Weinsberger Kindergartenkinder säen ihr erstes Gemüse im eigenen Acker
Acker-Racker ist ein nachhaltiges Bildungsprogramm für Kindergärten, um Natur zu erleben. Die Weinsberger Kindertagesstätte "Heilbronner Fußweg" ist neu mit dabei. Beim ersten Pflanztag kamen Fenchel, Salate und Radieschen in den Boden.

An 13 Beetreihen, die zum Bepflanzen vorbereitet, mit Erde aufgehäufelt und mit Samentütchen gekennzeichnet sind, ist etwas los. 20 Kindergartenkinder zupfen mit ihren Erzieherinnen Unkrautpflänzchen aus den Beeten. Danach graben sie Löcher für Gemüsesamen wie Radieschen und Fenchel, Mais und Karotten, Lauch und Bohnen in die Erde. Zum Schluss dürfen sie selbstständig die Beete gießen. Eifrig sind die Dreikäsehochs am Arbeiten, damit hier bald etwas sprießen kann. Es ist nämlich ihr eigener Kiga-Acker.
Die Kindertagesstätte "Heilbronner Fußweg" in Weinsberg hat ein Gartengrundstück für ein naturnahes Bildungsprojekt erhalten. Jetzt ist erster Pflanztag. Wie kam es zum Projekt? "Unser Kindergarten hat als Schwerpunkt die Themen Bewegung und Ernährung", berichtet Leiterin Anja Wagner. "Wir waren auf der Suche nach einem langfristigen Projekt, das diese Themen beinhaltet." Mit den Inhalten von Acker e.V. und dem präventiven und nachhaltigen Programm "Acker-Racker" für die Jüngsten hatten sie das Richtige gefunden. "Mit diesem praxisnahen Bildungsprogramm sollen Kinder unmittelbar erfahren, wie spannend die Natur ist und wie lecker frische Lebensmittel schmecken, wenn man sie selbst anbaut", erklärt der Verein.
Die Erzieherinnen informierten sich vor Ort beim Familienzentrum Senfkorn in Lauffen, das seit sechs Jahren zuerst mit Begleitung des Vereins mittlerweile selbstständig Gemüse anbaut. Das ist unser Ziel, sagt Stefanie-Michaela Andermann, die Regionalkoordinatorin von Acker e.V. von Nord-Württemberg. "Wir beraten, geben Starthilfe und Unterstützung für vier Jahre", teilt sie mit. Auch drei Fortbildungen im Jahr für die Fachkräfte gehörten dazu. "In den Begleitmaterialien des Vereins sind neben Spiel- und Bastelideen Ideen für kindgerechte Experimente enthalten und Rezeptvorschläge für die geernteten Gemüsesorten.
Nach zwei Pflanzperioden soll der Acker selbständig bewirtschaftet werden können und ein fester Bestandteil im Kindergarten-Alltag sein. Die Fachfrauen der Kita "Heilbronner Fußweg" bewarben sich für dieses Programm. Dafür benötigen sie jedoch eine entsprechende Fläche, die in der Nähe des Kindergartens zu Fuß gut erreichbar ist. Thomas Seyffer vom Weinsberger Weingut kam zu Hilfe und stellte dafür sein Gartengrundstück zur Verfügung. Als städtischer Kindergarten unterstützt auch die Stadt Weinsberg einen benötigten Eigenanteil an diesem Projekt.
Die Regionalkoordinatorin des Vereins nahm im Garten Bodenproben, ob keine Schadstoffe darin enthalten sind. Sie steckte die Beetreihen ab, bestellte Saatgut und Jungpflanzen wie Tomaten und Kartoffeln zum Setzen. "Wichtig ist, dass die pädagogischen Fachkräfte motiviert sind, alles andere kommt von uns", meint sie. Nun begleitet sie den ersten Pflanztag und gibt Tipps. Im Frühjahr erhielten die Erzieherinnen dann Unterstützung vom Elternbeirat. Mit dem Kuchenverkauf auf dem Weinsberger Wochenmarkt konnten für den Erlös Gartengeräte wie Schaufeln, Harken, Rechen und Gießkannen für die Kleinen angeschafft werden.
Diese sind jetzt am Pflanztag eifrig im Gebrauch. "Ich esse gern Salat", erzählt Lars und steckt junge grüne Pflänzchen in die Erde. "Hier soll Fenchel wachsen", ergänzt Lennart und zeigt auf die Beetreihe, die er bearbeitet hat. Und Jana weiß, dass auch Kürbissamen in die Erde kommen. "Kürbis mag ich." Am Wassertank stellen sich die Gemüsegärtner mit ihren Gießkannen an und bewässern stolz das Saatgut.
Info:
Den Verein Acker gibt es mit seinem Präventions- und Bildungsprogramm für Schulen und Kindergärten seit 2015. Das Ziel: Kinder für Natur zu begeistern, soziale Kompetenzen zu schulen, ökologische Zusammenhänge zu verstehen, dazu ein gesundes Ernährungsverhalten zu fördern. Mit dem Programm "Acker-Racker" werden Lernerfahrungen im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung ermöglicht. Der Verein wird durch Förderpartner wie Ministerien, Stiftungen und Unternehmen unterstützt. mam