Geplanter Kreisverkehr in Meimsheim: Bäume am Lindenplatz sollen gefällt werden
Für den geplanten Kreisverkehr am Lindenplatz sollen Bäume weichen. Das sorgt bei manchen Meimsheimern für Entsetzen. Dabei kam der Wunsch nach dem Kreisel aus den eigenen Reihen.

Die Markierungen sind nicht zu übersehen: Mit jeweils einem grünen X sind die Stämme der vier Linden und der beiden Spitzahorne am Lindenplatz in Meimsheim gekennzeichnet. Eine fünfte Linde trägt ein Fragezeichen. Die Aktion von Unbekannten soll zeigen: Diese alten Bäume würden gefällt werden, wenn der geplante Kreisverkehr an der Ecke Linden-/Jahn-/Dürrenzimmerner und Zabergäustraße kommt. Ein gutes Viertel des Lindenplatzes würde damit wegfallen.
Die Pläne sorgen in Meimsheim für geteiltes Echo. Der Lindenplatz gilt als das Gesicht des Teilortes, als Treffpunkt, etwa beim Laternenfest. Durch den Eingriff würde er seinen Aufenthaltscharakter verlieren, so die Sorge mancher Bürger. Und Naturschützer kritisieren, dass die Ausgleichsmaßnahmen den Verlust der alten Bäume nicht kompensieren würden.
Am Lindenplatz in Meimsheim müssten für einen Kreisverkehr zwei alte Bäume gefällt werden
Dabei kam der Wunsch nach einem Kreisverkehr ausgerechnet aus dem lokalen Gesprächskreis. Die Verkehrssituation am Lindenplatz war dort immer wieder Thema. Durch den zunehmenden Schwerlast- und Durchfahrtsverkehr wird die Lage unübersichtlicher und gefährlicher - und der Tenor, einen Kreisverkehr zu bauen, noch lauter.
Die Stadt brachte die Vorplanungen für den Kreisverkehr im Juli 2022 auf den Weg. Ein Anlass ist auch die Sanierung der Meimsheimer Ortsdurchfahrt, die im Oktober starten und in mehreren Etappen bis 2025 verlaufen soll. Dabei stimmt sich die Stadt mit dem Land und dem Landkreis ab. Sie sind jeweils zuständig für die zwei Landes- und zwei Kreisstraßen, die am Lindenplatz aufeinandertreffen. Auch die Behörden sehen den Kreisverkehr als nötig an.
Land Baden-Württemberg beteiligt sich an Bau- und Planungskosten des Kreisverkehrs
So hat das Land eine Beteiligung von mehr als 50 Prozent an den Bau- sowie zuzüglich zehn Prozent an den Planungskosten in Aussicht gestellt. "Wir gehen davon aus, dass rund drei Viertel der Baukosten über Dritte finanziert werden", sagt Bürgermeister Thomas Csaszar. Bei einer Million Euro Gesamtkosten würde sich die Stadt mit rund 250.000 Euro beteiligen - durch das Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz könnte der Anteil noch geringer werden. "Der Eingriff schmerzt uns auch", sagt Thomas Csaszar. "Aber wir müssen diesen Abwägungsprozess machen." Das Laternenfest, ist er überzeugt, wird trotzdem stattfinden können.
Und auch die Fraktionen im Gemeinderat setzen sich intensiv mit dem Thema auseinander. Edgar Übelhör, Fraktionssprecher der Freien Wähler, möchte vor allem die gespaltene Meimsheimer Bürgerschaft wieder zusammenbringen: "Wir müssen aber auch zwischen Sicherheit und Befindlichkeiten abwägen", sagt er.
Unterschriftensammlung gegen Kreisverkehr am Lindenplatz in Meimsheim
Wie umstritten der Kreisverkehr im Ort gesehen wird, zeigt die Aktion einer Meimsheimerin. Von den Plänen habe sie aus dem Amtsblatt erfahren und sei daraufhin hellhörig geworden, erzählt die Frau, die namentlich nicht genannt werden möchte. Von den Rathausmitarbeitern seien ihre Bedenken nicht ernst genommen worden. Also habe sie nach eigenen Angaben 200 Unterschriften innerhalb von zwei Tagen gegen den Kreisverkehr zusammengetragen. Die Verwaltung habe auf ihre Einsendung noch nicht reagiert.
"Der Lindenplatz ist unser Aushängeschild", sagt die Frau. "Die großen Bäume stehen dort seit den 50er Jahren." Von der Stadt Brackenheim erwarte sie, dass sie die Bäume schützt und ihrem Ruf als Klimaschutzstadt gerecht wird. Dass der Wunsch des Gesprächskreises nach einem Kreisverkehr wirklich repräsentativ für alle Meimsheimer ist, bezweifelt sie - ebenso, dass die Kreuzung gefährlich ist.
Anders empfindet das eine Einwohnerin, die zufällig am Lindenplatz unterwegs ist: "Unsereins fährt hier täglich vorbei. So, wie es gerade ist, ist es gefährlich." Sie wäge ab, sagt die Frau. "Es ist logisch, dass der Kreisel Platz braucht. Mir tut es leid um die Bäume. Aber es muss etwas getan werden. Auch wenn es nicht so sein wird wie vorher."
Wie geht es weiter?
Beschlussfassung und Bauantrag für den Kreisel, der zum Ausbau der Zabergäustraße im Frühjahr 2025 kommen soll, müssten im Herbst auf den Weg gebracht werden, wenn der Gemeinderat dem Vorhaben weiter zustimmt. "Die Abwägung zwischen dem Erhalt des Platzes und dem Verkehrsaufkommen ist maßgeblich", sagt Bürgermeister Thomas Csaszar. Bis zur nächsten Gemeinderatssitzung sei zu klären, wie die Ausgleichsmaßnahmen aussehen, meint Stadtrat Edgar Übelhör (Freie Wähler). Aus den Gesprächen mit den Meimsheimern wolle er die Idee einbringen, ob oberhalb des Friedhofs eine Ausgleichsfläche geschaffen werden kann.