Martin Lanig gibt den Kick

Fussball - Auf dem Platz gibt es keine Berührungsängste. Kevin Engelhardt geht zielstrebig auf Bundesligaprofi Martin Lanig zu. Engelhardt kommt aus Degmarn, ist 22, Fan von Borussia Dortmund und fragt den Spieler des 1. FC Köln mit einem verschmitzten Lächeln: "Kannst du dich an den 6:1-Sieg des BVB in Köln erinnern?" Lanig kann. "Ich weiß", seufzt der 27-jährige Absteiger aus Bad Mergentheim. Dann lachen beide. Es ist der Fußball, der den Profi und den Spieler der Beschützenden Werkstätte Heilbronn ins Gespräch gebracht hat. Engelhardt und seine etwa 25 Mitspieler gehören zur Behindertensportabteilung des Friedrichshaller SV − im Sportpark haben sie gestern anlässlich der "Special Olympics Europäische Fußballwoche 2012" mit Profis trainiert. Das soll für die Teilnahme bei den nationalen Spielen für Menschen mit geistiger Behinderung ab Sonntag in München einen Kick geben.

Höhepunkt "Man kann Günther für sein Engagement nur loben", sagt Uwe Rapolder, der etwas später hinzustößt. Der Trainerfuchs aus Hausen an der Zaber meint Günther Major. Der ist Trainer am Stützpunkt Heilbronn des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und bei solchen Aktionen immer gleich dabei. Er hat Trainerin Heike Acker gestern nicht nur Lanig und Rapolder mitgebracht, sondern auch Tomislav Maric (Scout beim VfB Stuttgart) und Rüdiger Rehm (SG Sonnenhof Großaspach). Heike Acker sagt begeistert: "Ein aktiver Bundesligaspieler, das ist der bisherige Höhepunkt für uns." Lanig tritt vom Elfmeterpunkt gegen Kevin Engelhardt an − unhaltbar. Beide sind Sieger, beide strahlen.

Vor dem Tor gegenüber gibt der ehemalige Profi Tomislav Maric der zweiten Gruppe Anweisungen und Tipps. "Es ist wie bei den Profis", sagt der Heilbronner. "Wichtig ist, dass bei den Übungen der Ball und bei aller Konzentration auch der Spaß dabei ist."

Viel Freude Nach einem Tor im abschließenden Trainingsspiel nickt Maric und sagt: "Die machen das gut, ein paar können richtig kicken." Um dabei sein können, ist der ehemalige Stürmer nach einem England-Trip direkt vom Frankfurter Flughafen nach Bad Friedrichshall gedüst. Und Rüdiger Rehm hat für den Termin seine Mittagspause sausen lassen. Die SG, Rehm ist beim Regionalligisten Co-Trainer, mache regelmäßig ähnliche Aktionen mit Beschützenden Werkstätten. Der Ex-Profi sagt: "Da ist so viel Freude dabei." Als Fußballer sei es wichtig, solche Sachen zu machen. Sich eben diese Freude zum Vorbild zu nehmen. "Gerade Spieler, die nicht zum Einsatz kommen und für die deshalb eine Welt zusammenbricht, vergessen schnell, wie gut es ihnen geht."

Am Schluss gibt es Autogramme von Martin Lanig für alle − und überall zufriedene Gesichter.

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