Weiterer Acker wird für die Stromerzeugung in Wieslensdorf genutzt
Der Obersulmer Gemeinderat ist mehrheitlich für Erweiterung der Freiflächen-Photovoltaikanlage in Wieslensdorf. Der Ortschaftsrat Eschenau war anderer Meinung.

Der Ortschaftsrat Eschenau war mehrheitlich dagegen, der Gemeinderat Obersulm hingegen war mit großer Mehrheit dafür: Die Bürgerwind Hohenlohe GmbH kann die Freiflächen-Photovoltaikanlage in Wieslensdorf erweitern.
Dazu muss ein vorhabenbezogener Bebauungsplan aufgestellt werden. Das bedeutet, der Investor kommt für die Kosten auf. Die Abstimmung fiel bei 14 Ja- und drei Gegenstimmen sowie einer Enthaltung deutlicher aus als im März 2019, als das Gremium den ersten Abschnitt genehmigte.
Seit einem Jahr gibt es bereits eine Anlage
Im Mai 2021 ging die Anlage auf 1,1 Hektar entlang der S-Bahnlinie Heilbronn-Öhringen in Betrieb. Bei einer Spitzenleistung von 976 Kilowatt-Peak pro Jahr soll sie durchschnittlich 1,1 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen, womit bis zu 270 Haushalte versorgt werden können. Markus Pubantz, einer der drei Geschäftsführer neben Benjamin Friedle, der als Gemeinderat bei diesem Tagesordnungspunkt befangen war, erläuterte den im Dezember 2021 gestellten Antrag auf eine Erweiterung um 0,3 Hektar. Der Gesetzgeber habe den Abstand von 110 Metern zu Autobahnen und Schienenwegen auf 200 Meter erhöht.
Und die Netze BW haben die Freileitung in und um Wieslensdorf abgebaut. Zudem wollten Bund und Land für einen raschen Ausbau erneuerbarer Energien zwei Prozent der Landesfläche zur Verfügung stellen. Dieses Ziel hat jüngst der Regionalverband Heilbronn-Franken bestätigt. Im Falle von Obersulm wären dies 62 Hektar. Mit der neuen Abstandsregelung könnte auch der nächste Acker in die Erweiterung einbezogen werden. Das wünsche der Eigentümer jedoch nicht.
Kritik aus den Reihen der FWV
FWV-Sprecher Ulrich Hohl mutmaßte, dass der Investor schon zuvor mit dieser Fläche geliebäugelt habe. Er fand es fragwürdig, Ackerfläche mit Photovoltaik "so dick" zuzupflastern. Dafür böten sich andere Flächen an, etwa Böschungen an Autobahnen oder Gleisen. Die FWV werde nicht geschlossen dafür stimmen.
Lebensmittel erzeugen, nicht Strom
Das bestätigte Marianne Gailing, die auch Ortsvorsteherin von Eschenau ist. Ackerflächen seien für die Erzeugung von Lebensmitteln da, lautete ihr Standpunkt. In einigen Jahren würden die Weinbau-Steillagen zwischen Eschenau und Eichelberg sicherlich nicht mehr bewirtschaftet. Dann böten sich diese Flächen für Photovoltaik an. Ihre Frage bejahte Pubantz: Man werde prüfen, ob der Solar-Strom in das Leitungsnetz der frisch in Betrieb genommenen Windräder eingespeist werden könne.
Die stücklesweise Erweiterung schmeckte Karl-Ulrich Vollert (FWV) nicht. Es sei noch nicht geklärt, ob für die anvisierten zwei Prozent Landesflächen auch ein ökologischer Ausgleich nötig ist. Dann wäre man schon bei vier Prozent Fläche. "Irgendwann werden wir noch hungern, nur um das Handy laden zu können." Pubantz bestätigte auf Nachfrage von Alexander Heinrich (FWV), dass für die Anlage auch Gewerbesteuer in das Gemeindesäckel fließe.
Wunsch des Eigentümers entsprechen
Die Abwägung zwischen Landwirtschaft und Energieerzeugung sei schwierig, gestand Grünen-Sprecher Armin Waldbüßer ein. Es gebe aber einen großen Nachholbedarf bei der Erzeugung erneuerbarer Energien. "Wenn der Eigentümer das will, soll er es genehmigt bekommen." Für die Lebensmittelproduktion bekomme er weniger Ertrag.
Abrundung sinnvoll
Grundsätzlich orientiere sich die SPD an der Entscheidung der Ortschaftsräte, sagte Michael Schepperle. Die Landwirtschaft habe Vorrang, betonte der SPD-Fraktionsvorsitzende. Mit der Erweiterungsfläche werde die Anlage jedoch abgerundet, was Sinn mache. Die Erweiterungsfläche sei zu klein für Agrophotovoltaik antwortete Pubantz auf die Frage von Monika Steg (SPD). Er bestätigte, dass Samen für Blühwiesen eingesät worden seien. Einmal im Jahr werde gemäht.
Leistung und Ertrag
Die erste Freiflächen-Photovoltaikanlage im Weinsberger Tal, "Wieslensdorfer Wiesen" hat von Mai bis Dezember 2021 bereits 545 000 Kilowattstunden umweltfreundlichen Strom erzeugt. Das entspreche einer Einsparung von 279 Tonnen Kohlendioxid so der Hinweis der Bürgerwindpark Hohenlohe GmbH.
Die Solarmodule auf der 0,3 Hektar großen Erweiterungsfläche soll eine Leistung von 300 Kilowatt-Peak pro Jahr bringen und somit 330 000 Kilowattstunden Sonnenstrom erzeugen. Damit können 90 Durchschnitts-Haushalte mit Strom versorgt werden.