Ukrainische Flüchtlinge werden in Obersulm willkommen geheißen
Zum ersten Mal hat in Obersulm ein Integrationscafé stattgefunden, das Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine und ehrenamtliche Helfer vernetzen soll.

Die Flüchtlingskinder Sophie (8) und Lisa (5) fädeln in der Spielecke konzentriert Perlen auf eine Nylonschnur. Kleinere Kinder spielen auf dem Boden im Foyer des Gemeindezentrums der katholischen Kirchengemeinde St. Johann-Baptist in Obersulm-Affaltrach mit einer Holzeisenbahn. "Mein Mann und ich sind sehr froh, dass wir mit unseren drei Kindern jetzt hier und in Sicherheit sind", übersetzt Elena Frick aus Affaltrach, die schon 20 Jahre in Obersulm lebt, was die Mutter der Mädchen zur Situation ihrer Familie sagt.
Die Initiatoren des ersten Obersulmer Integrationscafés, Christine Rittner-Koch, Roderich Michalsky und Alexandra Bosch, Ehrenamtskoordinatorin der katholischen Kirchengemeinde, begrüßen am Mittwochnachmittag die Flüchtlinge aus der Ukraine und ehrenamtliche Helfer aus ganz Obersulm.
Kennenlernen, helfen, unterstützen
"Wir möchten, dass sich die Leute kennenlernen und miteinander in Kontakt kommen, damit sie sich gegenseitig helfen und unterstützen können", erläutert Rittner-Koch. Gemeinsam mit ihrer Freundin Heike Mahlbacher habe sie gleich nach dem Kriegsausbruch eine Hilfsinitiative ins Leben gerufen, weil sie von den Ereignissen geschockt war. Sie könne als Unternehmensberaterin gut organisieren, Menschen zusammenbringen und netzwerken.
Schon am 28. Februar hätten erste Hilfsangebote begonnen. "Wir haben die Whatsapp-Gruppe ,Ukraine - Obersulm hilft" ins Leben gerufen, und in nur zwei Wochen hatten wir über 80 Mitglieder. Darauf bin ich richtig stolz", sagt Rittner-Koch. Ziel sei es, den Flüchtlingen primär Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Dazu brauche sie Ansprechpersonen bei der Gemeinde, wie zum Beispiel die Migrationsbeauftragte der Kommune.
Helfer haben schnell sehr viel geleistet
Die ehrenamtlichen Helfer hätten in der kurzen Zeit sehr viel geleistet, um die Flüchtlinge auch längerfristig zu unterstützen. Wohnraum beschaffen, Konto eröffnen, oder Behördengänge und Einkaufshilfen stünden im Vordergrund.
Bei dem kleinen Fest übersetzt eine 22-jährige Studentin, die aus Chardiw geflohen ist, die Ansprachen. Kaffee, Tee, Kuchen und Kekse stehen auf den gedeckten Tischen bereit. "Meine Tochter Anika hat zwei ukrainische Frauen mit Kindern aufgenommen", berichtet Sigrun Pflanzer aus Willsbach. Sie unterstütze ihre Tochter bei der Betreuung der Flüchtlinge, weil sie in Polen geboren sei und etwas ukrainisch spreche.
"Ich bin an meiner Kapazitätsgrenze", sagt Margit Günther. Die Rentnerin hat für drei Frauen mit Kindern eine Wohnung organisiert und hilft ihnen bei vielen Dingen des täglichen Lebens. "Wir Pfarrerinnen und Pfarrer stehen konfessionsübergreifend in engem Kontakt", berichtet Pfarrer Dirk Grützmacher von der evangelischen Verbundkirchengemeinde Obersulm-See. Man habe einen kleinen Kreis gegründet, der sich regelmäßig treffe.
Kurzer Draht zum Bürgermeister
Die Gruppe habe einen kurzen Draht zum Bürgermeister, um bei Problemen schnell und unbürokratisch helfen zu können. "Unser Ziel ist es, das Integratitionscafé regelmäßig anzubieten", betont Roderich Michalsky. Die Kleiderkammer mit gespendeten Kleidern solle bei Bedarf offenstehen.
Als die Dolmetscherin seine Frage, wer zu weiteren Café-Veranstaltungen kommen möchte, für die Gäste aus der Ukraine übersetzt, gehen spontan alle Arme in die Höhe. Stand am Anfang der Veranstaltung die Sorge um die Heimat und die zurückgebliebenen Angehörigen den Flüchtlingen ins Gesicht geschrieben, so löst sich im Verlauf des Nachmittags die Anspannung dank der Herzlichkeit der Helfer. Nach den Ansprachen brandet Beifall auf.
Stimme.de