Genossenschaftskellerei Heilbronn feiert in großem Stil Jubiläum
Die größte WG Deutschlands, die Genossenschaftskellerei Heilbronn, feiert 50-jähriges Bestehen: beim wochenendlichen Sommerfest und bei einem Festakt mit erhellenden Interviews.

Richtig rund geht es übers Wochenende im herausgeputzten Hof der Genossenschaftskellerei Heilbronn. Zum 50-jährigen Bestehen von Deutschlands größter eigenständiger Weingärtnergenossenschaft (WG) steht an der Binswanger Straße bis Montag ein großes Sommerfest an. Am Freitagabend ging's mit dem Mitgliederabend los.
Bereits am Donnerstag stand ein Jubiläumsfestakt an: mit Musik von Julian Pförtner, Interviews von Stimme-Chefredakteur Uwe Ralf Heer, einem Festessen von Martin Kübler und mit Weinen bis hin zu einer von Arne Maiers Kellerteam kreierten roten Jubiläums-Cuvée, die die 200 Ehrengäste "mit unserer Festschrift ruhig mit nach Hause nehmen" durften, wie Geschäftsführer Daniel Drautz nach vier Stunden zur allgemeinen Genugtuung betonte.
Viele Weinbau-Koryphäen zu Gast
Neben Branchenvertretern und Politikerrn begrüßte Vorstandvorsitzender Justin Kircher zum Auftakt "Weinbau-Koryphäen" wie Dr. Gerhard Götz, einst Direktor der Weinbauschule Weinsberg. An diesem Sonntag feiert Götz übrigens seines 91. Geburtstag.
Bald 87 Jahre wird der ehemalige WG-Chef Hermann Schneider, der als Spross einer Wengerter- und Politikerfamilie schon als Bub in die WG hineinwuchs und als 27-Jähriger zum Aufsichtsrat avancierte. Zusammen mit dem heutigen Aufsichtsratschef Ulrich Drautz nannte Schneider die 1972 vollzogene Fusion der WGs aus Heilbronn, Erlenbach und Weinsberg sowie die Aussiedlung des Großbetriebs visionär. Den Mut der Gründerväter sollte man sich zum Vorbild nehmen, "gerade jetzt in wieder harten Zeiten".

Fusionen ohne große Nebengeräusche
"Wengerter brauchen ein ordentliches Traubengeld." Dies nannten Justin Kircher und Karl Seiter als "A und O einer WG". Seiter hatte das damals trudelnde Flaggschiff der Württemberger Weinbrache als Geschäftsführer ab 1998 bis 2019 flott gemacht und mit der Wein-Villa den Schulterschluss von Gütern und Genossen vollbracht.
Warum denn in Heilbronn die vielen Fusionen, so Moderator Heer, "besser als anderswo", relativ geräuschlos und erfolgreich über die Bühnen gegangen seien? Weil man den Kollegen auf Augenhöhe begegnet sei und weiter begegne, so Kircher. Weitere Fusionen seien nicht geplant, "aber man weiß ja nie", zumal die Branche stark unter Druck stehe. Wegen steigender Betriebskosten, der "Oligarchie" und der Preisdrückerei des Handels, so Seiter, gehe die Wertschöpfung bei vielen Winzern gegen Null . Dies führe in Steillagen zunehmend zu Brachen und schade der Kulturlandschaft, ausgerechnet zu einer Zeit, in der der Weintourismus in die Gänge komme.

WZG-Chef: Katastrophale Lage am Weinmarkt
Gar "katastrophal" nannte die aktuelle Lage Uwe Kämpfer, Vorstandssprecher der Württembergischen Weingärtner-Zentralgenossenschaft (WZG). Unter der allgemeinen Kaufzurückhaltung leide der Wein besonders: "Wir liegen 19 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum." Kämpfer fürchtet eine weitere Discountisierung, darauf müsse man mit "einfach zu verstehenden" Produkten reagieren. Optimistisch zeigte sich angesichts dynamischer Jungwinzer, aber auch "wegen des Zusammenhalts" in der Branche und der regionalen Verwurzelung, Weinkönigin Tamara Elbl, die auch in Heers Live-Talk Ohne Ausrede zu Gast ist.
Bindeglieder zwischen Landesteilen
Genossenschaften und ihr Geist bildeten in Baden und Württemberg seit Generationen das Rückgrat vieler Branchen. Sie hätten auch das Zusammenwachsen der Landesteile gefördert, so Roman Glaser, Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes. Heilbronns Wirtschaftsdezernent Martin Diepgen nannte die Genossenschaftskellerei "ein wichtiges Bindeglied für die älteste Weinstadt Württembergs und weit darüber hinaus: für die Region".