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Heger im Interview: Auf keinen Fall nochmal 16 Jahre

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Joachim Heger, seit 2006 Trainer des SV Rohrbach/S., spricht über Ziele, alte Zeiten und das ungewisse Ende seiner Karriere.

Drahtig ist Joachim Heger nach wie vor und den Spaß am Fußball hat der 46-Jährige nicht verloren. Aber nochmal 16 Jahre will er − Stand heute − nicht Trainer sein.
Drahtig ist Joachim Heger nach wie vor und den Spaß am Fußball hat der 46-Jährige nicht verloren. Aber nochmal 16 Jahre will er − Stand heute − nicht Trainer sein.  Foto: Krüger, Klaus

Nachzählen lohnt sich, angesichts einer so langen Zeit kommt man schnell durcheinander. Schon seit 16 Jahren trainiert Joachim Heger den SV Rohrbach/S., er hat für ein weiteres Jahr zugesagt – es ist dann seine 17. und nicht 16. Saison, wie es der Verein selber kommuniziert hat. Im Gespräch verrät Heger, was ihn nach der Zeit noch immer reizt und was er gerne noch erreichen würde.

 

Herr Heger, wollen Sie beim SV Rohrbach eines Tages eigentlich noch Ihre Enkel trainieren?

Heger: (lacht) Nee, nee. Um Gottes Willen. Ich scheue mich auch davor, meine beiden Jungs mal zu trainieren. Wenn ein Vater seinen Sohn betreut, hebt er ihn entweder als etwas Besonderes heraus oder er verlangt mehr als von anderen. Ganz schwierig. Das will ich mir nicht antun. Und meinen Jungs auch nicht.

 

Sie hätten sich 2006 aber vermutlich auch nie träumen lassen, dass Sie 16 Jahre später noch im Amt sind...

Heger: Nein, beileibe nicht. Es waren ja auch nicht nur gute Zeiten dabei. Wir sind aus der Landesliga immer gleich wieder abgestiegen. Insofern gehört da eine Menge Vertrauen seitens des Verein dazu – und das schätze ich in Rohrbach sehr.

 

Was ist der Reiz, nach 16 Jahren noch für eine 17. Saison zuzusagen?

Heger: Es macht immer noch Spaß. Dadurch, dass wir letztes Jahr einen Umbruch hatten, haben wir viele junge Spieler, die sehr aufnahmewillig sind. Dass macht auch noch mal einen Reiz für mich als Trainer aus. Das Zusammengehörigkeits-Gefühl ist super, die Jungs ziehen gut mit.

 

Gibt es etwas, was sie als Trainer mit dem Club noch erreichen wollen?

Heger: Wenn es uns nochmal gelingen würde aufzusteigen: Dann, dass wir uns mal ein Jahr in der Landesliga halten. Oder noch einmal ein Titel: Ein Pokalsieg wäre was Tolles.

 

Was waren die Highlights in Ihren bisher 16 Jahren SV Rohrbach?

Früher waren die Haare noch länger und Joachim Heger stand als Spielertrainer selber auf dem Platz. Das Bild stammt von August 2006.
Fotos: Klaus Krüger
Früher waren die Haare noch länger und Joachim Heger stand als Spielertrainer selber auf dem Platz. Das Bild stammt von August 2006. Fotos: Klaus Krüger  Foto: Krüger

Heger: Pokal-Endspiele, die wir gewonnen haben. Und klar: die Spiele im Badischen Pokal, als wir zweimal gegen den Waldhof gespielt haben. Und natürlich das Spiel 2017 gegen den KSC vor 2500 Zuschauern: Das haben alle noch in Erinnerung – das ist was Einmaliges.

 

Hat es in den 16 Jahren mal Angebote von anderen Vereinen gegeben?

Heger: Früher, als ich noch gespielt habe, gab es noch welche. Seitdem eigentlich nicht mehr. Aber es wäre mir sehr schwer gefallen zu überlegen. Ich weiß, was ich an Rohrbach habe. Und in derselben Klasse bringt ein Wechsel nichts. Nach oben würde es Mehraufwand bedeuten – und meine Zeit ist ohnehin schon knapp.

 

Heißt das im Umkehrschluss: Ist Ihre Zeit in Rohrbach mal vorbei, werden Sie gar kein Trainer mehr sein?

Heger: Aus heutiger Sicht: ja. Wenn ich in Rohrbach aufhöre, dann würde ich auch nicht was anderes machen. Aber im Fußball soll man ja nie nie sagen (lacht).

 

Wie sieht das Ihre Frau?

Heger: Sie hat mich ja als Fußballer kennengelernt und ist es auch nicht anders gewohnt, dass ich sonntags und unter der Woche weg bin. Aber irgendwann wird der Tag kommen, an dem ich aufhöre und Zeit für andere Sachen habe. Ob sie sich darüber immer freut, ist dann eine andere Sache (lacht).

 

Abgesehen von den kürzeren Haaren: Wie haben Sie sich in der ganzen Zeit verändert?

Heger: Ich habe schon viel dazu gelernt. Vor allem im Umgang mit den Spielern. Vieles, was ich am Anfang gemacht habe, würde ich heute anders machen. Ich bin ruhiger geworden und versuche, mich mehr in die Spieler zu versetzen. Gerade wenn es darum geht zu entscheiden, wer spielt und wer nicht. Das ist für mich nach wie vor das schlimmste am Trainerjob. Durch Lehrgänge hat sich auch meine Sicht auf den Fußball und die Inhalte verändert.

 

Inwiefern?

Heger: Früher ist man in der Vorbereitung erstmal eine Woche im Wald rennen gegangen. Das war man halt so gewohnt. Das habe ich aber früh eingestellt. Wenn ich meiner Mannschaft heute sage, dass wir die ersten drei oder vier Einheiten Waldläufe machen, dann kommt beim zweiten Mal niemand mehr. Und die Zeit für andere Dinge fehlt.

 

Und wie hat sich der Fußball seitdem entwickelt? 2006 wird man fast noch mit Libero gespielt haben...

Heger: Genau. Als ich noch gespielt habe, gab es noch klassische Manndecker – da ist mir immer einer hinterhergelaufen. Wenn du da den Ball angenommen hast, hast du auf die Socken gekriegt. Und wenn du vorbei warst an dem, war noch der Libero da – ein ganz anderer Fußball. Irgendwann kam zum Glück die Umstellung auf Viererkette.

 

Jetzt ist es so, dass Sie als Trainer älter werden, die Spieler aber jünger: Gibt es Dinge in der Kabine, bei denen Sie sagen: Dafür bin ich langsam zu alt?

Heger: Definitiv. Die Musikauswahl der Spieler ist manchmal echt grenzwertig. Das ist nicht mein Ding. Was dazu kommt: Heute greift jeder zum Handy in der Kabine mit Instagram, Facebook und Pipapo. Das brauche ich nicht. Mir reicht mein Whatsapp.

 

Welches war in Ihrer Amtszeit die bisher beste Mannschaft beim SV?

Heger: Da fällt mir die Mannschaft von 2008/09 ein – da habe ich selber noch gespielt. Wir hatten ein cooles Team-Gefüge, haben den Pokal gewonnen, die Relegation erreicht. Das war ein Highlight für mich, weil meine Karriere am ausklingen war. Wir hatten aber immer ein gutes Team.

 

Irgendwann geht Ihre Zeit als Trainer vorbei: Wie wird das ablaufen?

Heger: Darüber habe ich mir bisher keine Gedanken gemacht. Wenn der Verein irgendwann sagt, man will einen neuen Trainer haben, dann ist das so. Dann bin ich auch nicht böse. Wie ich den Verein kenne, würde alles sauber und ehrlich ablaufen.

 

Also nicht noch einmal 16 Jahre?

Heger: Auf keinen Fall noch mal 16 Jahre.

 
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