Der Secondhand-Laden am Klinikum am Weissenhof in Weinsberg ist auch ein bisschen Therapie
Der Förderverein hat den Shop "Stoffwechsel" auf dem Gelände der Weinsberger Fachklinik 2009 eröffnet. Für Patienten mit wenig Geld sehr wichtig. Aber es kann jedermann hier einkaufen.

Eine junge Frau zeigt sich von der einen, dann von der anderen Seite: Sie hat sich eine bunte Tunika mit passendem Gürtel ausgesucht und will nun von den ehrenamtlichen Helferinnen wissen, wie ihr das Outfit steht. Prima. Ausgesprochen gut. Die Patientin strahlt. Genau das will der Förderverein des Klinikums am Weissenhof mit dem Secondhand-Laden erreichen.
"Dass die Leute glücklich rausgehen", sagt Vize-Vorsitzende Marta Schoenebeck. "Es ist ganz arg wichtig, dass sich die Patienten in ihrer Haut wohlfühlen", ergänzt Beate Kochenburger. Die Fördervereins-Vorsitzende initiierte 2009 den Shop "Stoffwechsel".
13 ehrenamtliche Helferinnen
"Er wird sehr gut angenommen", berichtet Schoenebeck, eine von 13 Helferinnen. Zweimal pro Woche ist der Laden in dem Häuschen aus der Gründerzeit geöffnet. Während der Pandemie war der "Stoffwechsel" zeitweise geschlossen, dann unter Auflagen nur für Patienten geöffnet. Seit ein paar Wochen ist er wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Es gilt aber weiterhin, wie für die Klinik, die 3G-Regel. Die Räume der einstigen hauseigenen Bäckerei dienen nun als Herren, Damen- und Schuhabteilung.
Nach Größen und Farben sortiert

Es gibt einen großzügigen Bereich mit Umkleidekabinen. Alles ist nach Größen sortiert. An den Kleiderständern hängen, nach Farben sortiert, Hosen, Hemden, Blusen oder T-Shirts. "Es ist schon mit Arbeit verbunden", sagt Schoenebeck zum ehrenamtlichen Einsatz. Die Kleiderspenden, die in Säcken in den Container am Haus eingeworfen oder während der Öffnungszeiten abgegeben werden, müssen sortiert und aufgehängt werden. Nach Geschäftsschluss muss alles wieder akkurat hergerichtet werden.
Es fehlt ein bisschen an großen Größen
"Wir suchen gut erhaltene Sachen", sagt Claudia Kellermann, Sprecherin des Klinikums. Vor allem große Größen sind gefragt, weil es davon weniger unter den Spenden gibt. Und auch Männerkleidung. "Frauen sortieren eher aus", erklärt Schoenebeck die größere Auswahl für die Frau. "Wir nehmen auch Unterwäsche", sagt Kochenburger. Bei einer Notfalleinweisung habe nicht jeder Patient eigene dabei. "Wir bekommen deshalb so viele gute Sachen, weil die Leute wissen, sie gehen direkt an Bedürftige." Der "Stoffwechsel" sei ein Geheimtipp und bekannt für seine hochwertigen Waren.
Sich in seiner Haut wohlfühlen
"Anziehen, wohlfühlen, gut aussehen": Der Slogan des "Stoffwechsel" steht auf den Kugelschreibern, die als Werbegeschenk dienen. "Kleidung macht viel aus", sagt die Fördervereins-Vorsitzende. Der Secondhand-Laden sei für Patienten mit wenig Geld sehr wichtig. Er wirke wie ein Antidepressivum. "Stellen sie sich vor, sie nehmen fünf Kilogramm zu und ihnen passt nichts mehr. Dann finden sie hier ein Outfit, in dem sie sich richtig wohlfühlen. Sie schauen sich im Spiegel an und sagen: Ja, ich sehe gut aus." Das motiviere, ergänzt Schoenebeck.
Kostenlose Grundausstattung für Geflüchtete aus Ukraine
Der Laden biete auch Abwechslung vom Klinikalltag. "Es ist wie Shoppen gehen mit der Freundin", meint Kellermann. Und das zu Schnäppchenpreisen. Zehn bis 20 Prozent des Wertes werden verlangt. Wer sich auch das nicht leisten kann, kann auf seiner Station einen Antrag stellen für Kleidung zum Nulltarif. Nichts bezahlen müssen derzeit Geflüchtete aus der Ukraine. Sie können sich eine Grundausstattung aussuchen. "Sie sind auch in einer Notlage", sagt Beate Kochenburger.
Förderverein kann viel bewirken
"Das Klinikum ist sehr froh, dass wir den Förderverein haben. Er tut so viel für die Patienten", betont Claudia Kellermann. Schriftführerin Evelin Jandek nennt einige Beispiele: Patienten werden in Notsituationen unterstützt, Stationen erhalten Gesellschaftsspiele, die Kinder- und Jugendpsychiatrie wurde mit Indianer-Tipis ausgestattet, Therapiegeräte wurden auch schon finanziert. Neben dem Secondhand-Laden bringen Feste und der traditionelle Weihnachtsbasar Geld in die Fördervereinskasse.
Der Erlös aus dem Verkauf von Kaffee und Kuchen beim Flohmarkt am 21. Mai fließt ebenfalls an den mitveranstaltenden Förderverein. "Ich wollte für die Mitarbeitenden etwas Schönes bieten", sagt die Organisatorin Angela Reinheimer, Beauftragte für Chancengleichheit am Klinikum.
Öffnungszeiten: Der "Stoffwechsel" ist montags von 15.30 bis 17.30 Uhr und donnerstags von 9.30 bis 11.30 Uhr geöffnet.
Flohmarkt auf der Festwiese
Das Klinikum am Weissenhof sowie der Förderverein veranstalten am Samstag, 21. Mai, von 13 bis 17 Uhr auf der Wiese beim Festsaal einen Flohmarkt. Wer sich noch kurzfristig anmelden will, kann das unter Telefon 07134 752011 oder 07139 933643 tun. Voraussetzung ist, dass man selbst für die Ausstattung, wie einen Tisch, sorgt. Statt einer Standmiete ist ein selbstgebackener Kuchen mitzubringen. Der Erlös vom Kuchen- und Kaffeeverkauf geht an den Förderverein, der Erlös aus dem Waffelverkauf kommt Geflüchteten aus der Ukraine zugute.
Der Secondhand-Laden "Stoffwechsel" auf dem Gelände des Zentrums für Psychiatrie gehört zu den Bereichen außerhalb der klinischen Angebote, die sich auch an die Öffentlichkeit richten. Das gilt auch für das Café Auszeit, die Gärtnerei, für das Bücherlädle oder die großzügige Parkanlage. Zudem veranstaltet die Fachklinik auch ein Kulturprogramm mit Konzerten und Ausstellungen.