Die Gemminger Corona-Ambulanz ist ins Gärtnerhaus umgezogen
Rund 60 Abstriche werden in der Ambulanz im Schlosspark täglich gemacht. Das Ärzteteam stemmt aber nicht nur die Arbeit in der Teststelle, sondern auch den normalen Praxisbetrieb. Um die Mediziner im Kreis zu entlasten, sind in den vergangenen Wochen zahlreiche neue Schwerpunktpraxen dazu gekommen.

Könnte das Gemminger Gärtnerhaus sprechen, es würde einiges erzählen. Dass in dem rund 200 Jahre alten Gebäude allerdings eines Tages eine Corona-Ambulanz eingerichtet werden würde, damit hat wohl niemand gerechnet. Das Team der Praxis von Dr. Klimm bietet im Erdgeschoss seit dem 21. September eine Sprechstunde für Verdachtsfälle an. Die Sporthalle, in der seit Mitte März gearbeitet wurde, musste für die Schüler freigemacht werden. "Wir sind sehr dankbar, dass wir hier, sozusagen im Erstbezug, weitermachen dürfen", sagt Michael Klimm.
Patienten kommen teilweise auch aus Mannheim
Das altehrwürdige Gebäude wurde lange renoviert und sollte eigentlich für Feiern aller Art zur Verfügung stehen. Direkt am Eingang sitzt jetzt Ayse Bügümez und empfängt die Patienten, die vorher von ihrem Hausarzt an die Ambulanz verwiesen wurden. "Zu uns kommen nicht nur Personen aus Gemmingen, sondern auch aus angrenzenden Gemeinden. Auch aus Mannheim war schon jemand da", erzählt Annika Topic.
Die Medizinerin arbeitet ebenfalls in der Praxis von Dr. Klimm in der Schwaigernerstraße. Wie die anderen Teammitglieder auch, pendelt sie zwischen dem Gärtnerhaus und ihrem eigentlichen Arbeitsplatz. Denn trotz gleichbleibender Besetzung müssen beide Einrichtungen versorgt sein. "Alle bringen einen außergewöhnlichen Einsatz", sagt Michael Timm. Die Belastung sei stellenweise massiv. Zirka 60 Abstriche werden im Moment täglich gemacht, Tendenz steigend. Positiv seien nur vereinzelte Personen, sagt Annika Topic. "Aber ein einzelner Positiver kann eine Kettenreaktion auslösen", gibt sie zu bedenken.
Schutz von Patienten und Mitarbeitern steht im Vordergrund
Dass sie das Gärtnerhaus nutzen dürfen, sei eine große Hilfe, so Michael Klimm. So sei die größtmögliche Sicherheit für alle Patienten gewährleistet. Denn mit diesem System können die Verdachtsfälle von den anderen getrennt werden. Das ist besonders bei chronisch Kranken, die zur Corona-Risikogruppe gehören, wichtig. "Weil wir uns hier gut schützen können, fühlen wir uns sehr sicher", betont Annika Topic.

Neben den obligatorischen FFP2-Masken tragen alle Mitarbeiter einen blauen Einweg-Schutzkittel und Handschuhe, die Hände werden mindestens nach jedem Patienten desinfiziert. Wie lange der jeweils im Behandlungszimmer sitzt, komme auf den Einzelfall an, sagt Michael Klimm. "Das hängt auch davon ab, ob jemand Symptome hat." Neben dem Abstrich, der in Nase und Rachen genommen wird, wird auch Fieber gemessen. Bis ein Testergebnis vorliegt, können bis zu 48 Stunden vergehen. Die Proben werden nach Heilbronn geschickt. "Wir können nicht beeinflussen, wie schnell es geht", sagt Annika Topic.
Öffnungszeiten können an die Nachfrage angepasst werden
Weil die Entwicklung nach wie vor dynamisch ist, werden die Öffnungszeiten der Ambulanz immer wieder angepasst. Momentan können die Patienten zwischen 8 und 12 Uhr kommen. "Gegebenenfalls können wir aber auch auf die Nachmittage ausweiten, wenn es nötig werden sollte", erklärt Michael Klimm.
In Heilbronn hat man die Öffnungszeiten bereits verlängert. Bis zur vergangenen Woche war die Abstrichstelle auf der Theresienwiese lediglich am Nachmittag geöffnet, seit Montag können die Patienten auch zwischen 8 und 12 Uhr den Drive-In nutzen. "Wenn man die Buchungen als Gradmesser nimmt, läuft es sehr gut", sagt die städtische Pressesprecherin Suse Bucher-Pinell. Falls es die Nachfrage nötig mache, könne die Option auf eine nochmalige Erweiterung der Öffnungszeiten sowie der Fläche gezogen werden. "Das wird entschieden, wenn es nötig werden sollte", so Bucher-Pinell. Wie in Gemmingen ist auch in Heilbronn eine Terminvereinbarung notwendig.
Bedarf regelt das Angebot
Ob im Kreis Heilbronn noch mehr Schwerpunktpraxen eingerichtet werden, habe mit dem Bedarf zu tun, sagt Kai Sonntag von der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg. "Das hängt nicht nur von uns ab, wir brauchen ja auch die Ärzte, die dafür zur Verfügung stehen", so Sonntag. Derzeit gehe man davon aus, dass die Strukturen weiterhin ausreichen.
Damit die Mediziner nicht an ihre Grenzen stoßen, habe man in den vergangenen Wochen landesweit die Zahl der Corona-Schwerpunktpraxen noch einmal deutlich ausgeweitet.
In Baden-Württemberg gibt es unterschiedliche Anlaufstellen für Personen, bei denen ein Corona-Verdacht besteht. Neben Schwerpunktpraxen gibt es auch verschiedene Testzentren und Ambulanzen. Alleine im Stadtbereich Heilbronn sind es laut der Kassenärztlichen Vereinigung neben der Abstrichstelle auf der Theresienwiese zwölf Schwerpunktpraxen. Die einzige offizielle Fieberambulanz im Landkreis ist in Eppingen. Überall gilt: Vorher anrufen, nicht einfach hingehen.
Schwerpunktpraxen im Überblick
Außer den drei Stellen in Eppingen, Obereisesheim und Heilbronn gibt es in der Region zahlreiche Corona-Schwerpunktpraxen, die ebenfalls Tests durchführen. Auch dort geht es aber nicht ohne Anmeldung. Ein Überblick über Teststellen und Schwerpunktpraxen in Baden-Württemberg ist hier zu finden: www.coronakarte.kvbawue.de
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