Eiskalte Saubermacher gegen Öl, Fett und Dreck
Die Reinigung mit Trockeneis ist für Oldtimer und in Altbauten eine materialschonende Alternative. Peter Zeller aus Brackenheim ist Spezialist für das "coole" Verfahren.

In voller Montur rückt Peter Zeller Öl, Fett und Dreck zu Leibe. Mit rauchender Lanze, Helm, Atemschutz und Ganzkörperanzug sieht er ein bisschen aus wie ein Sturmtruppler aus Star Wars.
Seine "Feinde" sind hartnäckige Ablagerungen auf Motoren, lackierten Balken und verdreckte Teile in Industriemaschinen. Als "Munition" verwendet der Brackenheimer Trockeneis. An der Luft verdampfen die kleinen Eiskristalle schlagartig. "Das Volumen vergrößert sich auf das 700-fache. Durch den Sprengeffekt wird der Dreck einfach mitgerissen", erklärt Zeller.
Im Jahr 2019 hat Zeller den Bürostuhl mit der Trockeneis-Lanze getauscht. Er habe viel Spaß an seiner Arbeit. "Das finde ich cool, weil man den Effekt gleich sieht." Ob ein klassischer Mercedes oder Hölzer in Fachwerkbauten: "Wenn etwas wieder wie neu aussieht, das begeistert mich schon."
Mit einem üblichen Baukompressor und der relativ kompakten Strahlanlage sind Zeller und sein Mitarbeiter Ricardo Reinhardt schnell einsatzbereit. Das Trockeneis wird im Gerät schneefein vermahlen und dann mit sieben bis acht Bar Druck auf die zu reinigende Fläche gestrahlt. Die Schutzkleidung braucht Zeller, weil feine Eissplitter in der "Dampfwolke" herumwirbeln. "Ich möchte den Dreck auch nicht einatmen."
Trockeneis ist gefrorenes CO2. Die minus 78 Grad kalten Pellets gehen sofort vom festen in den gasförmigen Zustand über. Diesen Übergang ohne die zum Beispiel bei Wasser übliche flüssige Phase vom Eis zum Dampf nennt man "Sublimation". Weil es beim CO2 keinen flüssigen Zustand gibt, spricht man vom "Trockeneis".

Der Vorteil bei der Reinigung liegt klar auf der Hand: Wo nichts flüssig ist, kann auch nichts nass werden. "Das schätzen Oldtimer-Kunden sehr, dass keine Feuchtigkeit in die Ritzen dringt." Auch bei Elektroanlagen ist die trockene Reinigung besser als andere Verfahren, weil es nicht zu Kurzschlüssen kommen kann.
Durch die explosionsartige Ausdehnung beim "Verdampfen" reißt das Gas alle Ablagerungen auf der Oberfläche mit. Das darunter liegende Material bleibt unbehelligt. "Das ist bei Oldtimern mit alten Plastikteilen sehr schonend." Ein Vorteil hat das Trockeneis-Strahlen auch bei alten, rissigen Balken. Farben, Lackreste oder andere Ablagerungen lassen sich entfernen, ohne dass das Holz angegriffen wird.
Sogar Kaugummis in der Fußgängerzone bekommt Zeller weg. "Da strahlst du kurz drüber, dann werden die durch das Eis spröde." Nur bei Graffiti muss Zeller zum Niederdruckstrahlen mit Sand, Glasperlen oder dem Gesteinsmehl Korund greifen. Auch für hochwertige alte Treppe in einem Altbau ist das Trockeneisstrahlen gut geeignet. "Da kommt man in alle Ecken und Ritzen rein, ohne das Holz anzugreifen. Das ist schön, wenn man etwas bewahren kann."
Kostengünstig ist das industriell rückgewonnene Trockeneis bei zwei Euro pro Kilo nicht. Bis zu 400 Kilo am Tag verbraucht Zeller. Wegen der Explosionsgefahr beim Eindringen von Wasser darf Trockeneis nur in Styroporboxen mit lose aufgelegtem Deckel gelagert werden. "20 Prozent davon verdampft einfach so als Verlust über den Tag hinweg."

Der Einsatz lohnt sich: Er habe schon verdreckte und rostige Gewindestangen im Handumdrehen wieder sauber bekommen. "Die wollten die schon wegschmeißen für 500 Euro das Stück". Auch bei der Reinigung von Industriemaschinen spare die Trockeneis-Methode Zeit gegenüber dem Reinigen mit Lappen und Lösungsmittel. "Es gibt dabei keine längeren Produktionsstillstände."
Mit diesem Auftakt startet unsere Sommerserie "Coole Geschichten". Wir wollen - trotz des noch verhaltenen Sommerwetters - für Abkühlung im wahrsten Sinne des Wortes sorgen: Welchen Effekt hat Eisspray bei Sport-Verletzungen? Was hat Wassereis mit der Eiszeit zu tun? Wie können -150 Grad in der Kryo-Sauna gesund sein? Diesen und vielen anderen "coolen Geschichten" wollen wir in den nächsten Wochen nachgehen.