Schließfächer für verunsicherte Sparer
Im Tresorraum der früheren Landeszentralbank in Heilbronn kann man jetzt Wertsachen in 3000 Schließfächern einlagern. Der Unternehmer verspricht Anonymität, nicht nur für Superreiche.

In Zeiten niedriger Zinsen investieren viele Anleger in Sachwerte. Das können Aktien und Immobilien sein, aber auch Gold, Silber, Schmuck oder Kunst.
Und weil man solche Kostbarkeiten besser nicht im heimischen Kleiderschrank aufbewahrt, ist die Nachfrage nach Schließfächern in den vergangenen Jahren massiv gestiegen − in der Bank sind die Wertgegenstände schließlich sicher verwahrt.
Tresorraum im Untergeschoss in der Moltkestraße stand lange leer
Den Trend zum Schließfach hat auch Ronald Siegle erkannt und das Unternehmen Tresorfach gegründet. Siegle ist zwar kein Banker, sondern Vorstand der Stuttgarter Beteiligungsfirma La Siegle Capital AG. Eine Bank hat der Unternehmer aber dennoch zu bieten, zumindest eine ehemalige. Siegle verwaltet das Gebäude der ehemaligen Landeszentralbank in der Heilbronner Moltkestraße.
Dort, wo sich einst die Zentrale für die Geldversorgung der regionalen Banken befand, residieren heute Ärzte, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Werbeprofis und IT-Spezialisten. Seit der Schließung der Landeszentralbank im Herbst 2007 steht der Tresorraum im Untergeschoss leer. "Wir haben den Raum als Lagerfläche genutzt, aber dafür ist er viel zu schade", berichtet Siegle.
3000 Schließfächer für 22 bis 45 Euro pro Monat
Im vergangenen Jahr hatte der Hausverwalter die Idee, den Tresorraum als Schließfachraum zu nutzen. Siegle: "Wir haben eine riesige Umbauaktion gestartet und 3000 Schließfächer eingebaut." Die Schließfächer in vier unterschiedlichen Größen, die zwischen 22 und 45 Euro pro Monat kosten, verteilen sich auf vier Gänge.
Im Stockwerk über dem Tresorraum können Kunden außerdem Wertboxen in unterschiedlichen Formaten einlagern lassen. Der Schließfachbereich ist überwiegend in freundlichem Rot gehalten, 150 Jahre alte Kirchenfenster und eine Kaffeebar vor dem Tresorraum sollen eine nette Atmosphäre schaffen.
Hohe Sicherheitsstandards
Auch in die technische Infrastruktur, insbesondere in die Sicherheitstechnik, hat der Unternehmer kräftig investiert. "Wir haben einen sehr hohen Sicherheitsstandard, der über das normalerweise geforderte Maß hinausgeht", betont Siegle, der das junge Unternehmen gemeinsam mit Monika Pleger führt.
So hat jeder Kunde einen eigenen Zugangs-Pin zum Gebäude, eine Zugangskarte zum Schließfachbereich und zwei Schlüssel für sein Schließfach. Während der Geschäftszeiten von 8 bis 20 Uhr haben die Kunden alleine Zugang zu ihren Schließfächern, wer außerhalb dieser Zeiten an seine Wertgegenstände möchte, muss eine Hotline anrufen, damit der Wachdienst die Pforten öffnet − dann fällt eine Gebühr an.
Keine Meldepflicht gegenüber Behörden
Ronald Siegle sieht sein Angebot nicht als Konkurrenz zu Banken, sondern als Ergänzung, wenngleich seine Schließfächer etwas teurer sind. "Es gibt Menschen, die sehr viel Wert auf Anonymität legen − die gewährleisten wir hier", verspricht er.
Es bestehe keine Meldepflicht gegenüber Behörden. Ansprechen will Siegle "nicht nur Superreiche, sondern alle Zielgruppen", die Gegenstände oder Dokumente von hohem materiellen oder ideellen Wert einlagern möchten. "Das Marktpotenzial ist da", sagt der Unternehmer mit Blick auf hohe Einbruchzahlen.
Die Reichsten, die Größten und alles rund um Finanzen
31 Namen umfasst die Liste der reichsten Menschen im Raum Heilbronn-Franken, wie sie von zwei Wirtschaftsmagazinen ermittelt wurden. In der neuen Ausgabe der Wirtschaftsstimme, die am Dienstag erscheint, werden die Tabellen verglichen – und auf weiterhin fehlende mutmaßliche Multimillionäre überprüft.
Aber nicht nur die Vermögen in der Region sind gewachsen, auch die Unternehmen selbst. Teil der neuen Wirtschaftsstimme ist wieder die Tabelle der größten Arbeitgeber – unter dem Strich steht erneut ein sattes Plus an Arbeitsplätzen alleine bei den 75 größten Betrieben der Region.
Im Mittelpunkt stehen diesmal die Entwicklungen bei Banken und Sparkassen. Warum Geldinstitute fusionieren und Filialen schließen, was eigentlich alles unter die viel beklagte Regulatorik fällt – und wo vermögende Anleger ihr Geld investieren. Außerdem in der Ausgabe: Ein Überblick über die kleinen und großen Veranstaltungsstätten in der Region und die Geschichte des deutschen Hörbuch-Pioniers.