Fast überall sinken die Strompreise – nicht in Heilbronn
Die Zeag erhöht, als einer der wenigen Anbieter auf dem Markt, ihre Tarife deutlich. Wie der Heilbronner Energieversorger den Schritt begründet und was Kunden unternehmen können.

Was die Energiepreise angeht, so liegt in den meisten Fällen die härteste Zeit hinter den Verbrauchern. Das gilt für Gaspreise, das gilt in gewisser Weise auch für den Sprit an der Tankstelle, und das gilt vor allem für den Strom. Fast überall in Deutschland wird er billiger. In Heilbronn, wie inzwischen zahlreiche Leser beklagen, gilt das nicht. Die Zeag erhöht, als einer der wenigen Anbieter auf dem Markt, ihre Preise, und zwar um rund 15 Prozent.
Strompreise sinken bei vielen Anbietern
Damit gehört die Zeag zu den wenigen Versorgern im Land, die die Preise nicht senken. Bereits für das erste Halbjahr 2023 hat das Statistische Bundesamt festgestellt, dass die Strompreise um 21 Prozent gegenüber den Höchstständen Ende 2022 gesunken sind. Zum Dezember und zum Jahreswechsel haben viele Versorger nun noch weitere Senkungen angekündigt.
Nicht so die Zeag. Sie hat ihren Kunden in den vergangenen Tagen Informationen zu den neuen Tarifen zukommen lassen: Um 5,4 Cent pro Kilowattstunde oder knapp 15 Prozent geht der Verbrauchspreis nach oben, dazu kommt die Erhöhung des Grundpreises.
Strompreis bei Heilbronner Energie-Anbieter steigt – die Begründung
Auf Anfrage erklärt die Zeag: "Wir versuchen immer, Mehrkosten, die etwa aufgrund höherer Beschaffungspreise, Steuern und Abgaben entstehen, über einen längeren Zeitraum zu verteilen und damit die Preise für unsere Kundinnen und Kunden zu dämpfen." Durch frühzeitigen Einkauf von Strommengen sei es der Zeag möglich gewesen, in der Phase der Höchstpreise ein attraktiver Anbieter zu bleiben.
Allerdings waren in dieser Phase viele Neukunden zur Zeag gekommen, die von dritten Anbietern nicht mehr versorgt wurden. Um diese Kunden beliefern zu können – was die Pflicht des Grundversorgers in seinem Gebiet ist – habe die Zeag kurzfristig "hochpreisige Energie" zukaufen müssen.
Auf und ab an der Strombörse sorgt für Preisschwankungen
An der Strombörse haben sich die Strompreise zwischenzeitlich tatsächlich vervielfacht. 2021 belief sich der durchschnittliche Strompreis im Großhandel nach Angaben der Bundesnetzagentur auf 96,85 Euro pro Megawattstunde (MWh), im Jahr 2020 lag er noch bei 30,47 Euro je MWh. 2022 ging es dann besonders weit nach oben, teils auf mehrere Hundert Euro pro Megawattstunde.
Versorger, die in solchen Phasen gezwungen waren, größere Strommengen nachzukaufen, kamen in die Bredouille – so offenbar auch die Zeag. Der Versorger versucht auf Anfrage auch eine Erklärung zu liefern, warum er die Preise erhöht, während andere sie senken. "Andere Anbieter, die aktuell ihre Preise senken, kommen zumeist von einem sehr viel höheren Preisniveau." Oder sie kauften kurzfristig günstige Mengen ein. "Sollten die Preise wieder steigen, wird den Kunden gegebenenfalls dann auch schnell wieder gekündigt", so die Vermutung.
Strompreise bei Zeag: Jetzt die Abschlagshöhe anpassen oder wechseln?
Den Kunden stehen nun wenige Möglichkeiten zur Wahl. Wer bei der Zeag bleibt, sollte im Kundenportal den Abschlag erhöhen, um nicht in hohe Nachzahlungen hineinzulaufen. Bei konstantem Verbrauch sollte der Abschlag also um 15 Prozent erhöht werden. Über den Tarifrechner auf der Website der Zeag sei es zudem möglich, nach einem günstigeren Tarif zu suchen.
Ansonsten bleibt nur der Wechsel zu einem anderen Anbieter. Kunden steht ein Sonderkündigungsrecht zu, bis die neuen Preise wirksam werden. "Die entsprechende Nachricht sollte dann in Textform bis zum 31. Dezember 2023 bei uns eingegangen sein", heißt es von der Zeag.
"Wir bauen jedoch auf die Treue unserer Kundschaft." Die Wertschöpfung finde in der Region statt. Die Zeag investiere weiter in erneuerbare Energien, unter anderem mit mehreren geplanten Windparks. Die Zeag produziere bereits heute so viel grünen Strom, dass damit alle Haushaltskunden versorgt werden könnten. Die Zeag-Tochter Gasversorgung Unterland senkt übrigens die Preise. "Denn Gas wird kurzfristiger beschafft als Strom." Niedrigere Beschaffungspreise könnten so früher an Kunden weitergegeben werden.
Gegenläufige Trends bei Energiepreisen
Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, haben die privaten Haushalte in Deutschland im ersten Halbjahr 2023 im Schnitt 42,29 Cent je Kilowattstunde Strom gezahlt – einige Cent mehr als bei der Zeag.
Erdgas kostete 12,3 Cent je Kilowattstunde. Die Gaspreise sind gegenüber dem 2. Halbjahr 2022 um 31,3 Prozent gesunken. Gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 lagen die Gaspreise um 52,5 Prozent höher, die Strompreise um 26,2 Prozent höher. In den Preisen sind die Preisbremsen für Strom und Erdgas der Bundesregierung berücksichtigt.


Stimme.de