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Im Neckarsulmer TDS-Turm wird umgebaut

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Der Neckarsulmer IT-Dienstleister Fujitsu-TDS meldet solide Geschäfte. Die Zukunft der Rechenzentren in der Region ist allerdings offen.

Der TDS-Turm prägt die Silhouette der Umgebung von Neckarsulm. Äußerlich ändert sich dort nichts, im Inneren aber einiges.
Foto: privat
Der TDS-Turm prägt die Silhouette der Umgebung von Neckarsulm. Äußerlich ändert sich dort nichts, im Inneren aber einiges. Foto: privat  Foto: Archiv/Privat

Nein, der Standort bleibt. Auch künftig sitzen mehr als 600 Mitarbeiter von Fujitsu-TDS im TDS-Turm im Neckarsulmer Gewerbegebiet Stiftsberg. Aus den oberen Stockwerken haben sie einen guten Blick auf die Baustellen der Umgebung - bei der Schwarz-Gruppe direkt nebenan, aber auch auf der Autobahn 6 und der Abfahrt Neckarsulm.

Kein Platz mehr für eine Erweiterung

Dass momentan ringsherum derart emsig gebaut wird, ist einer der Gründe dafür, dass das Unternehmen sein Rechenzentrum in Neckarsulm aufgeben wird. Denn Platz für eine Erweiterung ist nicht mehr vorhanden, zumal auch die Autobahnabfahrt ein Stückchen näher an den Turm verlegt wurde.

"Nach den zu erwartenden neuen Standards dürfen wir es hier gar nicht weiterbetreiben", erläutert Steffen Müter, Geschäftsführer der Fujitsu-Tochter. Unter anderem müsste nach den Vorgaben des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ein Zaun ums Gebäude gezogen werden - was aber der Bebauungsplan gar nicht hergebe. Daher soll der Betrieb bis 2024 auslaufen. Die Kapazitäten werden nach Frankfurt verlagert, wo der japanische Konzern bei seinem Partner NTT Rechenzentrums-Kapazitäten angemietet hat. Den Betrieb der IT übernimmt dabei aber Fujitsu.

Offen ist noch, wie es mit dem anderen Standort in Neuenstadt weitergeht. "Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen", sagt Müter. Auch dort befindet sich ein Rechenzentrum, das auf das Ursprungsunternehmen TDS zurückgeht.

Fujitsu-TDS vermeldet stabiles Geschäftsjahr

Insgesamt ist das jüngste Geschäftsjahr stabil gelaufen, berichtet Müter: Der Umsatz von Fujitsu-TDS habe auf dem Vorjahresniveau von 155 Millionen Euro gelegen. Im aktuellen Geschäftsjahr, das analog zur japanischen Konzernmutter am 31. März endet, sei der Verlauf ähnlich gut gewesen. Mittlerweile beschäftigt Fujitsu-TDS insgesamt mehr als 1000 Mitarbeiter, davon mehr als 600 in der Region. Alle Fujitsu-Gesellschaften in Deutschland kommen zusammen auf 5000 Beschäftigte.

Unternehmen profitiert vom Wandel in der Arbeitswelt

Profitiert haben die Neckarsulmer vom Wandel in der Arbeitswelt: Die Mitarbeiter der Kunden wünschen Möglichkeiten für Arbeiten im Home Office oder die aktuelle Konferenz- und Präsentationstechnik. Dass in den nächsten Monaten auch in Neckarsulm die Etagen umgebaut werden, spiegele diesen Trend wider. "Wir verabschieden uns von starren Büros", erklärt Müter. "Das ist die Zukunft der Arbeit. Unsere Tätigkeit findet ohnehin oft vor Ort beim Kunden statt."

Schwierig sei aber die Gewinnung neuer Mitarbeiter, gerade in der Region. Hier spüre das Unternehmen die Konkurrenz der benachbarten großen Arbeitgeber. Auch darum passe das neue Arbeitsplatz-Konzept auf das Unternehmen - in einem IT-Betrieb könne ja quasi jeder Mitarbeiter von jedem Standort aus Aufgaben übernehmen, erläutert Müter. Bundesweit seien jedenfalls derzeit 500 neue Stellen zu besetzen.

Mehrere prägende Branchentrends

Zu den größten Trends der Branche zählt der Geschäftsführer nicht nur die Einführung von 5G und den Aufbau von Campus-Netzen für das Internet der Dinge. Fujitsu beschäftigt sich vor allem mit künstlicher Intelligenz, Blockchain-Technologie sowie einer Brückentechnologie auf dem Weg zum Quantencomputing. Vieles, was da derzeit von anderen verkündet werde, sei aber noch Zukunftsmusik, meint Müter. Etwa, was die Blockchain angeht: "Momentan rechnet sich noch keine Anwendung", erklärt er. "Es mag höchstens einige Spezialgebiete geben, wo das schon funktioniert."

Spannend sei aber, was sich gerade in Sachen Cloud-Angeboten tut. Während Fujitsu beim europäischen Projekt Gaia X mitwirkt, arbeitet das Unternehmen parallel an einem eigenen Angebot, das es ermöglichen soll, unterschiedliche Cloud-Dienste zu kombinieren und zu verwalten, und das noch im Laufe dieses Jahres präsentiert werden soll. Mehr will Müter aber noch nicht bekanntgeben.

Bewegte Geschichte der TDS

Das Markenzeichen von Fujitsu TDS ist der Firmensitz: Als 1999 der Turm an der A6 eingeweiht wurde, strebte der Neue Markt gerade seinem Höhepunkt entgegen. Aus der kleinen, 1975 gegründeten Softwarefirma Tele-Daten-Service, kurz TDS, war da bereits ein börsennotiertes Unternehmen geworden, dessen Gründer Günter Steffen Präsident der Heilbronner Industrie- und Handelskammer war.

Jedoch geriet auch die TDS in die Turbulenzen der platzenden Dotcom-Blase. 2006 übernahm schließlich Fujitsu das Unternehmen, nahm es von der Börse und ließ 2014 das Logo von Dach und Schildern verschwinden. Die Personalabrechnungs-Sparte wurde abgestoßen.

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