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Verbraucherschutz warnt vor Stromvertretern an Haustür

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Energie-Unternehmen senden derzeit in der Region verstärkt "freie Handelsvertreter" aus, um Neukunden zu gewinnen. Verbraucherschützer mahnen zur Vorsicht.

Von Adrian Hoffmann
Ein Stromzähler zeigt in einem Mietshaus die verbrauchten Kilowattstunden an − seriöse Handelsvertreter fragen nicht nach dem Zählerstand.
Foto: dpa
Ein Stromzähler zeigt in einem Mietshaus die verbrauchten Kilowattstunden an − seriöse Handelsvertreter fragen nicht nach dem Zählerstand. Foto: dpa  Foto: Jan Woitas

Der junge Mann trägt ein blaues EnBW-Poloshirt und an seiner Jeans ein Namensschild mit dem Zusatz "freier Handelsvertreter". Er hat an der Haustür in Bad Wimpfen geklingelt und stellt sein Anliegen vor. Er sei im Auftrag der EnBW unterwegs, sagt er, weil jeder Haushalt jetzt 50 bis 500 Euro Stromkosten jährlich sparen könne. Er benötige Angaben zum letztjährigen Verbrauch.

Die Frage nach dem Zählerstand

Genau hier erfolgt nach Ansicht der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg die erste Grenzüberschreitung. Energievertreter dürften gerne vorstellen, was sie im Angebot haben - Nachfragen zum Stromverbrauch und anderen Details seien aber zu unterlassen, wenn dies die Bewohner nicht von sich aus ansprechen. Das erklärt Matthias Bauer, der bei der Verbraucherzentrale für das Thema Energie zuständig ist. Ein weiteres Unding: die Frage nach dem Zählerstand. Denn wenn ein Energievertreter den Zählerstand weiß, kann er bereits den Wechsel des Anbieters veranlassen. Matthias Bauer rät deshalb: "Zugeknöpft sein."

Bauer stört sich sowieso daran, dass Unternehmen wie die EnBW und auch die ZEAG "freie Handelsvertreter" aussenden, um Kunden zu gewinnen. "Es zeigt, wie umkämpft der Strommarkt ist." Ein solches Geschäftsgebaren würde er allerdings eher anderen Energie-Unternehmen zutrauen.

Komplexe Verträge

Bei der EnBW stellt man klar, dass Haustür-Werbung strengen Richtlinien unterliege. Verstöße gegen die Statuten würden nicht geduldet, sagt ein Sprecher des Unternehmens. Immer wieder sei dies Thema. Die EnBW wirbt auf ihrer Webseite offen um Haustür-Vertreter. "Schon seit vielen Jahren vertreibt die EnBW erfolgreich Strom- und Gasprodukte über freie Handelsvertreter." So habe man "schon viele zufriedene Kunden von unseren Vorteilen überzeugen und für uns gewinnen" können.

Bereits vor drei Jahren verteidigte ein EnBW-Sprecher in einem Bericht des Handelsblatts das Vorgehen mit den freien Vertretern. "Auf dem Energiemarkt ist die direkte Ansprache von Verbrauchern ein unverzichtbarer Vertriebskanal", wird er darin zitiert. "Gerade im Gespräch lassen sich Fragen leichter klären." Der Rechtsexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen sagte: "Da wird auf einen Überrumpelungseffekt gesetzt. Solche Verträge sind viel zu komplex, um sie zwischen Tür und Angel zu unterschreiben."

Erst vor wenigen Wochen beklagte sich eine Frau aus Leingarten über das Vorgehen von Handelsvertretern der ZEAG. Diese hatten angeblich darum gebeten, am Stromzähler die Daten ablesen zu dürfen - laut Verbraucherschützern ist das unseriös. Drei Wochen später hat die Frau eigenen Angaben zufolge einen neuen Strombezugsvertrag zugestellt bekommen.

Link zur Verbraucherzentrale: www.verbraucherzentrale-bawue.de

 

 

 

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