Ittlinger Erinnerungen an den letzten Europa-Coup der Frankfurter
Zurück in die Zukunft: Der Kraichgauer Klaus Funk blick auf den Europapokalsieg mit Eintracht Frankfurt vor 39 Jahren zurück und glaubt an eine Neuauflage. Den 29. Mai hat er sich schonmal frei gehalten.

Irgendwo in seinem Büro müssen sie sein, die Medaille für den Uefa-Cup-Sieg und die Mini-Ausgabe des Pokals. Auf Anhieb lassen sich die beiden 39 Jahre alten Erinnerungsstücke nicht genau lokalisieren. Klaus Funk aus Ittlingen gewann 1980 als Torwart mit Eintracht Frankfurt den Uefa-Cup. Das ist zeitlich weit weg, aber dieser Tage dann doch ganz nah.
Den Hessen könnte erneut ein großer Coup in einem internationalen Cup gelingen. An diesem Donnerstag (21 Uhr, RTL) gastiert der Bundesliga-Vierte beim FC Chelsea. Halbfinal-Rückspiel in der Europa League, dem Nachfolgewettbewerb des Uefa-Cups. Klaus Funk sitzt dann daheim in Bad Rappenau vor dem Fernseher. Als Fan. "Ohne Schal oder Trikot von früher. Das würde mir gar nicht mehr passen", sagt der 65-Jährige und glaubt nach dem 1:1 im Hinspiel an die Außenseiterchance seines ehemaligen Vereins: "Es ist toll, was die Mannschaft und die Fans international abgeliefert haben."
Die Möglichkeit, in die Geschichte einzugehen
Das 1:6-Debakel in Leverkusen vom Wochenende sei abgehakt. "Für so ein Spiel wird all die Müdigkeit in den Beinen und Köpfen vergessen. Die Jungs wissen, sie können in die Geschichte eingehen", sagt er.
So wie Funk mit seinen Teamkollegen wie Jürgen Grabowski, Charly Körbel, Bernd Hölzenbein oder Werner Lorant vor fast 40 Jahren. Über weite Strecken war Funk in der Saison 1979/80 Frankfurts Nummer eins, Jürgen Pahl der Ersatzmann. Neuzugang Funk spielte in der Bundesliga und im Uefa-Cup. Beispielsweise im Achtelfinal-Rückspiel bei Feyenoord Rotterdam. Dort flogen Funk vor 66 000 fanatischen Holländern Orangen, Wunderkerzen und Eier um die Ohren: "Zum Glück waren es keine hartgekochten Eier."
Uefa-Cup als reine Bundesliga-Angelegenheit ab dem Halbfinale
Ab dem Halbfinale war der Uefa-Cup damals eine reine Bundesliga-Angelegenheit. Heutzutage undenkbar, dass Frankfurt, die Bayern, Borussia Mönchengladbach und der VfB Stuttgart einen internationalen Titel unter sich ausspielen. Frankfurt schaltete Aberdeen, Dinamo Bukarest, Rotterdam und Brünn auf dem Weg dorthin aus.
Nach dem Halbfinal-Hinspiel gegen die Bayern (0:2) patzte Funk in der Bundesliga. Trainer Friedel Rausch machte Jürgen Pahl deshalb zur Nummer eins. "Man ärgert sich nicht so sehr über den Trainer, sondern über sich selbst. Ich habe mich damals selbst ums Finale gebracht", erinnert sich Klaus Funk. Das Rückspiel in Frankfurt gewann die Eintracht 5:1 nach Verlängerung.
Im Finale reichte ein 1:0 im Rückspiel nach dem 2:3 im Hinspiel in Mönchengladbach für den Europapokalsieg. Funk verfolgte beide Spiele von der Ersatzbank aus. "Vom Kopf her war ich leer, aber ehrlicherweise habe ich damals über meinen Verhältnissen gespielt."
Party mit Bademantel und Badehäubchen
An die Feierlichkeiten von damals hat Klaus Funk noch intensive Erinnerungen. Sie dauerten von Mittwochnacht bis "kurz vorm Samstagsspiel gegen Uerdingen". Ein Bild von damals ist Funk besonders in Erinnerung geblieben. "Wie wir nachts in Bademänteln im Hotelzimmer sitzen, Badehäubchen auf, die Minibars geleert", sagt Funk: "Wir waren ein richtig verschworener Haufen." Auch damals ließ sich übrigens schon gutes Geld verdienen. Bis zu 150000 DM gab es für die Frankfurter Uefa-Cup-Sieger als Prämie.
Die Klasse von 1979 ist noch in Kontakt. In den vergangenen zwei Jahren ging es beispielsweise gemeinsam zum DFB-Pokal-Finale nach Berlin, auch der ehemalige Eintracht-Trainer Dietrich Weise aus Heilbronn war 2017 mit dabei bei der gemeinsamen Zugfahrt in die Hauptstadt.
Den 29. Mai hat sich Klaus Funk schon mal freigehalten. Für einen weiteren Klassenausflug. Dann steigt in Aserbaidschan das Finale in der Europa League. "Ich habe mir die Fotos vom Stadion in Baku schon einmal im Internet angeschaut", verrät Klaus Funk, der in Bad Rappenau eine Agentur für Spieler-Beratung und -Vermittlung betreibt, die auf digitales Scouting spezialisiert ist. Der Reisepass für den Trip zum Finale ließe sich schneller finden als die Erinnerungsstücke an den Europapokalsieg von 1979.
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