Stimme+
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Eine verschworene Gemeinschaft

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Handball - Vor 50 Jahren wurden die Handballer des TSB Horkheim württembergischer Feldhandball-Meister. Bis auf eine Ausnahme waren alle aus dem 1400-Seelen-Dorf wenige Kilometer vor den Toren Heilbronns. "Wir sind mitein-ander aufgewachsen und waren deshalb eine verschworene Gemeinschaft", sagt Adolf Walter, einer der damaligen Helden.

Von unserm Redakteur Klaus Apitz

Munter nach 50 Jahren vereint (von links): Joachim Jarosch, Trainer Werner Gölkel aus Stuttgart-Zuffenhausen, Adolf Walter, Hermann Hagner, Gerhard Murrweiss und Toni Janoschek.Foto: Andreas Veigel
Munter nach 50 Jahren vereint (von links): Joachim Jarosch, Trainer Werner Gölkel aus Stuttgart-Zuffenhausen, Adolf Walter, Hermann Hagner, Gerhard Murrweiss und Toni Janoschek.Foto: Andreas Veigel

Handball - Vor 50 Jahren wurden die Handballer des TSB Horkheim württembergischer Feldhandball-Meister. Bis auf eine Ausnahme waren alle aus dem 1400-Seelen-Dorf wenige Kilometer vor den Toren Heilbronns. "Wir sind mitein-ander aufgewachsen und waren deshalb eine verschworene Gemeinschaft", sagt Adolf Walter, einer der damaligen Helden. "Den Rasen vom Sportplatz habe ich mit dem Traktor vom Schwiegervater gemäht", erzählt Toni Janoschek.

Gerhard Murrweiss und vier weitere der elf Mann starken Truppe von 1962 trafen sich gestern zum Jubiläum. Gedachten auf dem Friedhof erst drei ehemaligen Mitspielern. Dann ging es zum Essen ins Lamm und schließlich noch ins Café Gruner. Fast alle wohnen in Heilbronn, "und wenn man sich sieht, freut man sich", sagt Murrweiss.

Er war mit 32 damals der Älteste. "Der Murre war der Boss", sagt Janoschek. Murrweiss hatte seine Karriere 1961 eigentlich beendet gehabt, wurde dann aber überredet weiterzumachen. Denn Otto Kremser, zu jener Zeit Abteilungsleiter der 1931 gegründeten Handballer-sparte des Vereins, hatte Großes vor. Wollte noch mehr ‘rauskitzeln aus seinen Männern. Holte aus Stuttgart den damaligen Nationalspieler Werner Gölkel. Was für die Wir-sind-wir-Mentalität vor Ort eine Revolution war. Und was nur ein energischer Typ wie Kremser durchsetzen konnte.

Und am Ende behielt er recht, mit dem Häuptling Murrweiss und den vielen Toren des Riesentalents Herbert Hönnige landeten die Horkheimer den Titelcoup in der Neuner-Liga und stiegen wenig später sogar in die Süd-Oberliga auf (siehe Hintergrund). Die Horkheimer waren wer, 3000 verfolgten ein Jahr später im Heilbronner VfR-Stadion ein Oberliga-Punktspiel. Aus jenen Zeiten gibt es viele Anekdoten. Eine davon erzählte gestern Herwig Jarosch, dessen sechs Jahre älterer Bruder Joachim Verteidiger im Meisterteam war.

Der Busfahrer, ein Landwirt aus Weinsberg, mahnte nach einem Spiel in Weilstetten sowie Essen und Trinken gegen 19 Uhr zum Aufbruch: "Ich muss meine Tiere füttern und melken." Doch mehrere Versuche zu starten brachten nichts, weil immer wieder andere Spieler ausbüxten. Als es dann um halb zehn endlich losging, meinte der Fahrer trocken: "Jetzt bloß keine Eile, meine Kühe schreien nicht mehr."

Der Kader Tor: Toni Janoschek (26), Fuhrunternehmer.

Verteidiger: Joachim Jarosch (23), Stahlbaumonteur; Heinz Baierbach (24), Kunststeinmacher.

Läufer: Heinz Primbs (25), Maurer; Helmut Bader (27), Kraftfahrer (260 Spiele für den TSB).

Stürmer: Herbert Hönnige (20), Sportstudent (B-Nationalspieler); Adolf Walter (23), Chemigraph; Gerhard Murrweiss (32), Baukontrolleur (380 Spiele); Hermann Hagner (23), Reisevertreter; Alfred Hönnige (27), Flaschner- und Installateurmeister (300 Spiele); Walter Klenk (23), Maurer.

Ein- oder mehrmals wurden auch die Nachwuchsspieler Uli Hoffmann, Hans Wenninger, Peter Kugler und Josef Scharfy eingesetzt.

Kaum zu bremsen: Herbert Hönnige in seiner unnachahmlichen Art, für Horkheim Tore zu werfen.Foto: Archiv/Krüger
Kaum zu bremsen: Herbert Hönnige in seiner unnachahmlichen Art, für Horkheim Tore zu werfen.Foto: Archiv/Krüger
Das ist sie, die Meistertruppe des TSB Horkheim von 1962. Hinten von links: Klenk, Herbert Hönnige, Jarosch, Hagner, Baierbach, Primbs, Adolf Hönnige, Trainer Gölkel. Vorne von links: Bader, Murrweiss, Janoschek, Scharfy, Walter.Foto: Archiv/Krüger
Das ist sie, die Meistertruppe des TSB Horkheim von 1962. Hinten von links: Klenk, Herbert Hönnige, Jarosch, Hagner, Baierbach, Primbs, Adolf Hönnige, Trainer Gölkel. Vorne von links: Bader, Murrweiss, Janoschek, Scharfy, Walter.Foto: Archiv/Krüger
Kommentare öffnen
Nach oben  Nach oben