Stephan Sieger und sein Heimatabend in Elsenz
Beim Testspiel gegen Slavia Prag kehrte der Fußballprofi des Zweitligisten Kickers Offenbach zu seinen Wurzeln zurück

Markus Happe konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Als der Fußballprofi der Offenbacher Kickers das Vereinsheim des FV Elsenz betrat, fiel sein Blick sofort auf die Wand. Dort, direkt neben den Umkleidekabinen, hing ein Farbfoto aus dem Jahre 1989. Darauf war die E-Jugend-Meistermannschaft des FV Elsenz/SV Eichelberg zu sehen - und ein kleiner Junge, der eine weiße Hose mit der Nummer 10 trug. "S. Sieger" stand unter dem Bild, Stephan Sieger. "Unschwer zu erkennen, wer das ist", sagte Happe und meinte: "Stephan hätte es uns nicht verheimlichen können, dass er von hier kommt."
Das Testspiel am Freitagabend in Elsenz gegen Slavia Prag - für Stephan Sieger, den Mittelfeldspieler der Kickers, war es ein Comeback. Eine Rückkehr auf jenen Rasen, auf dem er als ABC-Schütze das Fußballspielen erlernte. Klar, dass viele der 500 Schaulustigen am Freitagabend auch wegen ihm gekommen waren. Alte Weggefährten, Freunde und Nachbarn standen am Spielfeldrand und natürlich die Familie - die Mutter, die Oma, der Opa die Tante und das Patenkind. "Es ist schon etwas Besonderes, wieder hier zu sein. Als wir mit dem Mannschaftsbus hierher gefahren sind, ist einiges wieder hochgekommen", gab der 25-Jährige zu.
Es sind schöne Erinnerungen: In Elsenz hat er als junger Hüpfer viele Spiele bestritten und ist Meister geworden. Und in Elsenz wohnt ein Mann, der ihn in einer entscheidenden Zeit trainiert hat: Gerd Doll, der damals noch den SV Sinsheim auf Trab brachte. Sieger war von den A-Junioren des FC Heilbronn zum SVS gekommen. Dass Doll das Kommando hatte, hat ihm nicht geschadet - im Gegenteil: "Ich habe Gerd Doll viel zu verdanken", sagt er. "Er hat mich unterstützt und alles dafür getan, dass die Umstellung von der Jugend zu den Senioren reibungslos verläuft."
Was er kann, bewies der Sieger-Typ Sieger gegen Slavia Prag - trotz der 1:2-Niederlage. Gegen den tschechischen Vizemeister gefiel der Mann mit der Nummer acht als Abräumer vor der Abwehr, als Ausputzer und sauberer Arbeiter, der auch das Spiel nach vorne in Gang bringen kann. Qualitäten, die Kickers-Coach Hans-Jürgen Boysen Sieger zu würdigen weiß. 34 von 34 möglichen Spielen hat Sieger in der vergangenen Saison bestritten, die meisten von Anfang an. Bei der TSG Hoffenheim, unter Hansi Flick, war das anders gewesen. Ein Teilzeitfußballer war er dort, ein Joker, der im entscheidenden Moment auftrumpfen und die Tore schießen durfte. "Aus Hoffenheim wegzugehen, war die richtige Entscheidung", weiß Sieger heute.
In Offenbach ist Sieger akzeptiert, er wird geschätzt. "Deshalb ist er seit dieser Saison auch Kassenwart. Und er ist in den Mannschaftsrat gewählt worden", sagt Markus Happe, der seinen Kameraden sowohl menschlich als auch sportlich achtet. Sieger sei nicht nur außerordentlich sympathisch. Er sei technisch stark, habe ein gutes Auge und sei ruhig am Ball. Er sei einer der Garanten für den Aufstieg gewesen. Dass "Sigges" sich nun auch in der 2. Liga durchsetzen kann, davon ist Happe überzeugt. "Wenn er so weitermacht, dann auf jeden Fall. Vielleicht muss er noch ein bisschen robuster werden und seinen Körper stärker einsetzen. Aber er kann es schaffen."
Die Fans, sie würden es ihm gönnen. Mit zwei Bussen waren die Anhänger nach Elsenz gekommen, um ihr Team zu unterstützen. Es sind verrückte Fans. Mitten im Sommer singen sie den "Schneewalzer", und schon vor dem Anpfiff wird die Jubelarie "So sehen Sieger aus" geschmettert. Wobei letzteres als eine Liebeserklärung an die Nummer acht, an Stephan Sieger, gilt. Der hatte bei der Meisterfeier das Mikrofon in die Hand genommen und gesungen: "So sehen Sieger aus!" So viel Witz und Selbstironie mag man in Offenbach. "Er ist nicht nur ein guter Fußballer, er kann auch gut feiern", sagt Kickers-Fan Stefan Lau. "Er gibt alles für den Verein." "Er ist eine Kämpfernatur", pflichtet Lukas Wade bei, "und ein feiner Kerl."
Der feine Kerl wird wiederkommen in den Kraichgau. Nicht nach Elsenz, aber zur TSG Hoffenheim, wo die Kickers am Mittwoch, 19 Uhr, einen weiteren Test bestreiten. Für Stephan Sieger der nächste Heimatabend.
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