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Schwalbenschwanz-Schmetterling fliegt 66 Kilometer weit bis nach Beilstein

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Forscher in Rottenburg bei Tübingen markieren 100 Schwalbenschwänze. Einer schafft es bis an den Rand der Löwensteiner Berge. Und ein Rentner war zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Dieser mit der Nummer 67 markierte Schwalbenschwanz wurde von einem Hobbyfotografen bei Beilstein entdeckt.
Dieser mit der Nummer 67 markierte Schwalbenschwanz wurde von einem Hobbyfotografen bei Beilstein entdeckt.  Foto: privat

Er wiegt 300 Milligramm, das sind 0,3 Gramm. Und wie es scheint, hat ein Schwalbenschwanz-Schmetterling eine Reise von 66 Kilometern in elf Tagen zurückgelegt. "Für mich ist es eine Sensation. Das gab es noch nie", sagt Professor Thomas Gottschalk von der Hochschule Rottenburg am Neckar in der Nähe von Tübingen. Die selten gewordenen Tiere sind Teil eines Forschungsprojekts, das der Ökologe und Umweltwissenschaftler leitet.

In der Wurmlinger Kapelle, im Landkreis Tübingen, fühlen sich die Schwalbenschwänze offenbar wohl. Gottschalk ließ dort vor Jahren Sommerflieder pflanzen. Den lieben Schmetterlinge. "Die fliegen dorthin, um einen Partner zu finden. Wir wissen aber nicht, wie viele es sind, wie alt sie werden und wohin sie fliegen." Um das herauszufinden, fangen vier Wissenschaftler knapp 100 Schmetterlinge ein und nummerieren sie.

Jedem Schmetterling schreiben sie mit einem wasserfesten Stift eine Nummer auf den Flügel. "Wenn man weiß, wie man die Tiere anfassen muss und ein wenig Übung hat, geht das gut", sagt der 54-Jährige. Fürs Einfangen und Nummerieren ist eine Ausnahmegenehmigung notwendig, betont Gottschalk. Die Gruppe lässt die Schmetterlinge fliegen und wartet auf Ergebnisse.

Bei einem Spaziergang entdeckt

Einem Rentner und Hobbyfotografen, der anonym bleiben möchte, gelingt am vergangenen Samstag ein Foto, das die Forscher in Rottenburg überrascht. Der 76-Jährige macht eigenen Angaben zufolge einen Spaziergang in Richtung Annasee in Beilstein. "An einer Wochenendsiedlung sah ich den Schmetterling fliegen." Als sich das Tier auf einen Sommerflieder setzt, drückt er mit seiner Kamera ab.

Ein Teilnehmer einer Forschergruppe der Hochschule Rottenburg am Neckar nummeriert vorsichtig den Flügel eines Schwalbenschwanzes.
Foto: Hartmut Assmann
Ein Teilnehmer einer Forschergruppe der Hochschule Rottenburg am Neckar nummeriert vorsichtig den Flügel eines Schwalbenschwanzes. Foto: Hartmut Assmann  Foto: privat

Zu dem Zeitpunkt weiß der Rentner noch nicht, was er später bei der Auswertung der Aufnahme entdecken wird. "Als ich mir daheim das Foto genauer angeschaut habe, war ich erstaunt, dass auf dem Flügel des Schwalbenschwanzes eine Nummer steht." Nämlich die Zahl 67. "Das kann nicht sein", sagt der Mann. Er recherchiert, durchforstet das Internet und stößt auf die Forschungsarbeit von Professor Gottschalk.

Er schreibt am Sonntag eine E-Mail an den Wissenschaftler und markiert den Aufnahmeort auf einer Karte. "Dass eins der Tiere so weit in den Norden fliegt, hätten wir nicht gedacht", sagt Gottschalk. Eine Distanz zwischen zwei und fünf Kilometern hätten die Wissenschaftler den Tieren zugetraut.

Ergebnis publizieren die Forscher in einem Fachjournal

Für die Gruppe sind die Informationen auch deshalb bedeutsam, weil durch trockene Sommer lokal Arten aussterben. "Wenn man weiß, dass sie so weit fliegen, weiß man auch, dass sie sich Gebiete zurückerobern können", sagt Gottschalk. Bei einer Tagung der Schmetterlingsforscher in Leipzig werde man das Ergebnis vortragen und im Fachjournal publizieren.

Wer Schwalbenschwänzen Gutes tun möchte, sollte in seinem Garten Dill, Fenchel, Rosskümmel oder Wilde Möhren einpflanzen und blühen lassen. Das mögen die Raupen, erklärt Gottschalk. Erst wenn sie geschlüpft sind, fliegen sie auf den Sommerflieder.

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