Ex-Fußballprofi Ralf Vollmer: Willkommen im Club der Sechzger
Der ehemalige Unterländer Fußballprofi Ralf Vollmer wird am 5. Juli 60 Jahre alt. Noch immer leidet der Mann aus Hardthausen mit seinen Stuttgarter Kickers und ist in Sachen Fußball mit dem Fahrrad in besonderer Mission unterwegs.

Vor runden Geburtstagen stellt sich ja wiederkehrend die Frage: Ist das jetzt gut, dass ich schon 60 Jahre alt werde, oder schlecht? Ralf Vollmer hat in den vergangenen Wochen genau darüber gegrübelt. Mit folgendem Ergebnis: "Weder habe ich mir vorgenommen, was ich anders machen will, noch werde ich depressiv", sagt der ehemalige Bundesligafußballer, der am 5. Juli zu einem richtigen Sechzger wird. Ein Blauer ist er schon immer durch und durch, nur halt einer von den Stuttgarter Kickers und kein Münchner.
Die Kickers sind wie ein unrealistisches Film-Drehbuch
Elf Jahre lang trug Vollmer in den achtziger und neunziger Jahren das Trikot der Stuttgarter Kickers, absolvierte in den Glanzzeiten unterhalb des Fernsehturms 62 Erstliga- und 275 Zweitligaspiele für den Traditionsverein, der seit Jahren einfach nicht der Fünftklassigkeit entkommt.
Zuletzt scheiterte sein Herzensverein mal wieder auf dramatische Weise in letzter Sekunde, um dann in der Relegation unbesiegt zu bleiben und trotzdem nicht aufzusteigen. "Wenn jemand solch ein Drehbuch über die vergangenen Kickers-Jahre geschrieben hätte, dann würde man sagen: völlig unrealistisch", sagt Vollmer, der bei den Kickers als Berater des Vorstands und Aufsichtsrats fungiert, der mithilft in einem Arbeitskreis, um die Marke Stuttgarter Kickers voranzubringen. Ein offizielles Amt bei seinen Kickers, die er auch mal trainierte und deren Sportdirektor er war, das möchte er nicht mehr. "Da ist mir meine Freizeit und die Lebensqualität viel zu wichtig", sagt Vollmer, der vor einigen Jahren die SG Bad Wimpfen trainierte.
Mit dem Rad zum Kickers-Auswärtsspiel
Seit drei Jahren ist Vollmer beruflich als Referent unterwegs, hält Vorträge und Seminare in Vereinen und Unternehmen, wie die Werte des Sports im Berufsleben danach helfen. Das Wichtigste, nicht nur in diesen Zeiten: Dem Jubilar geht es gut. "Aber man merkt: Körperlich geht es von Jahr zu Jahr ein bisschen rückwärts", sagt er und lacht. Auf den Fußballplatz zieht es ihn nur noch als Zuschauer. Oft mit dem Fahrrad, eine Leidenschaft, die sich prima kombinieren lässt. Mit dem Rad geht es dann mitunter auch zu Kickers-Auswärtsspielen in Freiberg, Bissingen oder Backnang. Sehr oft aber auch einfach nur auf einen Kreisliga-Sportplatz, manchmal auch zu zwei, drei Spielen nacheinander.
Wo ist nur das Stadion hin?
Vollmer ist gern auf großer Tour mit dem Fahrrad, allein auf Reisen in die eigene Vergangenheit. Er fährt mit seinem Bike jene Stadien an, in denen er einst im Kickers-Trikot auflief. Im Rheinland, im Ruhrpott. Der Weg ist dabei das Ziel. "Als Fußballer war ich dort immer voll unter Anspannung, jetzt komme ich in Ruhe hin. Da bin ich mit mir und meinen Gedanken allein", sagt Vollmer, der seine Ausflüge zudem nutzt, um alte Bekannte zu treffen. Die Radtouren zeigen, wie sehr sich die Fußball-Landkarte in den vergangenen Jahrzehnten geändert hat. In Solingen suchte er vergebens das Stadion von Ex-Zweitligist Union. Dort stehen mittlerweile Wohnhäuser.
Ein Wunsch fällt dem Geburtstagskind noch ein: Ein bisschen mehr bundesweite Strahlkraft für den Unterländer Fußball. Eine Rolle, die er am ehesten in der Region seinem ehemaligen Jugendverein VfR Heilbronn zutraut. "Wenn es ein Verein schafft, dann ist es der VfR", sagt Ralf Vollmer.
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