Kasper Kurland und die Kopenhagener
Der Akademisk Boldklub fühlt sich bei seinem Gastspiel in Eppingen äußerst wohl

Fussball - Der Chauffeur benötigte eine Pause. Während sich die Fußballer des AB Kopenhagen bei ihrem Testspiel in Eppingen gegen den Karlsruher SC austobten, machte der Busfahrer der Mannschaft noch schnell ein Nickerchen. Bei offener Tür schlief er auf einem der Vordersitze − und das war gut so. "Am Freitag waren wir insgesamt 13 Stunden unterwegs. Und jetzt geht es weiter nach Dessau, wo wir unser nächstes Testspiel austragen", sagte AB-Coach Kasper Kurland nach dem 0:0-Unentschieden am Samstagnachmittag.
Wer dem Trainer der Dänen zum ersten Mal begegnet, könnte ihn leicht mit Pep Guardiola, dem Ex-Coach des FC Barcelona, verwechseln. Auch seine Spieler vergleichen ihn mit ihm. Schlank ist er und schick gekleidet, im Gesicht sprießt ein Dreitagebart − während das Haupt ziemlich abgegrast erscheint. Doch nein, der Mann, der am Samstag im Hugo-Koch-Stadion im Seitenaus stand, war nicht Guardiola, es war nur der 34 Jahre alte Kurland.
Mit Weltstars und Multimillionären hat es Kurland nicht zu tun. Als Trainer des Akademisk Boldklub muss er aus sehr, sehr wenig sehr, sehr viel machen. Andere Vereine beispielsweise hätten den Flieger genommen. Sie wären von Kopenhagen nach Frankfurt oder Stuttgart geflogen, um zum Testspiel nach Eppingen zu kommen. Nicht so AB, der Club aus der ersten dänischen Division, der zweiten Liga. Am Freitag um 6 Uhr war die Mannschaft aufgebrochen. Sie nahm die Fähre, dann den Bus, und um 19 Uhr erreichte sie ihr Hotel in Neckarsulm.
Bescheidenheit "Wir haben ein kleines Budget. Wir sind in Kopenhagen nur die Nummer fünf und müssen mit den Spielern anders arbeiten", sagt Kurland und verweist auf den Kader. Alle seine Kicker sind Halbprofis. Tagsüber gehen sie noch anderen Tätigkeiten nach neben dem Fußball. Sie studieren. Jobben. Sind in der Ausbildung. Kurland, seit 2010 im Amt, ist der einzig echte Full-time-Arbeiter der Mannschaft. Ein Nachteil gegenüber der Konkurrenz. Vergangene Saison schaffte der Verein nur mit Ach und Krach den Klassenerhalt − dank eines 3:1-Siegs am letzten Spieltag bei Hobro IK, mit dem man den FC Roskilde noch von Platz elf verdrängte.
"Fünf Stammspieler waren verletzt. Deshalb war es sehr eng für uns", sagt Kurland, der die zweite dänische Liga mit der 3. Liga in Deutschland vergleicht. Insofern war das 0:0 gegen den KSC ein gutes Ergebnis für die Dänen. Als "flot præstation i Tyskland" feierte der Verein das Unentschieden auf seiner Homepage − als flotter Auftritt in Deutschland. Das ist Ansichtssache. Offensiv hatte AB nicht viel zu bestellen. Gegen den guten KSC gab es gerade mal zwei Chancen. KSC-Keeper Dirk Orlishausen musste nur bei einem Schuss von Bassel Jradi wirklich eingreifen (48.).
Komplimente "Für uns war es nicht leicht gegen diesen Gegner. Kopenhagen hat ein 3-4-3-System gespielt", lobte Karlsruhes Coach Markus Kuczinski die Kopenhagener. "Das war ein gutes Spiel", meinte Kasper Kurland, bevor er und sein Tross Eppingen verließen − mit einem ausgeschlafenen Busfahrer, der die Mannschaft sicher nach Dessau brachte. weiterer Bericht: Seite 16

