Das Torhüter-Karussell
Mario Hüttinger wechselt von Sindringen/Ernsbach nach Hollenbach − Stefan Grötsch kommt als Ersatz

Am Ende gab es ein Lösung, mit der alle Vereine leben können. Doch eine Hollenbacher Personalie hatte zunächst für Aufregung gesorgt. "Es war ein Wahnsinnsaktionismus gefragt", sagt Michael Salm, Abteilungsleiter des Bezirksligisten SG Sindringen/Ernsbach. Karlheinz Sprügel, Manager des Verbandsligisten FSV Hollenbach, gesteht offen: "Es war keine leichte Sache. Für uns war die Situation genauso blöd wie für Sindringen."
Warum musste es aber überhaupt dazu kommen? Dominik Samija, im Sommer erst von der A-Jugend des SGV Freiberg zum FSV Hollenbach gewechselt, tauchte bei Sprügel auf und wollte wieder weg. "Er meinte er schaffte es nicht. Er will daheim bleiben", sagt Sprügel. "Ob das die wahren Hintergründe sind, weiß ich nicht. Wir haben den Vertrag mit ihm aufgelöst." Für zwei Jahre hatte Samija in Hollenbach unterschrieben und wollte eine Ausbildung bei Jako beginnen. "Ich denke aber, es bringt nichts, jemanden zu halten, der nicht will. Es bringt nichts, wenn einer keinen Bock hat. Trotz unseres Ärgers wollten wir ihm keine Steine in den Weg legen", sagt Sprügel.
Fühler ausgestreckt Nun fehlte dem FSV eben ein zweiter Torwart neben Philipp Hörner. Die Not war groß, der FSV streckte die Fühler aus und nahm unter anderem Kontakt zu Mario Hüttinger von der SG Sindringen/Ernsbach auf. Nach einigen Probetrainings wurde er dann verpflichtet.
"Dass das für Sindringen keine leichte Sache ist, ist auch klar. Aber Mario hat uns erklärt, er würde die Chance gerne wahrnehmen nach oben zu kommen", sagt Sprügel. Das war die eine Seite. "Von der Ausgangslage her erging es uns ähnlich", sagt Salm. "Wir hatten das Wort von Mario, dass er dieses Saison bei uns spielt", sagt Salm. "Unser großes Problem war, dass das Transferfenster zu ist." Nur mit einem Amateurvertrag konnte Sindringen/Ernsbach noch etwas erreichen. Und das gibt es beim Bezirksligisten normalerweise nicht. "Wir hatten auch keinen zweiten Torhüter", sagt Salm. "Wir wollen nicht unbedingt alle Positionen doppelt besetzt haben. Bei uns geht der Zusammenhalt vor dem Konkurrenzkampf. Deshalb haben wir den Torwart-Markt vorher auch nicht sondiert. So traf es uns zunächst noch härter." Die SG hatte sich auf den Verbleib von Hüttinger verlassen. Salm stellt klar: "Mario ist ein super Typ. Und auf der einen Seite stand das Wort, auf der anderen Seite die sportliche Perspektive. Vor vier, fünf Wochen wäre es einfacher gewesen." Da wären Transfers noch einfacher möglich gewesen.
Guter Austauch Nun sondierte die SGSE eben den Torhüter-Markt. Salm und Trainer Bernd Fellmeth nahmen Kontakt zur TSG Öhringen auf. Dort standen vier Torhüter im Verbandsliga-Kader. Der Sportliche Leiter sprach mit Stefan Grötsch, dem Jüngsten des Quartetts. Und dieser sah es als Chance. "Es ist eine gute Sache. Er wird Spielpraxis bekommen, die könnte er in Öhringen nicht haben", sagt Birkert. "Ich sehe das zunächst auch erstmal als Leihe. Er kann jederzeit wieder zurückkommen. Wir setzen uns im Februar zusammen und sehen, wie es läuft." Ein Mal pro Woche wird Grötsch außerdem weiter ins Torspielertraining der TSG kommen. Hätte sich diese Lösung nicht schon frühzeitig abgezeichnet, sagt Salm, hätte er zumindest versucht, den moralischen Druck auf seinen bisherigen Torhüter zu erhöhen. Eine rechtliche Handhabe, ihn zum Bleiben zu zwingen, hätte er nicht gehabt. "Ich bin froh, dass es geklappt hat", sagt Birkert. "Es ist doch beinahe ein Novum, dass drei Parteien sich so schätzen, dass man sich am Ende fast problemlos einigt." Denn eines war allen Beteiligten klar: Ärger mit dem Nachbarverein wollte keiner. Auch wenn es zeitweise emotional vonstatten ging. Doch gerade Salm mahnte zur Sachlichkeit.
Nun könnte es unter dem Strich eine Win-win-win-Situation gegeben haben. Das wird aber erst die Runde zeigen. Hüttinger hat nun zumindest die Chance, um den Verbandsliga-Stammplatz zu kämpfen und Grötsch kann Spielpraxis bei einem starken Bezirksligateam sammeln.
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