Anke Werner nutzt Gäste-Schwächen
28:22 der Neckarsulmer Frauen gegen Kochertürn

Branko Dobricic tigerte nervös und unruhig auf und ab. "Fünf Minuten sind eine Ewigkeit", sagte er. Dabei stand es 24:19, seine Neckarsulmerinnen hatten praktisch schon gewonnen. Doch erst als Anke Werner zwei weitere Tore gemacht hatte, war auch für den Trainer alles klar: "Jetzt sind wir durch.
Für Dobricic muss es ein persönlicher Triumph gewesen sein, obwohl er es nach außen bis auf hochgereckte Arme nicht zeigte. Denn seine Taktik war aufgegangen: "Wir wollten nicht den schnellen Schlagabtausch, denn das hätte Kochertürn mehr gelegen." Die Truppe hielt sich an die Absprache, ließ bei den Kochertürner Formationsangriffen wenig zu und baute bei Ballbesitz ohne Hektik auf.
Allerdings kam man bis zur Pause gegen die ebenfalls gut stehende HSG-Deckung auch kaum zum Zug. Lediglich vier Tore von Anke Werner bis zum 6:6 und danach drei Brummeisl-Tore in Folge hielten Neckarsulm im Spiel, beim 10:9 war noch alles offen.
Auch danach blieb es bei aller Fairness ein erbitterter Kampf, und so langsam gewann die SG ein kleines Übergewicht. Erst waren es ab dem 13:11 zwei Tore. Doch beim 19:20 neun Minuten vor Schluss waren die Gäste, die immer hinterherhechelten, letztmals dran. Es folgten fünf Neckarsulmer Tore, wobei Anke Werner in dieser Phase mit eigenen Treffern und dem Freimachen von Räumen fast allein die Entscheidung erzwang.
Und trotzdem hatte natürlich Andrea Allweil Recht, die den Sieg auf die Heimstärke zurückführte , "und dann sind wir als Team aufgetreten". Das war beim Gegner sicherlich nicht anders. Auch da kämpfte eine für die andere. Der gewisse Unterschied aber war, dass den Gästen in den letzten zehn Minuten die Puste ausging. "Am Schluss hat uns die Kondition gefehlt, wir wurden zu unkonzentriert. Außerdem haben wir zu viele Chancen nicht reingemacht," lautete das Fazit von Andrea Trunk.
Auch Trainer Volker Waffenschmidt sah im Nachlassen der Kräfte die Ursache für die Niederlage, die allerdings dann doch zu deftig ausfiel. Er hatte allerdings seine Möglichkeiten auf der Bank nicht ausgeschöft und mit Iris Hespeler eine Rückraumkraft erst gebracht, als die Sache bereits gegessen war. "Ich wollte den Spielfluss nicht unterbrechen", so Waffenschmidt. Er erkannte neidlos an, dass die Neckarsulmerinnen den Kräfteabbau seiner Truppe "gut ausgenutzt haben, in den letzten 15 Minuten waren sie besser und haben verdient gewonnen."
Für Branko Dobricic war es die bessere Abwehr, die das Spiel entschied, "außerdem war es eine sehr gute Leistung von Anke Werner und der ganzen Mannschaft." Werner machte in der Schlussphase viel auf eigene Faust, stieß in die Lücken auf der rechten Kochertürner Abwehrseite und war hinterher über ihre Leistung "ganz baff. Ich habe mich endlich mal wieder getraut." Sprach's und zündete sich eine Zigarette an. Und bestimmt hatten ihr und der Truppe der magische schwedische Spruch geholfen, den sie immer als Schlachtruf benutzen, der geheim ist aber so viel heißt wie "Wir gewinnen".
Stimme.de
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