Der Professor und der Paketzusteller
Im Viertelfinale des Hoepfner-Cups kommt es zum Trainer-Duell zwischen Ralf Rangnick und Gerd Doll

Es gibt Tage, da ist in Remchingen der Teufel los. Heute beispielsweise. Im Ortsteil Singen ziehen Hexen und Piraten, Clowns und Cowboys durch die Straßen und schauen einem großen Faschingsumzug zu. Keine vier Kilometer weiter, im Ortsteil Nöttingen, übernimmt König Fußball das Zepter. Doch im Unterschied zu Singen, wo der Spaß regiert, ist in Nöttingen Schluss mit lustig. Es wird Ernst gemacht.
Um 17 Uhr empfängt der FC Nöttingen die TSG Hoffenheim im Panoramastadion. Im Hoepfner-Cup des Badischen Fußballverbandes duellieren sich der Oberligist und der Regionalligist um den Einzug ins Halbfinale. Es geht um Geld und ums Prestige. Und genau das ist das Problem. Dass ausgerechnet am Fasnachtssamstag ein gutes Nervenkostüm verlangt wird, stößt einigen Beteiligten bitter auf. „Der Umzug der Narren in Singen wird uns einige Zuschauer kosten“, sagt Dirk Steidl und ist nicht glücklich über den Spieltermin. Der FCN-Manager hatte im Vorfeld mehrere Vorstöße unternommen, um den Pokalfight zu verlegen, stieß aber auf Widerstände. „Hoffenheim wollte nicht. Wir saßen da am kürzeren Hebel“, so Steidl.
Den Schaulustigen, die kommen können, wird’s egal sein. Sie machen sich auf einen Schlagabtausch der Gegensätze gefasst. Hier der abstiegsbedrohte Oberligist, dort der aufstiegsnahe Regionalligist. Hier Gerd Doll, dort Ralf Rangnick. Hier der ehemalige Paketzusteller, der sich über den SV Sinsheim und den VfB Eppingen hochgearbeitet hat. Dort der Professor, der über den FC Schalke 04 und die Champions League in den Kraichgau kam. Der große Motivator aus Baden fordert den großen Taktiktüftler aus Württemberg heraus.
Doll ist heiß auf diesen Klassenkampf - und fühlt sich wohl in der Rolle des Underdogs. Natürlich sei die TSG Hoffenheim der haushohe Favorit und der FC Nöttingen der Außenseiter. „Nur: Es kommt darauf an, wer in der Hundehütte sitzt. Das kann ja auch mal ein Pitbull-Terrier sein“, sagt der Coach. Und: „Wir müssen beißen, beißen, beißen.“
Auf wen sie besonders Acht geben werden, die Kicker aus Nöttingen? Auf Sejad Salihovic, auf Dragan Paljic, auf Kai Herdling und Denis Bindnagel. Und natürlich auf Mirnes Mesic. Der neue Stürmer und Dränger der TSG hat erst vor ein paar Wochen zwei Tore im Panoramastadion erzielt - damals noch im Trikot der Stuttgarter Kickers, die mit 3:0 einen Test gegen den FCN gewannen. Doll weiß, was auf seine Elf zukommt. Eine „Granate“ - die dieses Mal aber entschärft werden soll. „Ein zweites Mal soll Mesic nicht Tore gegen uns schießen“, hat Doll seinem Team im Training gesagt.
In Bestbesetzung wird der FCN im ersten Pflichtspiel des Jahres nicht antreten können. Nana Bediako muss wegen eines Innenbandanrisses im Knie passen, außerdem fallen Sebastian Schlieker, Guiseppe Ricciardi und Marco di Biccari aus. Auch die TSG Hoffenheim muss auf ein paar ihrer Leute verzichten - wie auf den langzeitverletzten Jochen Seitz, der sich beim Hallenfußball einen Kreuzband-riss zugezogen hat. Dennoch: „Wenn alles normal läuft, müssten wir uns in Nöttingen durchsetzen“, sagt TSG-Spielleiter Dirk Rittmüller.
Stimme.de