Neue Trauergruppe der Malteser will jung Verwitweten aus der Region eine Stütze sein
Seit April gibt es ein neues Angebot der Malteser für jung Verwitwete mit Kindern aus der Region. Die Trauergruppe besteht aus drei geschulten Mitarbeiter des Kinder- und Jugendhospizdienst.

Vor drei Jahren hat Annette Sander (Name von der Redaktion geändert) ihren Mann verloren. Er starb an Krebs. Ihre Trauer verarbeiten konnte die zweifache Mutter seither nicht. Im Alltag musste sie funktionieren, ihre Kinder auffangen und auch sonst fortan alles alleine stemmen. "Meine Trauer habe ich in eine Kiste gepackt und fertig", sagt die 48-Jährige zurückblickend. Fragen wie "sind wir zu dritt vollständig?" oder "wo bleiben meine Gedanken und Wünsche?" beschäftigen sie.
Für jung Verwitwete mit Kindern wie Anette Sander gibt es seit April eine Trauergruppe des Heilbronner Kinder- und Jugendhospizdienstes, Ansprechpartner für Familien aus dem Stadt- und Landkreis Heilbronn. Der Hospizdienst begleitet seit 13 Jahren Abschied nehmende Kinder und Jugendliche, wenn ein Elternteil schwer krank ist oder stirbt. Jetzt wurde das Angebot erweitert. "Der Bedarf ist groß", sagt Heidi Plöger, Leiterin des Kinder- und Jugendhospizdienstes. Für jung Verwitwete habe es im Raum Heilbronn seither kein Hilfsangebot gegeben. So war die Idee einer Trauergruppe geboren.
Einmal im Monat trifft sich die Gruppe
Die Trauergruppe, das sind Claudia Lörler, Elisabeth Knaus und Mehmet Yesilgöz - alle drei langjährige Mitarbeiter beim Kinder- und Jugendhospizdienst. Sie wurden geschult und werden sich einmal im Monat für je zwei Stunden mit acht Verwitweten treffen. Es wurden Vorgespräche geführt und so die erste Trauergruppe mit festen Teilnehmern gesetzt.
Mit Geschichten, Musik und anderen Impulsen wollen die Trauerbegleiter die Abende gestalten. Ebenfalls unverzichtbar: Zuhören und empathisch sein, wie Mehmet Yesilgöz betont: "Unsere Rolle ist es, den Elternteilen einen geschützten Raum zu bieten, in dem sie ihre Trauer, ihre Wut, alle Gefühle herauslassen können." An jedem Abend soll ein anderer Schwerpunkt thematisiert werden. Zum Beispiel die eigenen Gefühle oder der bisher durchlaufene Trauerweg.
Jeder Teilnehmer bekommt außerdem ein Buch, das ihn als eine Art Tagebuch über die Monate begleiten wird.
Sich mit anderen austauschen
Annette Sander freut sich, neue Kontakte zu knüpfen und sich mit Menschen auszutauschen, die in einer ähnlichen Lage sind wie sie. Diesen verbindlichen Rahmen mit festen Terminen habe sie gebraucht. "Vielleicht entstehen auch Freundschaften," so ihre Hoffnung. Seit dem Tod ihres Mannes habe sich vieles verändert, auch in ihrem Bekannten- oder Familienkreis. Manch einer habe sich zurückgezogen, weil er mit der Situation überfordert sei.
"Das Gesagte bleibt im Raum"
Die Trauergruppe versteht Heidi Plöger vor allem als Chance: Im Mittelpunkt stehe der Teilnehmer, nicht der Verstorbene, betont die Leiterin. Hinterbliebene müssen sich nach einem solchen Verlust neu definieren. "Es bleibt spannend, was sich aus der Gruppe entwickeln wird", so Plöger. Sicher ist: "Das Gesagte bleibt im Raum."