"Sub Dorsch" in Weinsberg sucht neue Bleibe
Konzerte, Ausstellungen, Workshops und mehr belebten den Weinsberger Stadtkern - so soll es eigentlich auch bleiben. Doch es braucht eine geeignete neue Örtlichkeit. Und die finden im Moment weder die Macher des subkulturellen Zentrums noch die Stadt Weinsberg.

Dringend gesucht: 130 Quadratmeter Fläche für Konzerte, Workshops, Lesungen und mehr, mit Toiletten, mehreren Fluchtwegen sowie einer zentralen Lage in Weinsberg ohne direkte Nachbarn. Klingt nach der eierlegenden Wollmilchsau?
Blickt man in die ernüchterten Gesichter des Teams vom Kulturzentrum Sub Dorsch ist es das wohl auch. "Spätestens Ende Mai müssen wir aus dem früheren Café Dorsch raus", erklärt Sarah Ullmann. Der auf ein Jahr unterschriebene Mietvertrag wird nicht verlängert. Nach dem Start des subkulturellen Zentrums im Juni 2022 war ab dem Herbst vergangenen Jahres immer deutlicher geworden, dass das Konzept der jungen Mieter und die Vorstellungen des Vermieters sowie der Anlieger auseinandergehen. "Auch wenn es sich mit den Anwohnern mittlerweile relativiert hat", so Sarah Ullmann. "Eine Nachbarin sitzt gerade sogar an der Theke."
Klar ist für Ullmann und ihre Mitstreiter, dass es nicht wie zuletzt bei Konzerten mit Zimmerlautstärke bleiben kann. "Wir sind keine Bar ", sagt Dominic Schweizer. "Unser Programm soll durch Events gesteuert sein, bei denen man sich abends ein Bier bestellen kann."
Programm hat alle angesprochen
Wie gut das Programm angenommen wurde, davon waren die Organisatoren selbst überrascht. "Es hat sich definitiv besser entwickelt, als wir ursprünglich dachten", sagt Sara Ullmann, selbst studierte Musikerin.
Von Beginn an gab es monatlich wechselnde Kunstausstellungen - darunter Zeichnungen, Skulpturen, aber auch Fotografien. Neun Lesungen und Vorträge von Themen wie Trauer bis Tierschutz fanden statt und ergänzten die zahlreichen Workshops von Makramee bis Aktzeichnen.
Diversität von Weinsberg bewiesen
"Die Taktung an Veranstaltungen macht uns keiner nach", stellt Dominic Schweizer nicht ohne Stolz fest. Das hohe ehrenamtliche Engagement lobt auch Maria Wagner, Leiterin des Bürgermeisteramtes bei der Stadt Weinsberg. "Im Sub Dorsch sind Projekte für alle Zielgruppen dabei, das hat man sonst eigentlich nie", sagt Maria Wagner und stellt besonders das "Café für kleine Leute" heraus.
Die Idee dahinter? Ältere Kinder servieren den Kleinsten und ihren Eltern Saftschorlen, heiße Schokolade und Kuchen. Seit Juli vergangenen Jahres fand die Veranstaltung mehr als 30 Mal statt und hat sich zu einem Treffpunkt für Weinsberger, aber auch junge Familien aus dem Umkreis etabliert. Besonders schön sei auch die Zusammenarbeit mit anderen Geschäften und Lokalen der Hauptstraße.
"Den Kuchen haben wir im Kaffeehaus 3-Modul geholt", sagt Sarah Ullmann. Bei Lesungen war die örtliche Buchhandlung Back involviert. Als der Vermieter sich gegen laute Konzerte aussprach, bot sich das Galgenhölzle als Ausweichquartier an. "Wir sind stolz auf das Sub Dorsch", resümiert Maria Wagner. "Es zeigt die Diversität von Weinsberg."
Stadt unterstützt den Verein
Doch wie geht es jetzt weiter? Bereits seit einigen Wochen unterstützt die Stadt den Verein bei der Suche nach neuen Räumlichkeiten. "Wir haben eine Liste von möglichen Locations frühzeitig abgeklappert", sagt Wagner. Doch entweder hätten die Vermieter Vorbehalte geäußert oder die Rahmenbedingungen seien nicht passend gewesen.
"Wir möchten das Sub Dorsch zur Belebung der Innenstadt im Zentrum behalten", erklärt auch Thomas Goth, Leiter der Baurechtsbehörde. Doch das ist alles andere als einfach. Ein Gewölbekeller hinter dem Rathaus schließt sich beispielsweise wegen eines fehlenden zweiten Fluchtwegs aus. Andernorts ist die Elektrik so marode, dass die Investitionen horrende wären. "Wir hoffen auf ein Zwischennutzungskonzept von zentrumsnahen Räumen von mindestens einem Jahr", hält Sarah Ullmann fest. Bis es soweit ist, wäre dem Verein bereits mit Lagerräumen geholfen.
Finanzierung: Der 2019 gegründete Verein Subkulturelles Hilfswerk hat das Ziel, "mit besonderen Aktionen einen Mehrwert für das Zusammenleben in der Stadt Weinsberg zu schaffen". Seit Juni 2022 mietet der Verein das frühere Café Dorsch in der Hauptstraße. Einstimmig beschloss der Gemeinderat im April 2022, das Sub Dorsch auf ein Jahr mit 600 Euro monatlich zweckgebunden für die Belebung der Innenstadt zu unterstützen. Wenn neue Räume gefunden werden, könnte eine solche Förderung wieder beantragt werden. Alle Kosten darüber hinaus trägt der Verein selbst - Personal, Fensterbeklebung, Mobiliar und mehr. Es wird kein Gewinn erwirtschaftet.