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"Irgendwann ist mir der Kragen geplatzt"

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Dietmar Zuleger über das Comeback des FC Zuzenhausen und das Endspiel in Eppingen

Es geht auch anders: Dietmar Zuleger griff in der Rückrunde zu disziplinarischen Maßnahmen − und hatte Erfolg. "Auf einmal haben wir eine kleine Wende reingekriegt", sagt der Trainer des FC Zuzenhausen.Foto: Klaus Krüger
Es geht auch anders: Dietmar Zuleger griff in der Rückrunde zu disziplinarischen Maßnahmen − und hatte Erfolg. "Auf einmal haben wir eine kleine Wende reingekriegt", sagt der Trainer des FC Zuzenhausen.Foto: Klaus Krüger

Nur noch ein Sieg − dann ist der FC Zuzenhausen wieder in der Verbandsliga. Mit einem Erfolg am Samstag, 17 Uhr, im "Endspiel" beim VfB Eppingen kann der Tabellenführer der Fußball-Landesliga Rhein-Neckar den Aufstieg perfekt machen. "Wir werden alles in die Waagschale werfen", sagt FCZ-Trainer Dietmar Zuleger im Gespräch mit unserem Redakteur Eric Schmidt.

Herr Zuleger, werden Sie am Samstag mit freundlicher Unterstützung des VfB Eppingen Meister?

Dietmar Zuleger: Wenn wir Meister werden, dann nicht mit freundlicher Unterstützung des VfB. Das glaub’ ich nicht.

Warum nicht?

Zuleger: Ich habe mir die ganze Woche überlegt: Was würde ich tun, wenn ich Trainer bei einem Verein wäre, für den es um nichts mehr geht und der am letzten Spieltag gegen eine Mannschaft spielt, die Meister werden kann? Ich würde zu meiner Mannschaft sagen: Wir gehen raus, spielen ganz normal unser Spiel − und wollen wie immer gewinnen. Der VfB Eppingen wird das Spiel nicht abschenken. Er ist seit zehn Spielen ungeschlagen, und den sportlichen Ehrgeiz, den hat man bis zum Schluss. Wir müssen das schon aus eigener Kraft schaffen und dürfen nicht hoffen, dass Eppingen uns gewähren lässt. Das ist auch nicht unser Ansinnen, es gab auch keine Gespräche oder irgendetwas. Gar nichts.

Es gibt Leute, die sagen: Bei zwei Mannschaften aus dem Fußballkreis Mannheim wäre es klar, wie es ausgehen würde. Derjenige, der Erster ist, würde mit 1:0 gewinnen.

Zuleger: Das hab’ ich auch schon öfter gehört, dass man sich im Mannheimer Raum mehr gegenseitig unterstützt als hier bei uns − nicht nur in Sachen Aufstieg, sondern auch, wenn es um den Abstieg geht. So nach dem Motto: Ich fahre lieber fünf Kilometer zum Nachbarort als zum TSV Kürnbach in den Kraichgau. Aus dem Kreis Sinsheim kenne ich kein solches Beispiel.

Dass der FC Zuzenhausen überhaupt noch so ein Endspiel hat, hätte nicht jeder gedacht...

Zuleger: Hätten Sie mich vor fünf, sechs Wochen nach den Perspektiven gefragt, hätte ich gesagt: Okay, wir spielen irgendwie zwischen Platz drei und fünf. Unverhofft hat sich das dann noch anders ergeben. Zum einen lag es daran, dass wir eine Serie gestartet haben, zum anderen hat der TSV Wieblingen etwas geschwächelt. Die 1:6-Niederlage in Eppingen hat gezeigt, dass Wieblingen dann doch nicht ganz so sicher ist − trotz des Fünf-Punkte-Vorsprungs, den sie zeitweise hatten.

Warum hatte Ihre Mannschaft zwischendurch einen Hänger?

Zuleger: Ich musste zwei Entscheidungen treffen, zwei disziplinarische Entscheidungen. Einen Spieler habe ich vom Trainings- und Spielbetrieb befreit − der ist seit dem Ziegelhausen-Spiel nicht mehr dabei. Einen anderen Spieler, auch ein wichtiger Spieler, habe ich aus disziplinarischen Gründen für ein Wochenende freigestellt − einfach, um zu zeigen, dass man mit mir nicht alles machen kann. Es gab im Training ein paar Vorfälle, die mir nicht gefallen haben, unter denen vor allem die jungen Spieler gelitten haben. Die Stimmung ist ein bisschen gekippt. Da ist mir der Kragen geplatzt. Da hab’ ich gesagt: Es reicht mir, und ich habe ein Zeichen gesetzt. Anscheinend hat das gewirkt. Auf einmal haben wir eine kleine Wende reingekriegt.

Manchmal muss man als Trainer auch die Peitsche rausholen, oder?

Zuleger: Ich bin nicht der Typ, der auf dem Trainingsplatz steht und rumbrüllt und rumschreit − im Gegenteil. Ich war zwölf Jahre beim Bund und Ausbilder. Disziplin steht bei mir an oberster Stelle.

Wie gehen Sie Ihr Endspiel in Eppingen an?

Zuleger: Wir müssen konzentriert zur Sache gehen. Wir dürfen nicht von der ersten Minute an blindlings nach vorne stürmen − mit allem Hurra, was man hat. Zumal ich Eppingen als konterstarke Mannschaft einschätze. Das hat auch das Spiel gegen Wieblingen gezeigt. Außerdem hat Eppingen einen Richie Prommer vorne drin, der auch mal in Zuzenhausen war. Da glaub’ ich schon, dass er uns weh tun will. Andererseits: Hinten rein stehen hilft uns auch nicht weiter. Wir werden einen harten Fight kriegen.

Interessant ist, dass drei Kicker aus Ihrer Mannschaft nächste Saison beim VfB Eppingen spielen − Mike Kappes, Markus Willert und Dimitrios Babanatsas.

Zuleger: Das ist pikant, ja. Andererseits: Diese Spieler können sich bei ihrem neuen Club als künftige Meister präsentieren. Und wirklich problematisch wäre es nur, wenn Eppingen und wir punktgleich wären.

Spielen denn alle drei?

Zuleger: Markus Willert kann nicht, er ist verletzt. Mike Kappes kam am Freitag von einer Dienstreise aus Polen zurück und hat zehn Tage nicht trainiert. Er ist aber genauso im Kader wie Babanatsas.

Verstehen Sie den Wechsel? Zuzenhausen ist Erster, Eppingen Fünfter.

Zuleger: Teilweise verstehe ich es. Zu dem Zeitpunkt, als die Verhandlungen liefen, hat ja keiner mehr damit gerechnet, dass wir in die Verbandsliga aufsteigen können. Da haben sich die Spieler wohl gedacht: Ich habe in Eppingen die bessere sportliche Perspektive, das bessere Angebot und kann dort eher aufsteigen. Gut möglich, dass es der eine oder andere Spieler mittlerweile bereut, zu gehen und denkt: Ich habe mich zu schnell entschieden. Aber es ist ja noch nicht aller Tage Abend. Vielleicht überlegen es sich ja diejenigen noch, die noch keinen Vertrag unterschrieben haben.

Letztes Jahr sind Sie mit der zweiten Mannschaft Kreispokalsieger geworden. Was, wenn dieses Jahr noch die Meisterschaft mit der ersten Mannschaft hinzukommt?

Zuleger: Das wäre Wahnsinn. Wenn mir das jemand vor einem Jahr gesagt hätte, hätte ich geantwortet: Ja, ja − im August schneit’s. Daran hat keiner im Verein im Kühnsten gedacht, dass wir bis zum Ende oben stehen. Unser Ziel war Platz fünf bis acht und ein Neuaufbau mit jungen, eigenen Leuten. Wo wir jetzt stehen, ist sensationell. Da sieht man, was alles möglich ist.

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