Heiß aufs Grillen: Was in diesem Jahr besonders angesagt ist
Die Vielfalt auf dem Rost kennt bei Hobby- und Profigrillmeistern keine Grenzen. Sie reicht vom offenen Feuer zur Freiluftküche und von der Knackwurst zum Rib-Eye. Und doch gibt es aktuell einen absoluten Trend.
Dieser Text ist Teil unseres Themenschwerpunkts "In aller Munde". Hier geben wir Restaurant-Tipps aus Heilbronn und berichten über kulinarische Neuigkeiten aus der Region. Den Newsletter "Aufgegabelt" servieren wir monatlich und kostenlos. Hier abonnieren.

Grillen hat sich zu einem der beliebtesten Freizeitvergnügen entwickelt. Es vereint kulinarischen Genuss in lockerer Atmosphäre mit dem Abenteuercharakter einer Mahlzeit an der frischen Luft und einem besonderen Gemeinschaftsgefühl. Dabei hat sich Grillen seit den 1950er Jahren, als die Amerikaner das Barbecue nach Deutschland brachten, enorm verändert.
Genügten bis in die 1980er Jahre noch ein einfach zusammengeschraubter Holzkohlegrill oder ein Rost über offenem Feuer, auf dem Würstchen oder Steaks gegart wurden, so hat das heutige Grillen inzwischen ganz andere Dimensionen angenommen.
Das gilt sowohl für die Vielfalt der zubereiteten Speisen als auch für die Grillgeräte, die heute neben dem klassischen Holzkohlegrill auch Keramik-, Gas- und Elektrogrills bis hin zu regelrechten Freizeitküchen im Freien umfassen.
Tief in der menschlichen DNA verwurzelt
"Die Menschheit ist rund um das Feuer groß geworden und das ist tief in der menschlichen DNA verwurzelt", betont Michael Preidl. "Und das Grillen ist inzwischen auch enorm vielschichtig geworden", sagt der Inhaber der Firma Grill Gott in Abstatt. Dazu habe auch die Corona-Pandemie beigetragen. In der Zeit seien die Leute zu Hause geblieben und hätten geschaut, "wie sie es sich gemütlich machen könnten", so der Chef des Fachgeschäfts für Grillgeräte, Zubehör und Lebensmitteln.
"Keramikgrills sind im Moment der absolute Trend. Die anspruchsvollen Grillfans wählen inzwischen auch regelrechte Outdoorküchen mit Zapfanlage und Kühlschrank ", erläutert Preidl. Auch beim Grillgut gebe es eine klare Entwicklung hin zu hochwertigen Lebensmitteln. "Die Kunden wählen gezielt High-End-Fleischsorten und grillen viel bewusster als noch vor einigen Jahren", unterstreicht der 52-jährige Preidl, der sich selbst als leidenschaftlichen Griller und Genussmensch bezeichnet.
Ein weiterer Trend ist das sogenannte Angrillen im Frühjahr, das sich in vielen Familien und Freundeskreisen längst zu einem veritablen Fest entwickelt hat. Meist um den Frühlingsanfang herum werden die Grills zunächst auf Vordermann gebracht, um beim ersten Sonnenstrahl kräftig beheizt und belegt zu werden. Das Angrillen wird auch vom Handel entsprechend beworben und verspricht ein gutes Geschäft.
Auch Bücher und Ratgeber mit Rezepten und Tipps für ein gutes Grillerlebnis gibt es inzwischen wie Sand am Meer. Und noch immer sind es vor allem Männer, die beim Stichwort Grillen leuchtende Augen bekommen, wenn auch die Frauen auf dem Vormarsch sind. Das hat historische Gründe.
Immer noch eine Männerdomäne
"Fleisch besorgen, Feuer machen, grillen, die Familie ernähren: Das war früher die Domäne des Mannes, und es steckt irgendwie noch in unseren Genen, sagen wir mal in unserem Eckzahn", weiß Uwe Nothwang. Für den 56-jährigen Metzgermeister hat Grillen darüber hinaus viel mit Gemeinschaft, Erlebnis, Emotion, Authentizität, mit Lebensart und natürlich mit Genuss zu tun. "Wir stehen zusammen ums Feuer rum, schauen hinein, vielleicht mit einer Flasche Bier oder einem Weinglas in der Hand, kommen runter, fühlen uns wohl und wohlig warm. Du bist hautnah beim Zubereiten dabei, da läuft dir das Wasser im Munde zusammen."
Dass die Vielfalt an Wurst-, Fleisch-, Gemüse und womöglich auch gegrillten Dessert-Variationen zuletzt so sehr zugenommen hat, schreibt Nothwang neben dem allgemeinen Wohlstand und der Mediterranisierung unserer Lebensgewohnheiten vor allem der technischen Entwicklung zu. "Mit dem Gasgrill hast du vom ersten Moment an Hitze, kannst alles regulieren und schon nach einer halben Stunde alles servieren. Beim offenen Feuer dauert natürlich alles viel länger." Gleichwohl will der Bad Friedrichshaller Großmetzger nicht auf seine Kochendorfer Knackwurst verzichten.
Tipps vom Experten
"Die Rote ist der Klassiker und gehört bei mir bis heute als Entrée dazu, schön rösch, kernig und knackig," betont Uwe Nothwang. Unabhängig davon habe der Gasgrill die heutige Vielfalt erst möglich gemacht, "da kannst du viel dosierter und sensibler arbeiten": Egal welches Fleisch auf dem Rost liegt, vom fetten Schweinebauch und Schweineschnitzel übers zarte Geflügel, den Tafelspitz oder das Bürgermeisterstück bis hin zum saftigen Ochsenkotelett, T-Bone-Steak und dicken Rib-Eye. "Das schneide ich dann während dem Brutzeln in schmale Streifen, das ist auch etwas für die Optik, ein echtes Erlebnis für alle", verrät der Experte seine ganz persönlichen Tricks.
Zu Fleisch oder Würstchen in allen Variationen gehören für den kreativen Grillmeister aber auch entsprechende Beilagen. "Was früher der Salat war, ist heute der Gemüsespieß" plus der gefüllten Kartoffel mit Rosmarin oder der Tomate in Alu-Folie. Metzger Nothwang weiß auch Röstbrot zu schätzen und spielt auf dem Grill gerne mit dem Dessert. "Heiße Ananas oder Melone mit Vanilleeis - ein Traum", schwärmt der 56-Jährige, der noch einen weiteren Tipp parat hat.
So sollte das Grillfleisch niemals direkt aus dem Kühlschrank auf den Rost wandern. Der Metzgermeister nimmt Steaks, Kotelett, Geflügel und Fisch grundsätzlich mindestens eine Stunde vor dem Grillen aus der Kühlung und stellt es abgedeckt mit einem Tuch oder einer Folie ins Freie. "Dann schmeckt das Fleisch einfach viel aromatischer", erklärt Uwe Nothwang.