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Einige Schüler gehen künftig in Heilbronn studieren

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Die Hochschule Heilbronn schließt Bildungspartnerschaften mit elf Schulen. Jugendliche dürfen künftig Zukunftstechniken erleben und selbst daran mitarbeiten.

Von Christian Gleichauf
An dieser Abfüllanlage wird deutlich, was Industrie 4.0 bedeutet. Statt über sichtbare Schalter wird sie über virtuelle Bedienelemente gesteuert. Mechatroniker Benedict Bauer kann sie in der VR-Brille sehen. Foto: Mario Berger
An dieser Abfüllanlage wird deutlich, was Industrie 4.0 bedeutet. Statt über sichtbare Schalter wird sie über virtuelle Bedienelemente gesteuert. Mechatroniker Benedict Bauer kann sie in der VR-Brille sehen. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Die Hochschule Heilbronn hat die erste von elf Bildungspartnerschaften mit Schulen der Region besiegelt. Künftig sollen Schüler sowohl in der Hochschule als auch bei Firmen wie dem Obersulmer Industriekamerahersteller IDS Hightech Technik hautnah erleben und Unternehmensabläufe kennenlernen.

Professor Oliver Lenzen, Rektor der Hochschule, und Jürgen Kovács, Schulleiter des Justinus-Kerner-Gymnasiums Weinsberg, haben den Startschuss gegeben.

Nur mit Brille sind die Schalter zu sehen

Professor Gerrit Meixner zeigt, wie ein Fahrsimulator der Zukunft aussieht. Mit dem "halben Audi" kann das autonome Fahren getestet werden.
Professor Gerrit Meixner zeigt, wie ein Fahrsimulator der Zukunft aussieht. Mit dem "halben Audi" kann das autonome Fahren getestet werden.  Foto: Berger, Mario

Was auf die Schüler zukommt, zeigt Benedict Bauer im Otto-Rettenmaier-Forschungslabor an der Hochschule in Heilbronn-Sontheim. Mit einer hochwertigen VR-Brille, wie sie auch von Computerspielern genutzt wird, steht er vor einer vollautomatisierten Abfüllanlage. Nur er sieht die virtuellen Schalter, die er mit einem Handgriff betätigen kann.

Sogar die gesamte Anlage wird derzeit virtuell nachgebaut, um so beispielsweise eine Fernwartung zu ermöglichen. "Hier findet man alle Komponenten, die man unter dem Begriff Industrie 4.0 versteht", kommentiert der Dekan der Fakultät für Mechanik und Elektronik, Professor Carsten Wittenberg.

Mancher Schüler dürfte die VR-Brillen bereits von Computerspielen kennen. Doch das Einsatzgebiet ist hier ein ganz anderes. Das gilt auch für den halben Audi im Labor nebenan, der zum Fahrsimulator fürs autonome Fahren umgebaut wurde. Über die VR-Brille wird die Fahrt visualisiert. "Gleichzeitig wird alles aufgezeichnet, jede Fingerbewegung des Fahrers", sagt Gerrit Meixner, Professor für Mensch-Computer-Interaktion. "Es gibt nichts Komplexeres in diesem Bereich in Deutschland."

Mit Sekt für die Technik begeistert

Zahlreiche Roboter können im Otto-Rettenmaier-Labor auf unterschiedlichste Weise programmiert und angelernt werden. Professor Andreas Hoch erläutert die Details.
Zahlreiche Roboter können im Otto-Rettenmaier-Labor auf unterschiedlichste Weise programmiert und angelernt werden. Professor Andreas Hoch erläutert die Details.  Foto: Berger, Mario

Der abgesägte Audi aus Neckarsulm wurde in Kooperation mit Bosch und Daimler zum Fahrsimulator umgebaut. Und auch bei den anderen Projekten sind zahlreiche, häufig deutsche Firmen beteiligt. Bei der Abfüllanlage von Optima sind es Festo und Siemens. Bei den Robotern ist es die Firma Kuka. Ein Mitsubishi-Roboter hat bei der Einweihung des Labors Sekt ausgeschenkt. "So kommt man mit Menschen in Kontakt", sagt Mechatronik-Professor Andreas Hoch. Kollege Wittenberg formuliert es allgemein: "Ingenieure spielen gerne."

Dieser spielerische Ansatz soll auch für die Schülerinnen und Schüler einen Anreiz bieten, sich intensiver mit einer Materie zu befassen. Bei der Bildungspartnerschaft geht es zwar nicht ausschließlich um Technik, sondern auch um wirtschaftliche Aspekte. "Aber die Technik braucht mehr Unterstützung derzeit", findet Hochschul-Rektor Oliver Lenzen. "Immer weniger junge Menschen entscheiden sich für die schwierigen Fächer." So soll die Zusammenarbeit mit den Schulen den Studentennachwuchs an der HHN sichern. "Wir wollen gegen den Trend wachsen", sagt Lenzen.

Das passt: Neue Fächerkombination in Weinsberg

Benedict Bauer (links) zeigt, wie die Abfüllanlage über die VR-Brille gesteuert werden kann. Mit dabei der Weinsberger Schulleiter Jürgen Kovács (von links), Professor Carsten Wittenberg, Hochschul-Rektor Oliver Lenzen und IDS-Geschäftsführer Jürgen Hartmann.
Benedict Bauer (links) zeigt, wie die Abfüllanlage über die VR-Brille gesteuert werden kann. Mit dabei der Weinsberger Schulleiter Jürgen Kovács (von links), Professor Carsten Wittenberg, Hochschul-Rektor Oliver Lenzen und IDS-Geschäftsführer Jürgen Hartmann.  Foto: Berger, Mario

Für den Weinsberger Schulleiter Jürgen Kovács kommt die Kooperation zur richtigen Zeit. Ab Herbst betritt das JKG mit der Fächerkombination IMP - Informatik, Mathe, Physik - Neuland. Zudem spielt die Berufsorientierung eine wichtige Rolle. "Unsere Schüler sollen an vielen Arbeitsplätzen schnuppern."

Die Obersulmer Firma IDS stellt den JKG-Schülern übrigens nun regelmäßig weitere mögliche Arbeitsplätze vor. Geschäftsführer Jürgen Hartmann besuchte sowohl das JKG - "zu einer Zeit, da Robotik noch ein Fremdwort war" - als auch später die damalige Fachhochschule Heilbronn. "Ich möchte den Schülern zeigen, wie es weitergehen kann. Schließlich sind viele ehemalige Studenten der Hochschule heute sehr erfolgreich unterwegs."


Bestehendes gebündelt und ergänzt

Schon bisher hat die Hochschule Heilbronn (HHN) den engen Kontakt zu den Schulen gesucht. Der an der HHN gegründete Verein Faszination Technik beispielsweise ermöglicht Schülern seit vielen Jahren, Technik auszuprobieren und begreifbar zu machen. Über zahlreiche weitere Einzelmaßnahmen bietet die HHN Schülern Berufsorientierung, Fachvorträge und die Möglichkeit zum persönlichen Austausch. Viele dieser schon bisher vorgesehenen Projekte werden nun zum Paket geschnürt und über die Bildungspartnerschaft ausgesuchten Schulen verlässlich und dauerhaft angeboten. Die Schulen können so Zeit für Praktika und Infoveranstaltungen einplanen.

 
 
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