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"Eigentlich müssten wir jetzt weiterspielen"

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Dietmar Zuleger über den Höhenflug des FC Zuzenhausen und die Winterpause

Erst Herbstmeister, dann Wintermeister: Für viele überraschend führt der FC Zuzenhausen die Tabelle der Fußball-Landesliga Rhein-Neckar an. "Wir spielen guten und attraktiven Offensivfußball", sagt Trainer Dietmar Zuleger in einem Interview mit unserem Redakteur Eric Schmidt.

Herr Zuleger, eigentlich müssten Sie jetzt richtig sauer sein.

Dietmar Zuleger: Warum sollte ich sauer sein?

Weil Ihre Mannschaft an diesem Wochenende nicht spielen darf − und Winterpause ist...

Zuleger (lacht): Ach so. So wie es in den vergangenen Wochen gelaufen ist, müsste man eigentlich sagen: Wir müssen weiterspielen, den ganzen Winter durch, und den Lauf mitnehmen. Wobei man aber auch sagen muss: Wir hatten 18 Spiele, sind seit fünf Monaten im Einsatz. Es ist Zeit, dass die Pause kommt. Man hat’s im Training gemerkt: Die Konzentration ist nicht mehr so wie zu Beginn der Runde − was verständlich ist.

Warum ist Ihr Team so stark?

Zuleger: Die Mannschaft tritt sehr homogen auf. Gespickt mit namhaften Spielern, wie sie der FV Heddesheim hat, wo jeder gesagt hat, die machen den Durchmarsch, sind wir nicht. Natürlich gibt es auch bei uns ein paar namhafte Leute, aber das sind nur die wenigsten. Das Kollektiv stimmt, die Mischung aus erfahrenen und jungen, neuen Spielern, die sich in der Landesliga beweisen mussten und wollten.

Am Anfang lief es noch nicht rund − trotz der vier Punkte aus den ersten beiden Spielen.

Zuleger: Das stimmt. Wir mussten am Anfang gegen Rohrbach und gegen Kürnbach ran. Und es gibt nichts Unangenehmeres, als am Anfang gegen zwei hochmotivierte Aufsteiger zu spielen. Ich habe damals gesagt: Hoffentlich kommen wir mit einem blauen Auge davon. Und es war ein blaues Auge. Wir hatten gegen Rohrbach Glück, wir hatten gegen Kürnbach Glück. Meine Mannschaft war damals noch nicht so weit. Wir hatten 15 neue Spieler, die wir zu einer Mannschaft formen mussten, und ich war ja auch neu. Ich habe vorher die Kreisliga-Mannschaft des FCZ trainiert. Für mich war die Landesliga Neuland. Ich musste mich erst einmal umstellen.

Inwiefern?

Zuleger: Die Charaktere der Spieler sind anders. In der Kreisliga hatte ich meine Buben aus der Jugend. Die sind mir gefolgt, haben mitgemacht. Jetzt kamen neue Spieler dazu, die eine qualifizierte Ausbildung haben. Die sagen dann schon mal: "Trainer, da liegst du falsch." Oder: "Das hab’ ich anders gelernt." Da muss man sich erst einmal Vertrauen und Respekt erarbeiten. Ich bin ja eher ein unbekannter Trainer.

Wann hat es Klick gemacht bei Ihrer Mannschaft?

Zuleger: Für mich war der Knackpunkt zum Guten das Spiel in Gartenstadt. Ein paar Tage zuvor wurden wir in Neckarau mit 4:1 abgefertigt. Wir hatten keine Chance, sind richtig zerlegt und auseinandergenommen worden. Draußen kamen schon Stimmen auf: Die Mannschaft gewinnt kein Spiel in dieser Runde. Gott sei Dank kam das Spiel in Gartenstadt gleich zwei, drei Tage später. Wir hatten nicht groß Zeit, nachzudenken. Wir haben ein super Spiel hingelegt und mit zehn Mann weiter auf Sieg gespielt. 2:2 ging es aus, danach haben wir eine Serie gestartet mit sechs Siegen in Folge.

Prunkstück Ihrer Mannschaft ist der Sturm. 52 Tore hat der FCZ geschossen − so viele wie kein anderes Team in der Landesliga.

Zuleger: Letzte Saison hatte der FC Zuzenhausen nach Ende der Runde 53 Tore − jetzt haben wir nach 18 Spielen 52 Tore. Mit Jonas Scheurer haben wir jemanden geholt, der weiß, wo die Kiste steht. Es kommt natürlich auch auf die Mitspieler an. Und da haben wir mit Florian Jost einen agilen Mann, der 13, 14 Tore vorbereitet hat. Fabian Wild wurde in Hoffenheim ausgebildet und bedient den Jonas ebenfalls sehr gut. Hinzu kommt ein gutes Mittelfeld und mit Dimitrios Babanatsas ein spielstarker Zehner, der 90 Minuten lang sehr quirlig unterwegs ist.

Wenn man Herbstmeister ist, will man auch Meister werden, oder?

Zuleger: Selbstverständlich wollen wir so lange es irgend geht da oben mitmischen und den Platz verteidigen. Alles andere wäre gelogen. Ich kann nach dieser fulminanten Vorrunde jetzt nicht hergehen und sagen: "Okay, Jungs. Unser Ziel ist nach wie vor Platz fünf." Das wäre falsch und nicht in Ordnung gegenüber der Mannschaft. Das Gute ist: Wir haben überhaupt keinen Druck, niemand vom Verein erwartet, dass wir aufsteigen. Es kommt niemand, der sagt: "Dietmar, du musst hoch."

Das letzte Spiel dieser Saison steigt am 30. Mai beim VfB Eppingen. Glauben Sie, dass es ein Endspiel um den Titel wird?

Zuleger: Puh, das hieße jetzt, in die Glaskugel zu schauen. Eppingen ist neun Punkte hinter uns. Neun Punkte aufzuholen, das ist schon eine Mordsbürde. Da braucht man eine Riesenserie. Die Frage ist, was sich in den Köpfen der Eppinger abspielt. Was uns betrifft: Meine Aufgabe wird sein, dass wir nicht abheben, sondern auf dem Boden bleiben.

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