison", sagt Kris Georgiev.

SG Waibstadt gibt bewusst kein Ziel aus

Der Trainer des VfL schätzt die Liga in der Breite deutlich ausgeglichener ein und glaubt daher nicht, dass wieder vier Teams vorneweg marschieren. "Kirchardt wird vorne seine eigenen Kreise ziehen. Dahinter wird es ein breites Feld geben", sagt er. Dazu gehört für viele Beobachter wieder die SG Waibstadt, die den Aufstieg in der Vorsaison trotz riesigen Vorsprungs noch kläglich verspielt hatte. Wäre das nicht passiert, hätte es die Diskussion um die SG Kirchardt nie gegeben. "Wir haben aber bewusst kein Ziel ausgegeben", sagt Julian Keitel, der seinen Vater Michael nach 13 Jahren als SG-Trainer beerbt.

Herausforderer aber wollen Keitel und Co. gerne sein und den Topfavoriten in den direkten Duellen auch gerne schlagen. "Aber es ist nicht unser Ziel, Kirchardt den Rang abzulaufen", sagt Keitel. Auch Kürnbach winkt in diesem Punkt ab. Erst einmal steht nach fünf Jahren Abwesenheit die Wiedereingliederung im Vordergrund. "Die ersten Wochen werden für uns zu einer Standortbestimmung", sagt der Vorsitzende Marcel Genc.

Kürnbach hat nach fünf Jahren Abwesenheit in erster Linie Respekt vor der Liga

Die Kürnbacher müssen sich gehörig umstellen, sagt Genc. "Wir mussten in den letzten Jahren in erster Linie defensiv gut stehen und hauptsächlich gegen den Ball arbeiten. Jetzt werden wir auch das Spiel machen müssen." Trainer Mike Kronwald soll in Kürnbach einen attraktiven Ballbesitzfußball etablieren, was sicher nicht von heute auf morgen gehe. Motivation und Lust, vorne mitzuspielen haben sie in Kürnbach allemal. Aber auch Respekt vor der Liga. "Wir wissen, dass in der Kreisliga auch Fußball gespielt wird", sagt Genc.

Das Motto lautet: erstmal ankommen, Punkte sammeln und schauen, wo die Reise hingehen kann. Ähnlich wird das in Treschklingen sein. Wobei der Umbruch beim Landesliga-Absteiger deutlich größer ausgefallen ist und für den es in einer ausgeglichenen Liga darum geht, nicht in einen Negativstrudel zu geraten.

Viele Teams erwarten eine schwere Saison

Den fürchten auch andere Vereine. "Du kannst weit vorne mitspielen, aber auch weit hinten", verdeutlicht Adelshofens Weissbeck. "Entscheidend wird sein, wie man rauskommt." Aber auch, wie man weitermacht. Der TSV Obergimpern hat in der Vorsaison von seinem perfekten Start profitiert. "Wenn es wieder so kommt, ist alles in Ordnung. Wenn nicht, dann wird es schwer", sagt Abteilungsleiter Sven Möller.

Ähnlich klingt das beim TSV Ittlingen. "Es wird mega schwer für uns", sagt Martin Schenk. Zumal die beiden Aufsteiger Eschelbronn und Stebbach mehr Qualität mitbringen dürften als durch die vier Absteiger verloren gegangen ist. Für Ittlingen gilt wie für viele: Am besten schnell einen Haken dran an den Klassenerhalt, um in Ruhe weiterzuarbeiten.

Bis zur Ruhe ist es manchmal ein weiter Weg, darauf muss man sich auch in Kirchardt einstellen. Immerhin würde die SG wohl kein zweites Mal auf den Aufstieg verzichten, sofern man denn Meister wird. "Jetzt sind wir vorbereitet", sagt Hafner.

 
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