Stadt Weinsberg steigt ins Thema Carsharing ein
Privatleute, Firmen oder Vereine können bald öffentliche Elektroautos in Weinsberg nutzen. So funktioniert Carsharing in Weinsberg.

Andere Kommunen haben schon länger die Grundlagen dafür geschaffen, dass jedermann und jedefrau öffentliche Elektroautos nutzen kann. Weinsberg will das nun auch tun. Der Gemeinderat hat beschlossen, ins Thema Carsharing einzusteigen.
Er selbst sei ja "ein großer Fahrradfan", ließ Bürgermeister Stephan Thoma in der letzten Gemeinderatssitzung dieses Jahres am Dienstagabend wissen. Die Stadt habe "viel fürs Fahrrad getan", jetzt sei Carsharing an der Reihe - auch deshalb, weil Bürger das Thema Mobilität im Rahmen des Stadtentwicklungsprozesses zur Sprache brachten.
Auf der Wunschliste steht demnach ein zukunftsfähiges Mobilitätskonzept. Als Bausteine wurden Carsharing oder ein Ladesäulenkonzept für E-Autos genannt, wie in der Vorlage zur Sitzung zu lesen ist.
Die Stadtverwaltung machte sich Gedanken, erstellte ein Anforderungsprofil und fragte diverse Anbieter ab. Die Firma Deer aus Calw erfüllt alle Wünsche der Stadt, weshalb der Gemeinderat nun einstimmig die Verwaltung beauftragte, mit dem Unternehmen eine Nutzungsvereinbarung abzuschließen. Tatjana Mandel von der Stadtverwaltung stellte die Eckpunkte in der Sitzung vor.
Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten zum Weinsberger Carsharing-Modell:
Welche E-Autos sind es?
Drei Fahrzeuge der Firma Deer sollen zum Einsatz kommen. Es handelt sich um Kleinwagen wie VW Up oder Renault Zoë.
Wo stehen sie?
Die Carsharing-Fahrzeuge sollen ihren festen Standort auf drei Stellplätzen auf dem Parkplatz an der Seufferheldstraße haben. Die Stadt schließt eine entsprechende Nutzungsvereinbarung mit der Firma Deer über eine Laufzeit von zehn Jahren ab.
Wie sieht die Lade-Infrastruktur aus?
Auf dem Seufferheld-Parkplatz werden drei Säulen mit jeweils zwei Anschlüssen und einer Ladeleistung von 22 Kilowatt installiert. Es gibt also sechs Ladepunkte: drei für die Car-Sharing-Autos, die drei anderen können von der Allgemeinheit genutzt werden. Die Stellplätze werden entsprechend beschildert.
Wer darf wann fahren?
Eines der drei Fahrzeuge wird von Montag bis Freitag zwischen 8 und 15 Uhr ausschließlich städtischen Mitarbeitern für Dienstfahrten zur Verfügung gestellt. In der übrigen Zeit können es alle Interessierten nutzen - also Privatleute, Firmen oder Vereine. Die anderen beiden Fahrzeuge können rund um die Uhr von der Allgemeinheit genutzt werden.
Wie funktioniert"s?
Wer eines der E-Autos fahren will, muss sich registrieren und seinen Führerschein kontrollieren lassen. Gebucht wird das Auto via App. Die Fahrzeuge können mit dem Smartphone ent- und verriegelt werden. In einer Vorrichtung im Handschuhfach befinden sich der Fahrzeugschlüssel und die Deer-Ladekarte. Die App ist laut Vorlage so programmiert, dass vor und nach jeder Fahrt mögliche Schäden abfragt werden. Das Fahrzeug ist versichert, die Selbstbeteiligung liegt bei 300 Euro.
Was kostet es?
Für die städtische Nutzung schließt die Stadt einen Mietvertrag ab. Privatleute zahlen pro Stunde 9,90 Euro, wie ein Deer-Mitarbeiter auf Nachfrage der Heilbronner Stimme erläutert. Nach der ersten Stunde wird viertelstündlich abgerechnet. Ab der siebten Stunde gilt der Tagestarif. Außerdem gibt es einen Wochenendtarif.
Wann kommt das Carsharing-Modell? Nach Angaben von Kämmerer Claus Ehmann sollen die öffentlichen E-Autos ab April/Mai 2023 einsatzbereit sein, die Lade-Infrastruktur soll dann installiert sein.
Carsharing in anderen Orten
Im Landkreis Heilbronn wird bereits in mehreren Kommunen Carsharing praktiziert, ebenso in der Stadt Heilbronn. Es gibt verschiedene Modelle und verschiedene Anbieter. So ist zum Beispiel die Zeag in Flein, Untergruppenbach, Lauffen, Neckarwestheim und Jagsthausen aktiv. In Untergruppenbach wird überlegt, das Modell auf den Teilort Unterheinriet auszuweiten. Die Gemeinde Wüstenrot plant mit umliegenden Kommunen ein interkommunales Carsharing.
In Ilsfeld gab es ebenfalls Carsharing - inzwischen aber nicht mehr. Die Gemeinde stellte das Angebot mangels Nachfrage im vergangenen Jahr wieder ein.