Lidl plant Großeinkauf in Frankreich: Discounter will 600 Filialen aufkaufen
Der Discounter aus Neckarsulm hat Interesse an 600 Filialen der Casino-Gruppe. Damit wäre er nicht die erste deutsche Handelskette, die sich Teile des kriselnden Konzerns einverleibt.

In Frankreich ist Lidl bereits seit 1989 vertreten: Mehr als 1600 Filialen des Neckarsulmer Discounters mit 45.000 Beschäftigten gibt es dort, ihr Umsatz wird auf zuletzt 15 Milliarden Euro geschätzt.
Nun soll nochmals ein großer Brocken hinzukommen, wenn es nach den Plänen von Lidl-Vorstandsvorsitzendem Kenneth McGrath geht.
Zwei Handelsketten im Lidl-Visier
Wie französische Medien berichten, hat der Lidl-Chef Interesse an der Übernahme von nahezu 600 Standorten der kriselnden Casino-Gruppe bekundet. Seinem Schreiben an David Alhadeff, einen der Partner des Finanzinvestors Attestor, habe er gleich die Liste der infrage kommenden Filialen angehängt, wird berichtet. Attestor gehört zu dem letzten Bieter-Konsortium für eine Übernahme des angeschlagenen Handelskonzerns.
Es handele sich dabei um jeweils knapp 300 Filialen der Ketten Casino und Monoprix, heißt es in den Berichten weiter. Das wäre der Löwenanteil der beiden Unternehmen - Monoprix betreibt 315 Geschäfte in Frankreich und 103 im Ausland (mit 21.000 Mitarbeitern), Casino 429 Supermärkte in Frankreich und 26 im Ausland (mit 10.860 Mitarbeitern). Zur Gruppe gehören weitere Ketten wie Franprix, Spar und Vival in Frankreich sowie in Südamerika. Lidl wollte die Berichte nicht kommentieren.
Seit Jahren in den roten Zahlen
Vom Umsatz von insgesamt 33,6 Milliarden Euro im vergangenen Jahr entfielen 14,2 Milliarden auf sämtliche französischen Ketten mit insgesamt mehr als 9100 Filialen. Monoprix kam dabei auf einen Umsatz von knapp 4,4 Milliarden Euro. 1,6 Milliarden Euro erzielte die Sparte E-Commerce und 17,8 Milliarden Euro kamen in Südamerika zusammen. Unter dem Strich stand allerdings ein Verlust von 316 Millionen Euro - die Groupe Casino steckt bereits seit 2018 in den roten Zahlen.
Dass eine deutsche Handelskette Teile der Casino-Gruppe übernimmt, wäre übrigens nichts Neues: 2020 kaufte Aldi Nord 547 Filialen und drei Zentrallager der Groupe Casino. Der größte Teil der übernommenen Filialen wurde bis zum Kauf durch Aldi unter der Marke Leader Price geführt.
Ein französischer Handelspionier
Casino, gegründet 1898 in St. Etienne in Zentralfrankreich, kann ähnlich wie die Schwarz-Gruppe in vielen Punkten als einer der Handels-Pioniere in dem Land gesehen werden. Bereits 1948 führte Casino das Selbstbedienungskonzept ein, 1960 wurde der erste Supermarkt eröffnet. Als französische Spezialität startete Casino 1970 die sogenannten Hypermarchés. Unter dem Namen Géant Casino eröffnete in jenem Jahr der erste dieser Supermärkte mit 16 000 Quadratmeter Verkaufsfläche in Marseille. Die Ketten Monoprix, Vival, Franprix und Leader Price wurden seit 1997 übernommen. In Brasilien hält die Gruppe die Mehrheit an der größten Supermarktkette GPA. Die Group Casino ist an der Börse notiert.
Wegen der anhaltenden Verlustjahre gab es zuletzt aber keine Dividende. Bis Ende des Monats will der Konzern eine Einigung mit seinen Kreditgebern über die weitere Finanzierung erzielen. Nach einer vorige Woche veröffentlichten Schätzung fiel das operative Ergebnis im ersten Halbjahr niedriger aus als erwartet.