Geht Getrag zu Magna? Getrag sucht Bräutigam (23.01.2010)
Untergruppenbach - Geht Getrag zu Magna? Ein Einstieg oder sogar eine Komplettübernahme des angeschlagenen Getriebebauers ist eine Option, über die in Untergruppenbach derzeit verhandelt wird.

Untergruppenbach - Geht Getrag zu Magna? Ein Einstieg oder sogar eine Komplettübernahme des angeschlagenen Getriebebauers ist eine Option, über die in Untergruppenbach derzeit verhandelt wird - und zwar schon seit geraumer Zeit: Der im November entlassene Chef Dieter Schlenkermann ist zusammen mit Getrag-Eigner Tobias Hagenmeyer bei Magna in Sailach bei Gesprächen mit Herbert Demel gesehen worden, der bei Magna vor einigen Jahren den gesamten Bereich Antriebsstrang verantwortet hat und Opel-Chef werden sollte, bis die Übernahme des Autobauers durch den Zulieferer geplatzt ist.
Antriebstechnologie
Jetzt arbeitet Demel, der Mitte der 1990er Jahre Vorstandschef bei Audi war und die Region deswegen gut kennt, an einer strategischen Neuausrichtung von Magna: Der österreichisch-kanadische Zulieferkonzern will künftig vermehrt mit Hightech-Komponenten etwa im Antriebsstrang Geld verdienen und nicht mehr nur mit vergleichsweise einfachen Teilen. Magna ist der viertgrößte Zulieferer der Welt und verfügt trotz Autokrise über eine gut gefüllte Kriegskasse, während Getrag spätestens seit dem gescheiterten 500-Millionen-Dollar-Gemeinschaftsprojekt mit Chrysler extrem klamm ist. Die Bilanz 2008 der Untergruppenbacher, die seit Ende Dezember veröffentlicht sein müsste, hat der Zulieferer noch nicht ins Internet gestellt.
Im Dezember hat die Getrag erneut mehr als 100 Arbeitsplätze auch in den Untergruppenbacher Entwicklungsabteilungen gestrichen. Außerdem ist ein weiteres Sparprogramm in Vorbereitung, nach dem die Beschäftigten unter anderem auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten sollen.
"Wir prüfen mehrere Optionen für eine strategische Partnerschaft", sagte eine Sprecherin auf Anfrage der Heilbronner Stimme. "Wenn sich eine Partnerschaft als sinnvoll erweisen sollte, werden wir zu gegebener Zeit eine Entscheidung treffen." Zusammen mit Haupteigentümer Tobias Hagenmeyer muss der neue Getrag-Chef Mihir Kotecha die Weichen stellen.
Ford und BMW
Nach Stimme-Informationen laufen ebenfalls seit geraumer Zeit unter dem Stichwort "One Getrag" Verhandlungen mit Ford über eine engere Zusammenarbeit. Bisher gibt es neben der Untergruppenbacher Getrag KG, die zu 100 Prozent der Familie Hagenmeyer gehört, in Köln die Getrag Ford Transmissions (GFT), an der Ford zu 50 Prozent beteiligt ist. Über eine Beteiligung des Autobauers an der gesamten Getrag-Gruppe könnten die Finanzschwierigkeiten des Zulieferers ebenfalls gelöst werden. Eine weitere Option, über die gesprochen wird, ist eine vertiefte Zusammenarbeit mit dem Großkunden BMW, der zumindest am Werk Rosenberg im benachbarten Neckar-Odenwald-Kreis interessiert sein müsste: Seit der Umstrukturierung vor einem Jahr werden dort ausschließlich Getriebe für die Bayern gefertigt.
Schon einmal gab es eine Minderheitsbeteiligung eines großen Zulieferer-Konzerns bei den Untergruppenbachern. Die Dana-Ära ging mit der Insolvenz des US-Konzerns abrupt zu Ende.
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