Stiftung Lichtenstern in Löwenstein als Retterin in größter Not
In Windeseile haben Mitarbeiter der Behinderteneinrichtung mit Sitz in Löwenstein eine Unterkunft für ukrainische Flüchtlinge mit Behinderung und deren Angehörige hergerichtet.

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Inzwischen haben sie sich von der Odyssee erholt. Es hat schon abenteuerliche Züge, wie die Evangelische Stiftung Lichtenstern dazu kam, eine große Gruppe von Menschen mit Behinderung und deren Begleitpersonen aus der Ukraine aufzunehmen. "Sie sind ins Nichts gefahren mit einem Grundvertrauen, dass es eine Lösung geben wird", sagt die Vorstandsvorsitzende Sybille Leiß. Und die gab es ja auch. Denn die Einrichtung war Retterin in größter Not.
Verzweifelte Suche nach barrierefreien Räumlichkeiten
"Als die Behinderten mit ihren Angehörigen in die beiden Busse einstiegen, wussten wir noch nicht, wo wir sie hinbringen können", schildert Andreas Kammer, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Mergelstetten, in einer E-Mail an die Heilbronner Stimme die dramatische Ausgangslage mit der verzweifelten Suche nach einer barrierefreien Unterkunft. Im Pfarrhaus im Heidenheimer Teilort hatte zu Kriegsbeginn ein Ukrainer mit seiner Familie aus dem Donbass Zuflucht gefunden. Nun war er einer der Fahrer des Transports von behinderter Menschen aus dem Kriegsgebiet.
Große Hilfesbereitschaft der Mitarbeiter
"Der Hilferuf hat uns mittwochs erreicht", berichtet Leiß, die sofort einen Rundruf startete. Sie fragte beim Regionalleiter, bei der Haustechnik, bei der Hauswirtschaft und Bereichsverantwortlichen nach, ehe sie eine Zusage gab. "Es war überwältigend. Jeder war hilfsbereit und hat gesagt: Wir kriegen das hin", erzählt Leiß. Überrascht war sie allerdings, als sie erfuhr, dass die Flüchtlinge bereits zwei Tage später, am Karfreitag, eintreffen sollten. "Dann ging der Stress los." Jeder musste ja seine reguläre Arbeit verrichten.
In eineinhalb Tagen eingerichtet
Aus Häusern der Standorte der Behinderteneinrichtung wurden Betten, Matratzen und Deckbetten zusammengetragen, der ASB half mit Feldbetten aus. So konnte das Erdgeschoss in einem der Gebäude, das als Ausweichquartier bei Sanierungen freigehalten wird, in eineinhalb Tagen mit vereinten Kräften hergerichtet werden. Vorhänge wurden aufgehängt, Kinderspielzeug organisiert, die Küche mit Geschirr und Kühlschränken ausgestattet.
Erschöpft und ausgehungert, aber erleichtert
"Tatsächlich sind 41 Leute gekommen. Das haben wir erst gemerkt, als zwei Betten fehlten", erzählt Leiß. Der Jüngste der Gruppe ist sechs Jahre alt, die Älteste Jahrgang 1935. Es sind Menschen aus Mariupol, Charkiw und Luhansk, die körperlich oder geistig eingeschränkt sind, Autisten und Rollstuhlfahrer und deren Angehörige, die sich um sie kümmern. Zwei Rollstuhlfahrer mussten liegend transportiert werden. "Sie waren total erschöpft und ausgehungert." Leiß berichtet aber auch von Erleichterung der Menschen, in Sicherheit zu sein.
Die Stiftung versorgt die Menschen mit Essen aus ihrer Großküche, kauft für sie ein, leiht ihnen medizinische Hilfsmittel, kleidete sie in der hauseigenen Sternboutique ein, meldete sie bei der Gemeinde an. Bei den Anträgen auf staatliche Unterstützen hapert es noch. Die Integrationsmanager des Landratsamts seien überlastet. "In den letzten drei Wochen haben wir so viel an Unterstützung erlebt", ist Leiß dankbar und zuversichtlich. Im Stiftungs-Freundeskreis will sie zu Spenden aufrufen. Man mache einen Schritt nach dem anderen. "Wir helfen zusammen."

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