In vier Wochen von null zur WM
Rollkunstlauf - Patrick Friese ist 24 und ein Paarlauf-Routinier, Diana Kalikhman ist soeben erst 14 geworden und hat vor vier Wochen überhaupt erst damit begonnen. „Sie hatte keine Ahnung vom Paarlauf, hat es aber schnell gelernt“, sagt die erfahrene Trainerin Erna Schwarz. Und in ein paar Tagen starten der Bad Friedrichshaller und die Heilbronnerin schon bei den Weltmeisterschaften in Taiwan.

Rollkunstlauf - Patrick Friede nimmt Anlauf und nutzt den Schwung, um auf der Betonfläche der Rollkunst-Bahn rückwärts zu rollen. Über seinem Kopf hält er ein zierliches Mädchen und lässt es auf beiden Händen rotieren. Diana Kalikhman muss sich in diesen Momenten wie schwerelos fühlen. Es ist eine von vielen Übungen, die das neue Unterländer Rollkunstlauf-Duo für seine Kür einstudiert, mal in Heilbronn, mal in Bad Friedrichshall. Er ist 24 und ein Paarlauf-Routinier, sie ist soeben erst 14 geworden und hat vor vier Wochen überhaupt erst damit begonnen. „Sie hatte keine Ahnung vom Paarlauf, hat es aber schnell gelernt“, sagt die erfahrene Trainerin Erna Schwarz. Und in ein paar Tagen starten der Bad Friedrichshaller und die Heilbronnerin schon bei den Weltmeisterschaften in Taiwan.
Es ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, in so kurzer Zeit international mithalten zu können. Doch es geht um hohe Verbandspolitik, denn beide sollen kommendes Jahr bei den World Games mit einer Topplatzierung für neue Fördergelder sorgen. Ohne sie hätte man nur Christian von Känel vom REV Heilbronn im Rennen, das Paar ist praktisch der Joker. Es geht um 300 000 Euro, ohne die der nationale Verband DRIV in seiner Handlungsfähigkeit auf Hochleistungsebene empfindlich eingeschränkt würde. 2005 hatte Friede mit einer anderen Partnerin bei den Games in Duisburg den zweiten Platz geschafft - und das Geld floss.
Ticket sichern
Bei den Weltmeisterschaften, das wissen alle Beteiligten, laufen Friede und Kalikhman einzig darum, sich mit einer Teilnahme das Ticket für die World Games zu sichern. „Ich freue mich nicht darauf“, sagt Patrick Friede, „wir sind noch nicht eingespielt. So etwas dauert mindestens ein halbes Jahr.“ Doch die Aussicht, im kommenden Sommer noch einmal ernsthaft um eine internationale Medaille laufen zu können, lässt ihn durchhalten. „Mir macht es richtig Spaß“, sagt Kalikhman, die allerdings noch so ihre Probleme hat. „Ich habe noch ein bisschen Angst bei den Hebungen.“ Sie weiß zwar, dass Patrick Friede in der Szene als äußerst sicherer Paarläufer gilt, doch muss eben erst eine gewisse Zeit verstreichen, bis es sich in ihrem Kopf festgesetzt hat, dass sie einen Absturz nicht fürchten muss.
Ruhender Pol
So eine Kür zu zweit ist ein kleines Kunstwerk, denn zur Musik müssen die vielen Elemente flüssig nacheinander präsentiert werden: Hebungen, Pirouetten, zwei Mal die Todesspirale und die schwierigen Rückwärtssprünge Flip und Lutz mit doppelter Drehung. Und da ergänzen sich beide gut: Er als ruhender Pol und starker Mann bei den Hebe-Kraftakten, sie mit elegantem Darbieten der Technikteile und positiver Ausstrahlung. Und beide sind den internationalen Kampfrichtern bekannt. Er nach vielen Paarlauf-Jahren, sie durch ihre Erfolge im Einzel. Im Sommer wurde Diana Kalikhman bei den Jugend-Europameisterschaften Dritte der Kombination.
„Vielleicht kann ich ja meine Karriere mit einem Erfolg beenden“, sagt Patrick Friede, der im Sommer nach verpatzter EM eigentlich schon einen Schlussstrich gezogen hatte. Jetzt also noch mal durchgestartet und kommendes Jahr den sechsten nationalen Titel im Visier. „Das hat vor mir noch keiner geschafft,“ weiß er. Das sollte Anreiz genug sein.
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