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Jahrestag bei der Schwarz-Gruppe: Was Gehrig und Köhler heute machen

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Heute vor einem Jahr läutete die Trennung von Melanie Köhler den Umbruch in der Schwarz-Gruppe ein. Seitdem haben sich die ehemaligen Spitzenkräfte neue Standbeine geschaffen.

Auf dem Stiftsberg in Neckarsulm brachen heute vor einem Jahr neue Zeiten an: Die Entlassung von Melanie Köhler leitete den Umbruch an der Spitze der Schwarz-Gruppe ein.
Auf dem Stiftsberg in Neckarsulm brachen heute vor einem Jahr neue Zeiten an: Die Entlassung von Melanie Köhler leitete den Umbruch an der Spitze der Schwarz-Gruppe ein.  Foto: Mugler

Für plötzliche Entscheidungen und überraschende Trennungen von Vorständen war die Schwarz-Gruppe ja schon immer bekannt. Aber was da am Mittwochabend vor genau einem Jahr den Mitarbeitern bekanntgegeben wurde, kam einer Revolution gleich: Mit Melanie Köhler musste Klaus Gehrig seine große Nachwuchshoffnung entlassen. Die damals 30-Jährige hatte sich in Europas größtem Handelsunternehmen bis ganz an die Spitze vorgearbeitet und stand in unmittelbarer Konkurrenz zu Gerd Chrzanowski um die Nachfolge von Gehrig an der Spitze der gesamten Gruppe.

Keine zwei Monate nach dem Abschied war auch der Konzernchef weg - "Klaus Gehrig ist nicht mehr Chef der Schwarz Gruppe", teilte das Unternehmen am 2. Juli mit. Und mit Annabel Ehm verließ bald darauf eine weitere Frau, die der in Bad Wimpfen wohnende langjährige Alleinherrscher aufgebaut hatte, die Vorstandsgremien der Gruppe.


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Dieter Schwarz kurzzeitig wieder an der Spitze

Intern sind diese Personalwechsel aber längst ausgebügelt. Nach einem Zwischenspiel, in dem Dieter Schwarz selbst wieder an der Spitze der von ihm aufgebauten Gruppe stand, rückte wie geplant Gerd Chrzanowski nach: Seit Dezember vergangenen Jahres gehört die Führung ihm. Zu seinen ersten Maßnahmen zählte, die Spitzenleute der vier Gesellschaften Lidl, Kaufland, Prezero und Schwarz Produktion ebenso wie die Chefs von Schwarz IT und Schwarz Digital zu Vorstandsvorsitzenden zu machen. Dieses Führungsgremium funktioniert nun, nach knapp sechs Monaten, weitgehend geräuschlos. Mit Kenneth McGrath ist auch längst ein neuer Mann an der Spitze von Lidl installiert und hat Chrzanowskis Aufgaben übernommen.

Gehrig, der Hotel-Investor

Ging im Juli: Klaus Gehrig.
Ging im Juli: Klaus Gehrig.

Und die, die gehen mussten? Klaus Gehrig hat seit jeher vorgesorgt. Dass er zu den Investoren des Parkhotels Heilbronn, neben der Harmonie, zählt, ist ein offenes Geheimnis. Das Hotel Neues Tor in Bad Wimpfen gehört ihm seit Januar komplett. 2016 hatte er es zusammen mit Melanie Köhler übernommen - wobei sie 80 Prozent hielt. Übrigens: Ihre Karriere in der Zentrale von Schwarz startete erst in jenem Jahr, nachdem sie 2012 zu Lidl gekommen war. Köhler war bis September 2020 auch Geschäftsführerin des Hotels und gab diesen Posten an Gehrigs Frau weiter. Einige weitere Investitionen laufen über die Investmentgesellschaft Goldrichtig und Bernd Wiedmann, einem langjährigen Vertrauten Gehrigs, der ebenfalls dem Lions-Club Bad Wimpfen angehört. Diese Firma hält die Mehrheit - 94,9 Prozent - am Briefhüllen-Hersteller Mayer-Kuvert. Direkt neben dem Werksgelände auf den Böllinger Höfen wurde die Halle des stillgelegten Ladenregal-Herstellers Cedic übernommen. Dort sind weitere Aktivitäten aus Gehrigs Umfeld angesiedelt, etwa die HSK Baugesellschaft.

Was Melanie Köhler jetzt macht

Melanie Köhler
Melanie Köhler  Foto: Lidl

Auch zu Melanie Köhler ist der Kontakt nicht abgerissen, entgegen anderslautenden Medienberichten. Die heute 31-Jährige, wohnhaft in Neckarsulm, hatte schon zu ihren Zeiten bei der Schwarz-Gruppe gemeinsam mit einem Unternehmer aus Bottrop die HSK Baugesellschaft gegründet, die erst in einem Geschäftshaus in Bad Friedrichshall, dann in Bad Wimpfen und nun im früheren Cedic-Gebäude ihren Sitz hat. Anfang April hat Köhler aber 89 Prozent ihrer Anteile abgegeben - an Klaus Gehrig. Ihre Position als Geschäftsführerin der HSK Baugesellschaft hatte sie schon vorher niedergelegt. Was sie seit ihrem Abgang bei Schwarz sonst noch gemacht hat und wie ihre weiteren Pläne sind, wollte sie auf Anfrage nicht mitteilen.


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Bei der Schwarz-Gruppe in Neckarsulm geht der Umbau in der Konzernspitze weiter. Foto: Archiv/Mugler
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Nach Melanie Köhler verlässt auch Vorständin Annabel Ehm die Schwarz-Gruppe


Annabel Ehm bei IT-Startup

Annabel Ehm war bis vor kurzem ebenfalls noch in Gehrigs Umfeld verzeichnet: Sie hielt bis Herbst vorigen Jahres 2,6 Prozent der Anteile an Mayer Kuvert, hat sie dann aber an Hermann-Josef Hoffmann aus Saarbrücken abgegeben, der viele Finanzangelegenheiten im Umfeld Gehrigs und weiterer altgedienter Spitzenleute der Schwarz-Gruppe betreut. Inzwischen ist Ehm Investorin - mit zwei Prozent der Anteile - bei dem Kölner Startup Perfect-ID, das an einer App zur sicheren und einfacheren Verwaltung von Daten arbeitet.

Gehrig ist über Goldrichtig außerdem noch zu 16,7 Prozent an der Süddeutschen Beteiligung GmbH (SBG) beteiligt, der wiederum die Schwäbische Werkzeugmaschinen GmbH mit Sitz in Schramberg gehört. Dort schließt sich auch der Kreis zu Dieter Schwarz: Seine Töchter halten ebenfalls über eine Investmentgesellschaft 16,7 Prozent an der SBG.

Projekte der HSK Baugesellschaft

Lange Zeit war das Projektportfolio der HSK Baugesellschaft ziemlich übersichtlich: eine Handvoll Immobilien in Bottrop und ein wenig in Bad Wimpfen war auf der Homepage angeboten. Das hat sich aber seit einigen Wochen geändert: Nun vermarktet die Firma den Landgasthof Haigern in Talheim, den Klaus Gehrig im Jahr 2020 gekauft hat, das alte Postgebäude in Bad Wimpfen, einen geplanten Neubau neben dem Postgebäude sowie sechs Doppelhaushälften sowie zwei Mehrfamilienhäuser mit je zehn Wohnungen im Neubaugebiet Süd V Süd II in Bad Wimpfen. Ein prominent gelegener Bungalow am Stadtrand wurde bereits vermarktet, ein ähnliches Projekt mit zwei Wohnungen wird für Bad Rappenau angekündigt.

 

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