Wüba-Zentrale wird Chartis-Filiale
Heilbronn - Aus Wüba wird AIG wird AIU wird Chartis: Die Württembergisch-Badische Versicherungs AG (Wüba) aus Heilbronn hat turbulente Zeiten hinter sich.

Heilbronn - Aus Wüba wird AIG wird AIU wird Chartis: Die Württembergisch-Badische Versicherungs AG (Wüba) aus Heilbronn hat turbulente Zeiten hinter sich. Nichts verdeutlicht das so sehr wie die ständigen Namenswechsel der jüngsten Vergangenheit. Vor drei Jahren kündigte die AIG die Übernahme des Traditionsunternehmens an. Jetzt ist die Integration vollzogen - nach dem Beinahe-Kollaps des US-Konzerns allerdings unter anderen Vorzeichen als ursprünglich gedacht. Doch so oder so: Die Wüba existiert nur noch als bloßer Produktname.
Kein Personalabbau 
Das Unternehmen hat faktisch aufgehört zu existieren. Nach 173 Jahren ist der Versicherer in der Chartis-Gruppe, einer Tochter der AIG, aufgegangen. Aus der Deutschlandzentrale der Wüba AG ist eine Filialdirektion der Chartis Europe SA geworden. Das Unternehmen verspricht sich davon einen strategischen Fortschritt. Die Chartis will Firmen mit über 50 Millionen Euro Jahresumsatz versichern, die Stärken der Wüba lagen bisher beim Mittelstand darunter. Synergieeffekte sollen resultieren. Die 300 Wüba-Arbeitsplätze im Unterland fallen laut Chartis-Deutschland-Chef Johannes Vink dennoch nicht weg. Der Standort bleibe erhalten. "Es ist kein Personalabbau geplant", versichert er.
Wechsel 
Bislang hat es nur in der Wüba-Führung größere Änderungen gegeben: Ex-Chef Wilfried Krauth ist Anfang 2009 aus dem Management ausgeschieden, sein Kollege Uli Knödler arbeitet seit Januar 2010 als Vorstand der Würth-Tochter Waldenburger Versicherung AG.
Jetzt, da die Wüba ihre Eigenständigkeit verloren hat, laufen die Fäden in Frankfurt zusammen. Einen eigenen Vorstand hat Heilbronn nicht mehr. Der Vertrieb ist zusammengelegt, die Bestände der Wüba der Chartis übertragen worden. "Lediglich kleinere Anpassungen" werden noch nötig sein, so Vink. Allerdings: Die Integration ist nicht ganz ohne Probleme abgelaufen. Verantwortlich ist die Beinahe-Pleite der AIG. Das US-Unternehmen befindet sich mitten in der Umstrukturierung. Um wieder auf die Beine zu kommen und die 180 Milliarden Dollar Staatshilfe zurückzuzahlen, gliedert der Konzern derzeit profitable Geschäftsbereiche aus, um sie zu Geld zu machen.
Auch die Schadens- und Unfallversicherungssparte - und damit die Wüba - gehört dazu. Im März 2009 hatte die AIG den Zweig in AIU umgetauft, im Juli in Chartis. Angedacht ist eigentlich, die Gruppe bis Mitte 2010 an die Börse zu bringen oder anderweitig zu veräußern. US-Medien haben jetzt aber berichtet, dass die Verantwortlichen den Schritt verschieben wollen. Noch gehört die Chartis also trotz rechtlicher Eigenständigkeit der AIG. Kritiker bemängeln die Umfirmierungen daher als bloße Mogelpackung.
Änderungen 
Chartis müht sich derweil um Abgrenzung zur verrufenen Mutter. Das Unternehmen betont, dass man von der Rating-Agentur Standard Poors ein A+ für die Finanzstärke erhalten habe. Bald wolle man komplett operativ unabhängig agieren. Welche Schritte auf diesem Weg anstehen, ist jedoch ungewiss. Änderungen sind jedenfalls garantiert - auch für Heilbronn, aber das ist der Standort ja gewohnt.
In der Chartis Europe SA sind die Schadens- und Unfallaktivitäten der AIG zusammengefasst. Den Kern bildet die ehemalige AIG Europe. Der Versicherer mit Hauptsitz in Paris und Deutschlandzentrale in Frankfurt ist in 160 Ländern aktiv und hat 40 Millionen Kunden. 2008 erzielten die Chartis-Gesellschaften zusammen Bruttobeitragsseinnahmen von 3,2 Milliarden Euro, die Nettoprämieneinnahmen lagen bei mehr als eine Milliarde Euro, der versicherungstechnische Gewinn bei 146 Millionen Euro.
 Stimme.de
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