Giftköder in der Region: Hundetrainer raten zur Vorsicht
Beim Gassigehen finden Hundehalter immer wieder scheinbar Leckeres für Vierbeiner. Doch auf den zweiten Blick wird erkennbar: Es sind Schrauben, Glasscherben oder auch Gift enthalten. Berichte dazu verängstigen Tierfreunde - doch auch harmlos wirkende Lebensmittel können schädlich sein.

Im vergangenen Jahr hat es in der Stadt und im Landkreis Heilbronn 13 Giftköder-Verdachtsfälle gegeben, das hat das Polizeipräsidium Heilbronn bestätigt. Welche Erfahrungen haben Hundetrainer aus der Region gemacht?
Die Tierliebhaber sind sich einig, dass vor allem Welpen gefährdet sind, weil sie mit der Schnauze alles untersuchen. Und: Beim Gassigehen sollten Hunde generell nichts vom Boden aufheben. Eher umstritten ist jedoch, in wie vielen Fällen die Hunde wirklich Giftköder aufgenommen haben oder nicht eher Dinge verschluckt haben, die für sie schädlich sind.
Besonderes Training für Vierbeiner
Hundetrainerin Rebecca Kühner wurden in Talheim zwei Fälle von Giftködern berichtet: "Eine Kundin hat gerade noch Hackfleisch mit Gift aus dem Maul ihres Welpen ziehen können. Ein Tierarzt musste bei ihm daraufhin Erbrechen herbeiführen. So hat man den Welpen gerade noch retten können." In einem anderen Fall sei jede Hilfe zu spät gekommen, der Welpe einer befreundeten Züchterin sei an einer Vergiftung gestorben, erzählt Kühner. Die Hundetrainerin bietet deshalb Kurse an, durch die der Hund lernen soll, nichts aufzunehmen und stattdessen anzeigt, wenn er etwas gefunden hat.
Vor allem für "eher verfressene Hundearten wie Labrador oder Beagle" seien solche Kurse sinnvoll, ergänzt Annett Heinzmann aus Eppingen. Gerade bei jungen Hunden rät die Trainerin zu solchen Seminaren. Da sei es gut, den Hund "von Anfang an zu trainieren, nichts vom Boden aufzunehmen".
Als Hunde-Snack getarnt und mit Glasscherben präpariert
Im Frühjahr 2021 habe er sich sehr genau mit einem Giftköder auseinandergesetzt, der als Leckerli getarnt war, erzählt Frank Howorka. "Er wurde bei uns auf dem Platz gefunden", berichtet der Vorsitzende des Hundesportvereins Schwaigern. Howorka untersuchte den Fund: ein Knochen, ummantelt mit einer Paste, darin Glasscherben, "und etwas, das es stabilisiert hat", schildert der Hundefreund, "vielleicht war es Pappmaschee". Howorka ist sicher: Allein die Scherben sollten schwere Verletzungen verursachen. Howorka übergab den Köder der Polizei, stellte Anzeige gegen Unbekannt. Den aktuellen Ermittlungsstand kennt er nicht.
Jasmin Wiesinger-Löbich vom Allgemeinen Hundesportverein in Heilbronn-Horkheim sind viele Fälle von Giftködern zugetragen worden. Erst vergangene Woche musste ein Hund deswegen in einer Klinik behandelt werden, erzählt die Vereinsvorsitzende. 2021 habe sie insgesamt von 15 bis 20 Vergiftungen gehört. In der Summe, sagt Wiesinger-Löbich, hätten die Berichte zu Gift-Vorfällen zugenommen: "Die Stoffe und vergifteten Köder sind im Boden eingegraben. Die Hundehalter sehen sie so nicht auf Anhieb, aber der Hund kann sie ganz leicht ausbuddeln."
In der Pandemie hätten sich viele Leute Hunde angeschafft, was "Hundehasser stärker motiviere", ist Wiesinger-Löbich überzeugt. Weil auch ihre Nachbarin betroffen gewesen sei, "kann man froh sein, wenn nicht auch noch der eigene Hund vergiftet wird". Dass Wurstscheiben mit Schrauben und Scherben gefunden werden, sei "früher nicht passiert", meint Wiesinger-Löbich. Ob und wie oft die Täter auch zur Rechenschaft gezogen werden, darüber hat die Hundetrainerin keine Kenntnis.
Ursache für Vergiftung nur schwierig zurück zu verfolgen
Als ehemalige Tierarzthelferin betont Ramona Neidlein, dass der Ursprung von Vergiftungen schwer nachzuweisen sei. Noch schwerer sei, im Nachhinein festzustellen, ob die Hunde wirklich Giftköder gefressen haben oder doch Lebensmittel, die für sie schädlich sind. "Viele Menschen wissen nicht, welche Stoffe das sind", sagt die Hundetrainerin aus Gundelsheim. Diese finden sich in Lebensmitteln im Haushalt, etwa in Trauben, Schokolade oder Zucker-Ersatzstoffen. "Meist sind es unglückliche Umstände, die dazu führen, dass Hunde vergiftet werden", sagt Neidlein. Sie meint: "95 Prozent dieser Vergiftungen geschehen nicht vorsätzlich.

Die Hundehalter aus der Region haben unterschiedliche Tipps, um die Gefahren einer Vergiftung einzudämmen. Die Wichtigsten: Besitzer müssen die für Hunde giftigen Lebensmittel, die im Haushalt vorkommen, kennen. Auch sei wichtig, so die Experten, den Hund im Blick zu haben und mit seiner Körpersprache vertraut zu sein; zu erkennen, wann das Tier schnuppert, frisst und wann sich Verdauungsprobleme bemerkbar machen.
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