Michael Hackert, der Diabetes-Stürmer
Der junge Heilbronner Eishockeyspieler hat trotz eines großen Handicaps den Durchbruch geschafft
Hallo, Herr Hackert. Am Freitag feiern die Lions womöglich die Meisterschaft - und Sie dürfen nicht mitspielen. Hätten Sie nicht heulen können nach der Spieldauerstrafe in der dritten Finalpartie?
Hackert: Das wurmt einen natürlich schon, wenn eine Strafe so unberechtigt ist wie diese. Sicher, es war ein harter Check - aber das ist im Eishockey okay. Man sieht auf den Fernsehbildern ganz genau, dass das noch nicht mal eine Zwei-Sekunden-Strafe hätte sein dürfen. Aber was soll's? Ich kann nichts dran ändern. Über die Meisterschaft kann ich mich auch draußen freuen, schließlich war ich die ganze Saison auf dem Eis dabei.
Sie sind sogar Nationalspieler geworden.
Hackert: Darauf bin ich wirklich stolz. Viele Spieler schaffen das während ihrer ganzen Karriere nicht, bei mir hat es schon im zweiten Jahr in der Deutschen Eishockey-Liga geklappt. Wenn wir früher aus den Playoffs ausgeschieden wären, hätte ich vielleicht bei den Testspielen in der Slowakei dabei sein können und jetzt auch beim Länderspiel in Heilbronn. Das wäre schon toll gewesen.
Sie werden den geplatzten Nationalmannschafts-Auftritt in der Heimat verschmerzen können. Meister werden, das kann ja auch schön sein.
Hackert: Ich hatte gleich ein gutes Gefühl, als ich in Frankfurt unterschrieben hatte, wirklich. Nur die Eishockey News hat uns immer falsch eingestuft. Vor der Saison. Vor den Playoffs. Vor dem Finale. Mit der Mannschaft, die in der Vorsaison eigentlich hätte absteigen müssen, haben die Lions von heute nichts mehr zu tun.
Ein bisschen erstaunlich ist der Erfolg aber schon. In Frankfurt sind viele Spieler neu verpflichtet worden, die andere Teams aussortiert hatten oder die nie sonderlich aufgefallen sind. Spieler wie Sie. Nach dem Wechsel von den Heilbronner Falken zu den DEG Metro Stars hatte es ja so ausgesehen, als könnte Michael Hackert ganz schnell wieder vor der Eingangstüre zur Eliteliga stehen. Auch in Ingolstadt lief es nicht richtig gut.
Hackert: In Düsseldorf ist wirklich einiges ziemlich komisch abgelaufen. Da habe ich manchmal die Welt nicht mehr verstanden. Aber immerhin war danach klar: Wenn du mit 20 Toren aus der 2. Liga kommst, ist das in der DEL nichts wert. Ich musste bei Null anfangen. Und wenn ich heute zurückblicke, dann war es gut, dass die Trennung in Düsseldorf so früh kam. In Ingolstadt habe ich weiter gelernt, und jetzt in Frankfurt waren die Entwicklungsmöglichkeiten ideal.
Zumindest in einer Hinsicht sind Sie ein ganz besonderer Spieler - nicht nur in der DEL. Sie gehören zu den ganz wenigen Sportlern in Deutschland, die trotz einer Diabetes-Erkrankung Spitzenleistungen erbringen.
Hackert: Ja, ich muss mir zu jedem Essen künstliches Insulin spritzen. Aber wenn man auf seinen Körper hört und auf die rzte, dann lässt sich das gut handhaben. Ich muss eben wissen, was genau in den Lebensmitteln drin ist, die ich esse. Und im Sommer werde ich für eine Woche ins Krankenhaus gehen und mich total durchchecken lassen. Als Sportler behindert mich die Diabetes eigentlich nicht ernsthaft.
Seit Sie die Heilbronner Falken verlassen haben, ist es dort steil bergab gegangen. Interessieren Sie sich noch fürs Schicksal Ihres Heimatvereins? Der Abschied damals war ja nicht allzu schön.
Hackert: Ich will an jedem Wochenende wissen, wie der HEC gespielt hat. Ich habe das immer verfolgt. Und mein Bruder Axel ist ja noch live dabei. Dass es jetzt so schlecht aussieht, tut mir leid. Heilbronn womöglich ohne Eishockey - das kann ich mir gar nicht vorstellen. Ich bin schließlich groß geworden mit dem HEC. Dass die Trennung damals nicht so schön abgelaufen ist, hat mich natürlich gewurmt, aber mit Abstand betrachtet ist das alles nicht so schlimm.
Sie haben Ihren kleinen Bruder bereits angesprochen. Was wird aus Axel, wenn es in Heilbronn kein hochklassiges Eishockey mehr gibt?
Hackert: Axel hat diverse Angebote für die kommende Saison vorliegen, auch aus der DEL.
Aus Frankfurt womöglich? Eine Familienzusammenführung wäre Ihnen doch sicher recht.
Hackert: Er steht in Kontakt zu den Lions, das stimmt. Ich bin als Bruder natürlich felsenfest von Axel überzeugt. Er wird den Sprung in die DEL schaffen, früher oder später.
Trotz der vielen schweren Verletzungen, die er schon hinter sich hat?
Hackert: Diesmal ist es nicht ganz so schlimm. Nach seiner letzten Schulterverletzung ist er ja schon wieder im Reha-Training. Und er hat weitaus weniger Muskelmasse verloren als bei der Verletzung vorher. Wie sich ein junger Spieler in der DEL schlägt, weiß man vorher nie genau. Vielleicht sollte er einfach ins kalte Wasser springen.
Stimme.de
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