Obersulmer Schüler setzen sich gegen Rassismus ein
Antisemitismus-Beauftragter Dr. Michael Blume diskutiert im Live-Stream mit Schülern des Paul-Distelbarth-Gymnasiums in Obersulm.

Er wäre gerne persönlich in das Evangelische Paul-Distelbarth-Gymnasium (PDG) in Obersulm gekommen. Stattdessen wurde der Antisemitismus-Beauftragte von Baden Württemberg, Dr. Michael Blume, per Videokonferenz zugeschaltet. Übertragen wurde der Stream in die Klassenzimmer der Jahrgangsstufen acht bis zehn sowie in den Musiksaal. Dort kamen rund 100 Schüler der Oberstufe zusammen, um sich den Vortrag von Blume anzuhören und anschließend Fragen zu stellen.
Anlass ist die Auszeichnung "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage", die das PDG am 28. März erhält. Blume lobt das Engagement der Schüler, die die Bewerbung für die Auszeichnung selbst angestoßen hatten. "Antisemitismus ist extrem gefährlich. Daher finde ich es toll, dass Sie und Ihre Schule sich dagegen einsetzen", sagt Blume.
In seiner Rede betont Blume die Rolle der Medien in der heutigen Zeit: "Medien strukturieren die Art, wie wir unsere Welt wahrnehmen". Zudem hebt er hervor, dass das Judentum die erste Religion war, die sich dafür einsetzte, dass jedes Kind Lesen und Schreiben lernt. Damit unterstreicht Blume, wie wichtig Bildung ist – damals wie heute.
In der anschließenden Fragerunde appelliert er an die Schüler: "Es geht um Ihre Zukunft, um Ihre Freiheit. Wenn Sie einmal die Verschwörungspsychologie verstehen, sind Sie immun dagegen und können auch andere schützen."
"Wir sprechen uns gegen jegliche Form von Diskriminierung aus", sagt Stefanie Menstell. Die Lehrerin leitet die Projektgruppe, die eigene Ideen entwickelt und Veranstaltungen zur Aufklärung von Antisemitismus plant. Ihr sei dabei der Austausch mit interkulturellen Gruppen wichtig. Zudem betont sie: "Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass man Alltagsrassismus oft nicht bemerkt, wenn man nicht selbst davon betroffen ist." Als Beispiel von Diskriminierung im Kleinen nennt sie rosafarbene Buntstiften, die als hautfarben bezeichnet würden.
Auch Schüler Nils bemerkt, dass Rassismus allgegenwärtig ist und es schwer sei, dagegen vorzugehen. Für ihn bedeute Rassismus die Ausgrenzung von Gruppen oder Einzelpersonen aufgrund bestimmter Merkmale. "Wir wollen Workshops mit Menschen veranstalten, die Rassismus-Erfahrungen gemacht haben. So wollen wir aufklären und auch die öffentliche Diskussion darüber anregen", so der 16-Jährige.
"Wir tragen alle eine Form von Rassismus in uns", reflektiert Schülerin Nadine. Deshalb sei Aufklärung so wichtig, um für Diskriminierungen sensibilisiert zu werden. Mehr Aufklärung wünscht sich Nadine von der Politik – "im Kultusministerium, in öffentlichem Rahmen und auf Events".
Gleiches fordert Schülerin Maya. "Die Person zählt, nicht ihre Herkunft." Rassismus bedeute für sie Diskriminierung von Menschen, weil sie anders sind.
Für Hendrik ist Rassismus eine Art des sozialen Hasses. Von der Politik wünscht er sich eine Anpassung des rechtlichen Rahmens, damit diskriminierende Straftaten härter geahndet würden.
Schulleiter Dieter Kurtze ist es wichtig, dass Berührungspunkte geschaffen werden, um über Antisemitismus zu sprechen. Er lobt, dass die Idee für die Bewerbung aus einem Schülerprojekt gewachsen sei. "Ich freue mich, dass hier eine Atmosphäre herrscht, in der man sich für seine Interessen einsetzen kann und diese auch erfüllt werden", sagt Kurtze.

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