Die Gemeinde Obersulm hat jetzt einen Klimaschutzmanager
Stefan Fuchs wird für Obersulm ein Konzept zur Senkung der Treibhausgase erstellen. Ein Baustein wird sein, die Bevölkerung dazu zu bringen, mehr auf klimafreundliche Mobilität umzusteigen.

Der geplante Waldkindergarten beim Hirschberg ist eines seiner Herzensprojekte. "Damit kann bei den ganz Kleinen das Bewusstsein für Natur und Klima geweckt werden", begründet Stefan Fuchs, warum ihm diese Betreuungseinrichtung, die im September starten soll, so wichtig ist. Damit werde schon in jungen Jahren der Grundstein gelegt für Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Eines der Themengebiete des Klimaschutzmanagers. Zum 1. Dezember ist Fuchs vom Bauamt der Gemeinde Obersulm auf diese neue Stabstelle gewechselt. "Es ist eine herausfordernde Arbeit und natürlich spannend", sagt der 34-Jährige. In den kommenden zwei Jahren, in denen der Bund 75 Prozent der Personalkosten übernimmt, wird er ein Klimaschutzkonzept für die Gemeinde erstellen.
Fuchs reizt es, die Kommune fit für die Zukunft zu machen, den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben, ein Umdenken in der Bevölkerung anzustoßen, das Bewusstsein für Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu wecken.
Wo steht Obersulm bislang?
Erst einmal gilt es, den Ist-Zustand mit Strom-, Gas-, Öl- und Pelletverbrauch zu erfassen. Wo steht Obersulm beim Klimaschutz? Schon vor mehr als 20 Jahren habe die Gemeinde mit Energiemanagement begonnen, den Verbrauch der kommunalen Liegenschaften ermittelt und nach Einsparpotenzial gesucht. Damals bildeten sich auch die ersten Bürgerbeteiligungen für Photovoltaikanlagen. Die Gemeinde begann, auf ihren eigenen Gebäuden Sonnenenergie nutzbar zu machen, seit einigen Jahren wird der Strom für den Eigenverbrauch verwendet. Die Sulm als grünes Band, Pflanzaktionen, Obstbaumlehrpfad und Flachdachbegrünung, um Starkregen zurückzuhalten, zählt Fuchs weiter auf.
Auch Bike-Sharing denkbar
Bei der E-Mobilität muss er bislang passen. Noch gibt es keine öffentlichen Ladestationen. Das ändert sich mit dem "mobile-inclusive", dem interkommunalen Projekt, das 2023 startet. "Jede Ortschaft wird mindestens eine Ladestation erhalten", sagt Fuchs. Ein bis zwei E-Carsharing-Autos sollen stationiert werden. "Der Ausbau wird in Zukunft unumgänglich sein." Denkbar sei auch Bike-Sharing.
Um den CO2-Ausstoß durch den Verkehr zu reduzieren, setzt Fuchs nicht nur auf E-Mobilität, sondern auch darauf, dass die Bevölkerung aufs Fahrrad umsteigt, auf "klimafreundliche Mobilität", wie Fuchs sagt. In diesem Zusammenhang sei das Radwegkonzept, das in diesem Jahr vorgestellt wird, wichtig.
Windkraft und Freiflächenphotovoltaikanlagen
Abfallvermeidung und Ressourcenschonung sind Themen des Klimaschutzmanagers, der auf Gewerbe und Einkaufsmärkte zugehen wird. Um das vom Bund vorgegebene Ziel zu erreichen, zwei Prozent der Fläche für regenerative Energien vorzusehen, müsse auch Freiflächenphotovoltaik geprüft werden. "Wir müssen weiterhin Windkraftstandorte unterstützen", betont Fuchs. In Sachen Wärmeversorgung in Neubaugebieten gebe es Nachholbedarf, gibt er zu. Hier gelte es, neueste Technologien einzubinden, Wasserstoff etwa, wenn die Anwendung ausgereift sei. Nahwärme, Erdwärme, Abwärme von Abwasser und Holzhackschnitzelanlagen sind hier weitere Stichworte.
Nicht zum Nulltarif zu haben
"Die Umsetzung wird Geld kosten", macht Fuchs deutlich, dass Klimaschutz nicht zum Nulltarif zu haben ist. Umsonst seien neue Technologien nicht, die unter Umständen das Bauen verteuerten. "Die Stelle ist zwingend notwendig", sagt Fuchs zu dem Aufgabenfeld, das Energie, Konsum, Mobilität, Ernährung und Landwirtschaft umfasst. Fuchs geht davon aus, dass sich in der Zukunft in Verwaltungen Klimaschutzabteilungen bilden müssen.
"Ich bin für jede Idee und Inspiration dankbar", sagt der Klimaschutzmanager. Im Sommer will er einen Klimastammtisch für Einwohner installieren, die mitreden sollen beim Klimaschutz. Fuchs kann sich Klimapaten vorstellen, Aktionen wie die Cargo-Bike-Roadshow 2022, bei der Lastenfahrräder gezeigt wurden. Die Reparatur-Werkstatt, die im Jugendhaus eingerichtet wird, ist ebenfalls ein Baustein in Sachen Nachhaltigkeit. Und auf dem Weg zur klimaneutralen Verwaltung plant Fuchs einen Klimarat im Rathaus.
Zur Person und zum Energiemanagement
Stefan Fuchs ist gelernter Zimmermann und Bautechniker. Er hat Zusatzausbildungen als Energieberater und Energiemanager sowie als Klimaschutzmanager absolviert. Seit 2016 ist der Obersulmer bei der Gemeinde beschäftigt. Bislang war der 34-Jährige im Bauamt für das Energiemanagement und die Gebäudeunterhaltung zuständig. Seit 1. Dezember ist der verheiratete Familienvater der erste Klimaschutzmanager der Gemeinde. Die Stabstelle ist direkt Bürgermeister Björn Steinbach unterstellt. Sein Büro hat Fuchs weiterhin im Bauamt. Der kurze Draht zu den Kollegen ist bei seiner neuen Tätigkeit wichtig, wird er doch künftig beim Bauen und bei Baugebieten seine Vorschläge einbringen.
Durch das Energiemanagement hat die Gemeinde im Zeitraum von 2000 bis 2015 durch Sanierungen und Änderung des Nutzerverhaltens 1,3 Millionen Euro an Verbrauchskosten eingespart, der Kohlendioxid-Ausstoß wurde um vier Tonnen reduziert. Aktuell betreibt die Gemeinde elf Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von rund 135 Kilowatt Peak. Der durchschnittliche Jahresertrag liegt laut Fuchs bei circa 139 000 Kilowattstunden. Die CO2-Einsparung beträgt 81 Tonnen pro Jahr. Die Eigenstromnutzung liegt bei rund 40 Prozent. 2023 und 2024 sind weitere neun Anlagen mit einer Gesamtleistung von 340 Kilowatt Peak geplant.
Die Ausgaben für Klima- und Naturschutz summieren sich 2023 auf mehr als 1,1 Millionen Euro.